Elfenkrieg
ovaler Spiegel in einer Goldfassung angebracht war, und sah in ihm Daeron, der sich knapp hinter ihr hielt. Er betrachtete sie im Spiegel, und als er seine Hand nach ihr ausstreckte, zuckte sie zusammen. Sie drehte sich zu ihm herum und verfluchte sich selbst dafür, in diese Falle gelaufen zu sein. An die Kommode gepresst, blickte sie zu ihm auf und wünschte sich, sie könnte mit dem Möbelstück in ihrem Rücken verschmelzen. Zu ihrem Glück blieb Daeron einen Schritt vor ihr stehen und machte auch keine Anstalten, näher zu kommen. Stattdessen holte er etwas aus der Manteltasche und streckte es ihr entgegen.
»Ein Geschenk«, sagte er. »Ein Willkommensgeschenk.«
Vinae nahm den kleinen Gegenstand entgegen und erkannte darin einen schlichten, fingerdicken Armreif in einem mattenSilber. In dem Reif befand sich ein leuchtender Rubin, von dem auf eine beunruhigende Art leise Magie ausging. »Was ist das?«, fragte sie und drehte den Reif in ihren Händen.
Daeron sah sie mit seinem Falkenblick an. »Ich möchte, dass du ihn trägst«, sagte er rau.
Vinae wollte zurückweichen, stieß jedoch lediglich schmerzhaft gegen die Kommode. »Ihr haltet mich hier gefangen.« Sie konnte kaum noch sprechen. »Die Kerkerketten nehmt Ihr mir und wagt es das hier«, sie hielt den Armreif hoch, »ein Geschenk zu nennen?« Sie wollte zur Seite ausweichen und an ihm vorbeigehen, doch Daeron kam blitzschnell vor und legte seine Hand gegen den Spiegel, so dass sein Arm ihr den Weg versperrte.
»Ich verstehe deinen Unmut«, sagte er und beugte sich viel zu nah über sie. »Aber du musst ihn ertragen.«
»Meinen Unmut?« Der Versuchung, ihn anzuspucken, widerstand sie kaum. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, zum Schloss zu kommen? Sie hätte fortlaufen sollen! In den Siedlungen außerhalb der Stadt gab es genügend Familien, die sie eine Zeitlang versteckt hätten. Aber sie wusste immer noch nichts über die Drachenelfen. »Ihr sperrt mich in dieses Schloss«, sagte sie mit bebender Stimme. »Unmut ist wohl etwas untertrieben.«
Daeron seufzte und nahm ihr den Armreif aus der Hand. Dann hob er ihren Arm, und im nächsten Moment erklang ein Klicken, und die magische Fessel hatte sich um ihr Handgelenk geschlossen. »Du bist nicht im Schloss gefangen«, sagte er und trat einen winzigen Schritt zurück, so dass sich Vinae zumindest wieder aufrichten konnte. »Du darfst dich im Schloss, aber auch in der Stadt frei bewegen«, erklärte er. »Gehst du jedoch weiter als bis zu den Stadtmauern, werde ich es wissen, und von da an werde ich auch sehen, wohin du gehst. Versuchst duden Armreif abzunehmen, werde ich auch das wissen und, Vinae ...« Er sah ihr in die Augen. »Ich vertraue darauf, nicht wiederholen zu müssen, was ich dir heute Morgen gesagt habe.«
Vinae stand da wie vom Blitz getroffen. Diese Drohung erschreckte sie. Sie hatte nicht vergessen, dass er sich für jede ihrer Taten an Nefgáld oder anderen rächen wollte. »Ich habe verstanden«, sagte sie mit Verachtung in der Stimme. »Ihr habt Euch klar ausgedrückt, Fürst Daeron, glasklar.«
Daeron sah sie noch einen Moment lang mit so etwas wie Bedauern an, dann verbeugte er sich knapp vor ihr und verließ mit eiligen Schritten das Zimmer. Die Tür schloss sich, und Vinae starrte immer noch geradeaus, unfähig, sich zu rühren.
Es war alles verloren. Wie sollte sie mit diesem verfluchten Ding am Arm zu den Siedlungen außerhalb der Stadt gelangen, um den Bewohnern dort zu helfen? Wie sollte sie zum Treffpunkt mit Ardemir reiten?
Vinae raffte sich auf und durchschritt das Gemach. Sie riss die Tür auf und lief beinahe in zwei Wachen, die sich dort postiert hatten.
»Herrin Thesalis.« Die Schlangenschilde verneigten sich kurz und traten etwas zur Seite. Fassungslos sah Vinae zwischen den beiden hin und her. Dann stürmte sie an ihnen vorbei. Sie lief den Korridor entlang, durch den sie gekommen war, hinaus zu den weißen Bogengängen und beschleunigte ihre Schritte, als sie Daeron weiter vorne erblickte.
»Wachen?«, rief sie, wodurch der Fürst stehen blieb und sich zu ihr umdrehte. »Ihr postiert Wachen vor meinem Zimmer?«
Daeron sah an ihr vorbei zu den Schlangenschilden, die Vinae gefolgt waren. »Du solltest dich beruhigen, Vinae«, sagte er.
Wutschnaubend hielt Vinae vor ihm inne, die Hände zu Fäusten geballt und den Wunsch unterdrückend, sie gegen seine Brust zu hämmern.
»Beruhigen?« Sie hob ihren Arm und hielt ihm den Rubin vors Gesicht. »Wozu die
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