Elfenkrieg
aufgerissenen Augen den Kampf. »Daeron gebt auf und stellt Euch! Es ist vorbei!«
Doch ihr Gatte kämpfte mit aller Verbissenheit und dem Zorn, der sich vorhin noch gegen sie gerichtet hatte. Vielleicht war er nicht so geübt und wendig wie Nevliin, doch in seinen Schlägen lag eine ungeheure Kraft.
Ein hoch gezielter Schlag gegen den Kopf brachte Daeron beinahe aus dem Gleichgewicht, doch er fing sich noch rechtzeitig und konnte sich aus der Bahn der Klinge drehen. Aus dieser Drehung heraus schlug er sofort wieder zu, Nevliin parierte jedoch und stieß den Fürsten von sich. Ruhe ging vom Weißen Ritter aus, während in Daerons Augen der Hass nur so Funken zu sprühen schien.
Nevliin parierte einen dieser harten Schläge von Daeron und ließ die Klinge nach unten abgleiten. In dem Moment, in dem Daeron der Bewegung folgte und halb gebückt dastand, traf ihn dann plötzlich Nevliins Ellbogen mitten ins Gesicht. Fassungslos taumelte Daeron zurück, doch er war zu langsam. Er kam nicht mehr dazu, sein Schwert zu heben. Nevliin trat es ihm mühelos aus der Hand. Ein weiterer Tritt in die Knie ließ Daeron schließlich zu Boden gehen.
Vinae stieß die Luft aus und beobachtete voller Entsetzen, wie Nevliin vor den Fürsten trat und auf ihn hinabblickte.
»Verabschiedet Euch von dieser Welt«, sagte der Weiße Ritter und hob sein Schwert.
»Nein!« Vinae stürzte auf ihn zu und stellte sich vor Daeron. »Das kannst du nicht tun, Nevliin!«
Nicht das geringste Gefühl zeigte sich in den Augen des Ritters, als er sie mit der Breitseite der Klinge zur Seite schob. »Geh aus dem Weg, Vinae.«
»Nein!« Sie meinte zu ersticken. »Das darfst du nicht!«
»Ich muss dir seine Verbrechen wohl kaum aufzählen«, gab Nevliin zurück, ohne seinen Blick vom unbewaffneten Daeron zu nehmen, der den Ritter genauso stoisch und kalt anblickte. »Er hat es verdient.«
»Du hast gewonnen, Nevliin«, versuchte Vinae ihn weiter von seinem Tun abzubringen. »Daeron wird vor ein Gericht gestellt. Dort wird ihm Gerechtigkeit widerfahren, aber du bist nicht diese Gerechtigkeit. Hör auf damit, zu viele sind bereits gestorben.«
Nun sah er sie endlich an, und auch Daeron richtete seinen Blick auf sie. Überraschung stand darin, ehrliches Erstaunen und eine Zärtlichkeit, welche die verborgene Wärme in seinem Herzen zum Vorschein brachte. Auf seine kranke und besessene Weise schien er sie tatsächlich zu lieben.
»Diese Welt wird keinen Frieden finden«, sagte dann jedoch Nevliin zu ihr, »solange dieser Elf und sein Bruder leben.« Er sah Vinae in die Augen. »Dieses Land braucht eine starke Königin. Dafür ist jetzt wieder gesorgt. Doch es muss reingewaschen werden von solchen wie ihm.« Er deutete auf Daeron.
»Es ist nicht deine Aufgabe, diese Welt reinzuwaschen!«, schrie Vinae ihn an und wusste selbst nicht, wieso sie der Gedanke an Daerons Tod so sehr traf. »Bitte, lass Daeron leben«, flehte sie dann, doch sie konnte Nevliins Antwort bereits in seinen schwarzen Augen lesen.
»Es tut mir leid«, sagte Nevliin und sah auf Daeron herab. »Gewisse Dinge müssen erledigt sein, ehe ich gehen kann. Außerdem gab ich mein Versprechen, dich zu befreien. Dieses kann ich nicht brechen.«
»Du hast mich doch befreit!« Vinae deutete auf den Mast hinter sich. »Ich bin frei, Daeron ist in deiner Gewalt.«
»So ist es nicht gemeint.« Nevliin hob erneut sein Schwert, und da fiel Vinae die Abmachung zwischen Gregoran und Nevliin wieder ein.
Nevliin wird die Sache beenden, hatte Gregoran ihr vor seinem Tod gesagt. Er würde die Sache beenden und sich selbst und Gregoran in Acre befreien.
Gregoran hatte seine Rache an ihrer Mutter genommen, doch die an den beiden Fürsten hatte er Nevliin aufgetragen, so dass er befreit sterben konnte.
Doch was hatte das mit ihr zu tun? War auch ihre eigene Befreiung Bestandteil dieser Abmachung gewesen? Damals hatte doch keiner der beiden gewusst, dass sie in Gefangenschaft geraten würde.
So war das nicht gemeint, hatte Nevliin ihr eben gesagt. Nein, so war das nicht gemeint, denn er hatte Gregoran ihreBefreiung von Daeron versprochen. Die Lösung des Ehebandes, welches nur durch den Tod getrennt werden konnte.
»Nein!« Vinae machte einen Satz nach vorn. »Das darfst du nicht!«
Etwas schien sie zurückzuhalten, sie nicht von der Stelle kommen zu lassen. Nevliins Schwert bewegte sich viel schneller in diesem tödlichen Bogen hinab, als sie ihre Hand nach ihm ausstrecken konnte. Der Stahl blitzte
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