Elfenkrieg
überhaupt etwas bedeutete.
Nahe der Einstiegsluke am Marktplatz wich Nevliin zu ihrer Überraschung vom Weg ab und führte sie in eine abgelegene Kammer, die offenbar eine Art Vorratslager für Elixiere war.
»Hier solltet Ihr vorerst sicher sein«, meinte Nevliin und sah sich in dem Raum um. »Aurün, habt Ihr den Schlüssel zum Drachenherzen immer noch bei Euch?«
Unwillkürlich griff Aurün an die Brusttasche ihres Kleides und nickte. Ihr entging nicht, dass er diese Geste aus den Augenwinkeln beobachtete. »Natürlich«, antwortete sie, ohne den Argwohn in ihrer Stimme zu verbergen. »Ich trage ihn immer bei mir. Wieso?«
»Er wird benötigt.«
Ehe sie sich versah, hatte Nevliin ihren Arm gepackt und gegen die Wand gedrückt. Mit der anderen Hand hob er einen Wasserkrug hoch und schüttete den Inhalt über ihre auf dem Rücken festgehaltene Hand.
»Nevliin!«, hörte sie noch Liadans entsetzten Aufschrei, doch da nahmen Nevliins Augen auch schon den magisch silbernen Schein an, und sofort wurde das Wasser um sie herum zu Eis und bannte sie an die Wand. Mit einer schnellen Bewegung hatte er ihr auch den zweiten Arm auf den Rücken gedreht und fror auch diesen fest.
»Was soll das?« Aurün versuchte vergeblich, sich zu befreien, während Nevliin in ihre Brusttasche fasste und das wertvolle Kästchen mit der Phiole Drachenblut herausnahm.
»Wagt es nicht«, fuhr sie ihn an, als Liadan auch schon zwischen sie trat.
»Nevliin!« Die Königin versuchte, ihn zu sich herumzudrehen, so dass er sie ansehen musste, doch da ließ Nevliin das Kästchen auch schon an seinem Gürtel neben der Schwertscheide verschwinden, dann wirbelte er herum und packte die Königin an beiden Armen.
Liadan war völlig überrumpelt. »Wie könnt Ihr es wagen!«, schrie sie ihn an, als sie sich zu befreien versuchte, doch Nevliin schob sie mit seinem Körper zurück und presste sie gegen die Wand. Seine Arme umschlangen sie, als er auch ihre Hände auf dem Rücken zusammenhielt.
»Lasst mich los!« Liadan wand sich und stemmte sich, so gut es ihr möglich war, gegen ihn, doch Nevliin hielt sie ohne Erbarmen umschlungen. Dann spürte Aurün, dass sich das Eis weiter ausbreitete und auch auf Liadan überging. Schließlich war auch die Königin gefangen.
»Es tut mir leid, Euch so behandeln zu müssen«, sagte Nevliin und ließ schließlich die Hände der Königin los, ohne jedoch von ihr zurückzutreten. Er hielt ihrem wütenden Blick stand. »Es wird Euch zu gegebener Zeit gelingen, Euch selbst zu befreien. Das Eis wird schmelzen.«
»Was habt Ihr vor?« Liadans Stimme klang nun nicht mehr zornig, sondern besorgt.
»Ihr wollt das Drachenherz vernichten«, keuchte Aurün, bevor Nevliin antworten konnte. »Ihr wollt mein Volk vernichten!«
»Ja«, antwortete Nevliin ohne Gefühl. »Es ist die einzige Möglichkeit, um einen weiteren Missbrauch dieser Macht zu verhindern und um die Silberritter zu retten.«
»Aber Ihr werdet dabei sterben«, erwiderte Liadan.
»Ich weiß.« Einen Moment schien es, als hätte Nevliin gelächelt. »Es soll so sein.«
»Nein!« Liadan und Aurün schrien beide gleichzeitig auf und versuchten, sich aus dem Eis zu befreien.
»Das könnt Ihr nicht machen!«, kreischte Aurün in unbändiger Wut.
So weit waren sie gekommen, und nun war es plötzlich Nevliin, der das Überleben ihres Volkes bedrohte? Wenn dasDrachenherz zerstört wurde, würde jeder Drache von seinem Seelenpartner getrennt werden, und die Drachenelfen wären nichts weiter als einfache Elfen. Ein ganzes Volk wäre tot.
»Nevliin«, flehte auch Liadan. »Lasst uns gehen. Wir finden eine Lösung für die Ritter, Ihr müsst nicht für sie sterben.« Niemals zuvor hatte Aurün die Königin so hilflos gesehen.
»Es ist Zeit für mich«, antwortete Nevliin sanft. »Ihr versteht, was das heißt. Es gibt keinen anderen Weg.«
»Doch!« Liadan riss am Eis. »Ihr dürft das nicht tun, ich befehle es Euch. Ihr sagtet selbst, Ihr seid mein Ritter, Ihr seid der Fürst von Valdoreen, ich erlaube Euch nicht, zu sterben. Habt ihr verstanden? Ich erlaube es nicht!«
Ein wahrhaftiges Lächeln spielte um Nevliins Mund und ließ ihn wie einen Fremden wirken. Niemals hätte Aurün gedacht, dass ein Lächeln in diesem Gesicht schön sein könnte.
»Liadan«, flüsterte er und hob seine Hand an ihr Gesicht, eine unwirklich zärtliche Geste von diesem stets so unnahbaren Mann. »Kleine Liadan, ich habe dich schon damals für deine Willenskraft bewundert, als
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