Elfenkrieg
du mir gerade mal bis zur Hüfte reichtest.«
»Nevliin, bitte. Ich weiß, ich bin die Letzte, die darum bitten darf. Ich weiß, wie du über mich denkst, aber ...«
Nevliin schüttelte seinen Kopf und legte einen Finger auf ihre Lippen. »Nein«, sagte er ernst und voller Entschlossenheit, »ich habe niemals schlecht über dich gedacht, Liadan. Einzig über mich selbst. Du warst mir niemals gleichgültig«, fuhr er fort, ohne Aurün die geringste Beachtung zu schenken. Er schien nur noch die Königin zu sehen. »Das sollst du wissen, bevor ich ...« Er schloss einen Moment lang die Augen und sah sie schließlich wieder an. »Die Aufgabe eines Ritters ist es, für seine Königin zu sterben.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah ihr in die Augen. »Und du bist die Einzige,die solch einen Tod wert ist.« Er küsste die entsetzte Liadan voller Hingabe auf die Stirn. »Du bist eine große Königin«, sagte er, als er schließlich einen Schritt von ihr zurücktrat. »Du wirst dieses Land zurück ins Licht führen.«
»Nevliin ...!« Liadan warf sich, gefangen im Eis, hin und her, während Nevliin eine formvollendete Valdoreener Verbeugung vor ihr vollführte, sich abwandte und ohne einen weiteren Blick zurück aus der Kammer verschwand.
»Nevliin!« Aurün hatte gebannt zugeschaut. Nun versuchte auch sie wieder gegen das Eis zu kämpfen. »Nevliin! Kommt sofort zurück! Nevliin!« Doch nichts geschah; ihre Schreie hallten sinnlos durch die Kammer.
Überall um sie herum herrschte ein wildes Durcheinander. Mit der ersten Flammensäule, die der Drache Ardemir ausgestoßen hatte, war das Chaos ausgebrochen. Von ihrer erhöhten Position aus und immer noch an den Mast gebunden, hatte Vinae das Geschehen ohnmächtig verfolgen müssen.
Anfangs hatte kaum jemand bemerkt, dass Ardemir von einem Pfeil getroffen worden war, doch als er plötzlich zu schwanken begonnen hatte und schließlich zusammenbrach, hatten auch Daeron und die Schlangenschilde begriffen, dass jemand Ardemir außer Gefecht gesetzt hatte. Vinae hatte den Pfeil schließlich erkannt, der genauso aussah wie jene der Silberritter bei den Angriffen auf die Tempel. Die Krieger der Königin mussten also gekommen sein, um Liadan zu befreien, und Ardemir war lediglich bewusstlos und nicht tot, wie sie befürchtet hatte.
Sofort hatten sich die Schlangenschilde und Wachen formiert, um zurück in die Stadt zu laufen und sich dem Kampf gegen das Heer der Königin zu stellen, doch plötzlich war die Umzäunung der Arena gebrochen, und die einfache Bevölkerung hatte den Kampf gegen die Sonnentaler Krieger eröffnet. Mit allem, was sie hatten, wehrten sie sich zum ersten Mal gegen die Führung des Landes.
»Verschont den Drachen!«, rief Vinae immer wieder, da sie fürchtete, die Stadtbewohner könnten dem bewusstlosen Ardemir etwas zuleide tun, doch die kümmerten sich ohnehin nurum die verhassten Schlangenschilde. Sie mussten wissen, dass die Drachen nicht aus eigenem Antrieb handelten, schließlich hatten sie Ardemirs Kampf beobachtet, und nun waren sie nicht mehr gewillt, die Grausamkeiten der Fürsten weiter zu erdulden. Sie wussten, wer für die Taten der Drachen verantwortlich war, und waren fest entschlossen, die Schuldigen büßen zu lassen.
»Tötet die Fürsten!«, erscholl es immer wieder aus der Menge. Mittlerweile hatten sich viele der einfachen Siedlungsarbeiter mit Schwertern gefallener Krieger bewaffnet, und doch würden sie am Ende unterliegen. Vinae wusste, sie würden bald, obschon sie in der Überzahl waren, zurückgedrängt werden, schließlich waren sie ungeübt, und die Schlangenschilde konnten selbst mit Silberrittern konkurrieren. Ihre einzige Chance bestand darin, dass Liadans Leute ihnen rechtzeitig zu Hilfe kamen.
»Schützt die Fürsten«, kam es wiederum von den Kriegern.
Vinae erkannte, dass Daeron sich inmitten von Schlangenschilden ins Getümmel gestürzt hatte.
»Formieren!« brüllte er immer wieder über das Getöse. »Zurück in die Stadt! Formieren!«
Die ersten Rebellen machten sich daran, zu Vinae auf das Schafott zu klettern, doch als Daeron dies bemerkte, kämpfte er sich sofort zu ihr durch. »Zur Fürstin!«, schrie er und bahnte sich einen Weg durch die Menge. »Lasst sie nicht an die Fürstin heran! Haltet sie auf!«
Die Schlangenschilde bei Vinae auf dem Podest schlossen den Kreis um sie herum enger, so dass sie beinahe nichts mehr erkennen konnte.
»Vinae!« Daeron hatte es bis zu ihr auf die Plattform
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