Elfenkrieg
in der Sonnentaler Mittagssonne auf. Vinae blickte zu Daeron, der sie mit seinen bernsteinfarbenen Augen ansah. Warm schien sich das Licht auf sein goldenes Haar zu legen. Er wirkte einen Moment lang so, wie er hätte sein können, wäre sein Herz nicht von dieser Schwärze befallen gewesen.
Die schmale, gebogene Klinge traf seinen Hals von der Seite.
Vinae kniff die Augen zusammen und kreischte auf, als Daerons Kopf von seinem Körper getrennt wurde. Der Boden schien sich unter ihr aufgelöst zu haben. Sie stürzte wie in eine abgrundtiefe Dunkelheit.
Ein Arm schlang sich fest um ihre Taille und fing sie auf, zog sie hoch und zerrte sie über den Boden, Treppen hinab, während sie ihre Augen immer noch nicht öffnen konnte und während sie immer noch schrie, als wäre sie von einem Dämon befallen. Das alles war ein böser Traum.
Sie wurde geschüttelt, an beiden Schultern gehalten.
»Vinae!«, zischte Nevliin ihr zu, erst da gelang es ihr, die Lider zu öffnen.
»Du hast ihn getötet«, keuchte sie. »Du hast ihn einfach getötet. So wie meine Mutter. Du ...«
»Ich erwarte nicht von dir, dies zu verstehen.« Er packte ihr Gesicht mit den gepanzerten Händen und beugte sich zu ihr hinab. »Hör mir jetzt zu«, sagte er. »Es ist noch nicht vorbei.Du musst zu den Drachen. Verstehst du mich? Du musst verhindern, dass sie freigelassen werden.«
»Was?« Alles um sie herum schien sich zu drehen, die immer noch kämpfenden und flüchtenden Krieger verschwammen zu undeutlichen Schemen.
»Vinae!« Nevliin schüttelte sie. »Reiß dich zusammen. Die Drachen, verstehst du? Du musst dich beeilen. Los!« Er stieß sie von sich. »Lauf!«
Vinae fuhr herum und stolperte zwischen den Kriegern und Rebellen hindurch in die Stadt. Weder sah sie noch einmal den bewusstlosen Drachen noch Eamon, der immer noch hier unten irgendwo kämpfte.
Jenseits der Tore waren bereits vereinzelt Feuer ausgebrochen, die Bewohner bewarfen die Krieger mit in Öl getränkten brennenden Kleidern, welche sie um Steine wickelten.
Vinae musste auf den Marktplatz zu den Drachen. Würde sie jetzt nicht funktionieren, dann gäbe es bald noch viel mehr Tote, und unter den Toten wären die Königin, Aurün, ihr Vater, Nevliin ... Ardemir.
Wie in Trance wich sie den Kämpfern aus, kletterte irgendwann auf eines der Dächer und kam von dort unbehelligt bis zum Marktplatz. Vom letzten Dach stieß sie sich schließlich ab und landete auf dem Gitter des Drachenkäfigs. Ihr Körper schien zu wissen, was zu tun war, und als Vinae die Wachen an den Winden für die gigantische Käfigklappe sah, die bereits zur Hälfte geöffnet war, wusste sie auch, dass sie nun töten musste.
Sie wollte eben vom Käfig hinab zu den Kriegern springen und ihre Magie sammeln, da entdeckte sie feuerrotes Haar bei den Müllbehältern aufblitzen. Im nächsten Moment richtete sich dort Aurün, die Königin der Drachenelfen, auf, und als wäre dies noch nicht verrückt genug, folgte ihr auch noch Liadan, die Königin der Elfen – ihre Tante!
»Aurün!«, rief Vinae und winkte vom Käfig aus, der beinahe so hoch wie die Schlossmauern war. »Die Drachen!« Sie deutete zu den Winden. »Schnell!«
Aurün und Liadan warfen sich einen Blick zu, sie schienen abgehetzt, bei beiden waren die Handgelenke blutig. Vinae sah, wie beide zum Gerüst mit dem Drachenherzen blickten. Dann liefen sie jedoch auf den Käfig und Vinae zu. Was auch immer sie vorgehabt hatten, musste warten. Wären die Drachen erst mal frei, wäre alles verloren.
Mit nun neuem Mut über ihre unerwartete Unterstützung sprang Vinae vom Käfig und eilte den beiden Königinnen hinterher, die sich sofort in den Kampf stürzten.
Wie ein leckes Boot auf stürmischer See wurden sie von der Menge in die Stadt gespült. Eamon kämpfte immer noch mit ihm völlig fremden Elfen gegen die Schlangenschilde.
Die Feuer in dieser einst so prächtigen weißen Stadt breiteten sich aus. Ställe gingen in Flammen auf, Pferde wieherten und preschten reiterlos durch die Menge. Der Lärm war ohrenbetäubend, das Tosen der Feuer, die Schreie der Krieger, das Klirren von Metall.
Aus den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden schlugen die Flammen bereits hoch in den Himmel. Aus mancher der eng verwinkelten Gassen gab es kein Entkommen mehr. Unwissende flohen in Sackgassen und fielen entweder den Kriegern oder dem Feuer zum Opfer. Glühende Asche flog wie Schnee durch die Luft und bedeckte die Gesichter und das Haar der Kämpfenden.
Immer wieder
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