Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
Vom Netzwerk:
anderen, aus denen Hilferufe zu ihnen drangen.
    Aurün bemühte sich, weder nach rechts noch links zu sehen, während sie ganze Hallen mit halbtoten Gefangenen durchquerten, und doch brannten sich ihr die starren Augen aus der Dunkelheit ins Gedächtnis. Nevliin hingegen tötete jeden, der ihm über den Weg lief. Er durchschnitt Kehlen, trennte Gliedmaßen ab und enthauptete mit einem einzigen Hieb seines Schwertes die Sonnentaler Wachen. Hätte Aurün es nicht besser gewusst, hätte sie geglaubt, er wäre von irgendeiner dunklen Macht besessen, doch sie konnte ohnehin nichts anderes tun, als ihm zu folgen. Nur selten bekam sie Gelegenheit, selbst einen Pfeil abzuschießen und Nevliin Deckung zu geben.
    Eine schiere Ewigkeit folgten sie einem halbverfallenen Tunnel, der schließlich in einen gewölbeartigen Kellerraum führte.
    Aurün meinte ihren Augen nicht trauen zu dürfen, als siedie Königin Liadan hoch aufgerichtet hinter einer Wand aus Gitterstäben erkannte.
    »Aurün! Nevliin!«, rief Liadan. Das Erstaunen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Die Gitterstäbe mit den Händen umklammernd, blickte sie ihnen erwartungsvoll entgegen, doch nun standen einige Schlangenschilde zwischen ihnen.
    Schon auf dem Weg hierher hatte Nevliin den einen oder anderen beseitigt; jetzt jedoch musste Aurün sich an dem Kampf beteiligen. Mit dem Schwert eines Toten warf Aurün sich ins Getümmel. Sie war eine Bogenschützin und konnte mit einer Klinge höchstens mittelmäßig umgehen, doch Nevliin entkam ohnehin niemand. Seine blau glühende Klinge erleuchtete den gesamten Raum und fuhr wie ein Silberblitz durch die Luft. Jeder Elf, auf den der Blick aus den magisch silbernen Augen des Ritters fiel, war dem Tod geweiht. Es war ein Kampf, wie ihn Aurün nie zuvor gesehen hatte. Nevliin tötete, als kämpfte er für seine Liebe, auch wenn Aurün wusste, dass diese längst bei den Sternen auf ihn wartete. War es die Erinnerung an seinen Kampf um Vanora? Sein Entschluss, nicht mehr zu spät zu kommen? Doch wieso für Liadan? Aurün wusste, er hatte die Königin schon als kleines Mädchen gekannt. War zwischen den beiden vielleicht einst mehr gewesen?
    Als der letzte Gegner außer Gefecht war, schlug Nevliin mit einem Schwerthieb das Schloss der Zelle ab und reichte der Königin seine gepanzerte Hand, während Liadan ihn leicht entrückt ansah und sich über einen Toten hinweg aus ihrem Gefängnis führen ließ.
    »Ich hätte mit Eamon gerechnet«, sagte sie. »Doch Euch hätte ich nicht erwartet.« Sie sah zu Aurün und nickte dankbar. »Ich stehe in Eurer Schuld.«
    Aurün schüttelte den Kopf. »Ich bin glücklich über jede Gelegenheit, meine Schuld an Euch abtragen zu können«, gabsie zurück. Sie hatte Liadan in deren Kampf um die Befreiung ihres Volkes viel zu verdanken, denn ohne deren Ritter wäre sie völlig allein gewesen.
    »Und Ihr Fürst Nevliin.« Liadan wandte sich Nevliin zu. Ihr Kleid war zerrissen, die Silberketten in ihrem Haar hatten sich darin verfangen, und doch wirkte sie immer noch durch und durch königlich. »Hat mein Bruder Euch gezwungen, hierherzukommen?«
    »Ich bin immer noch ein Silberritter, meine Herrin«, gab Nevliin zurück und deutete eine Verbeugung an.
    Liadan nickte langsam und musterte seine weiße Rüstung. »So scheint es«, meinte sie und sah ihm wieder in die Augen.
    Ohne sich eine Regung ansehen zu lassen, erwiderte Nevliin ihren Blick, und einen Moment lang schien es, als führten die beiden ein stummes Gespräch. Aurün konnte lediglich die Stimmungen an den beiden wahrnehmen. War diese Befreiung vielleicht Nevliins Zeichen, um seiner Königin eine Versöhnung anzubieten? Ihr zu sagen, dass der Groll, den er seit vierundachtzig Jahren gegen sie hegte, nun endlich begraben war?
    »Wir müssen gehen«, sagte Nevliin dann und deutete in den Tunnel, aus dem sie gekommen waren. »Eamon braucht Hilfe, und Ihr müsst an einen sicheren Ort, Majestät.«
    Ohne weitere Zeit zu verschwenden, machten sie sich auf den Rückweg. Liadan fragte nicht nach all den toten Wachen und Schlangenschilden, die sie passierten. Nach dem Kampf im Verlies konnte sie sich denken, wie erbarmungslos Nevliin hier gewütet hatte. Aurün fragte sich nach wie vor, wie der Ritter vom Aufenthaltsort der Königin gewusst hatte. Die Zelle hatte sich nicht von den anderen unterschieden. Einzig schwach leuchtende Kristalle waren ihr auf dem Boden aufgefallen. Sie wusste jedoch weder, was das zu bedeuten hatte, noch ob es

Weitere Kostenlose Bücher