Elfenkrieger (Mithgar 02)
zu retten. Doch abgesehen davon enthüllten sie nur wenig. Allerdings bewachten sie eine kleine, in Segeltuch gehüllte Truhe, die sie mit zurückgebracht hatten. »… und ich würde mich nicht wundern, wenn ein Teil des Drachenschatzes darinnen ist«, sagte der Schankwirt, als sie nach oben auf ihre Zimmer gegangen waren.
Müde vom Schlafmangel legten sich die sechs gleich ins Bett. Und Wunder über Wunder, als der Morgen kam, schlief Egil tief, fest und traumlos durch.
»Keine bösen Träume, Chier?«, fragte Arin, während sie ihren Liebsten in den Armen hielt.
»Überhaupt keine«, erwiderte Egil.
»Vielleicht hören sie jetzt auf, wo Ordrune nun tot ist.«
»Vielleicht. Aber böse Träume oder nicht, die Erinnerungen bleiben.«
Drei Tage später, nachdem sie sich mit ausreichend Vorräten versorgt hatten, setzten sie die Segel ihrer Schaluppe. Viele Stadtbewohner kamen zum Pier, um sie zu verabschieden, denn schließlich waren sie auf dem Drachenhorst gewesen und hatten überlebt.
Die Breeze verließ Haven am zwanzigsten Maitag bei Flut und schlug einen westlichen Kurs ein, doch wohin ihre Reise gehen sollte, wusste keiner der Stadtbewohner.
Bei wechselhaftem Wetter segelten sie nach Westen durch das Borealmeer ins Nordmeer und schließlich in den Westonischen Ozean, wo ihr Ziel lag.
Schließlich, am zweiundzwanzigsten Junitag, dem Tag der Sommersonnenwende, liefen sie gegen Mittag in Kairn, der Stadt der Glocken, im westlichen Teil der Insel Rwn ein.
Wasser rauschte aus dem Fluss Kairn ins Meer, der mitten durch die Stadt floss und als Wasserfall über einen hundert Fuß tiefen Abgrund schoss, aber die Schaluppe erreichte den Katarakt nicht, weil sie sich den Hafenanlagen von Norden näherte.
Als die sechs die Klippe erklommen, auf der die Stadt lag, läuteten überall die Glocken zu Mittag.
Kurz darauf wurden sie zu der kleinen Insel im Fluss übergesetzt, auf der sich die Akademie der Magier befand, deren fünf Türme ein Pentagramm um einen sechsten Mittelturm bildeten.
Ein Lehrling führte sie in den Mittelturm und zu ihrer Audienz bei der Regentin – Magierin Doriane, die kürzlich aus Vadaria zurückgekehrt war, das sagte jedenfalls der Lehrling. Er führte sie zum Audienzsaal im Erdgeschoss, und nach kurzer Wartezeit wurden sie vorgelassen.
Die schwarzhaarige Doriane begrüßte sie, und ihre hellblauen Augen weiteten sich ein wenig beim Anblick der kriegerischen Ryodoterin und der Dylvana.
Burel stellte die Last, die er trug, auf einem Tisch in der Nähe ab, und nach der gegenseitigen Vorstellung, als Doriane fragte, was sie herführe, schlug er das Segeltuch beiseite und enthüllte die silberne Schatulle.
Obwohl sie es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, sollte Doriane an diesem Tag keine weiteren Besucher mehr empfangen.
»Meine Güte, welch eine Geschichte«, sagte Doriane. Sie betrachtete den Drachenstein, der auf ihrem Schreibtisch lag.
»Wir hielten das Artefakt für endgültig verloren, aber das ist tatsächlich der echte Drachenstein.«
»Woher wisst Ihr das?«, fragte Ferai.
»Nun, auch Dara Arin könnte die Echtheit des Drachensteins bestätigen.«
Arin sah die Regentin an. »Wie das?«
Doriane lächelte. »Betrachtet ihn einfach mit Eurer speziellen Sicht.«
Arin richtete den Blick auf den Stein und sagte dann verblüfft: »Er ist verschwunden! Ich kann überhaupt nichts wahrnehmen.«
Doriane lachte. »Ganz genau, Dara, denn es handelt sich um den geheimnisvollen Stein von Xian: Er entzieht sich allen magischen Versuchen der Wahrnehmung, und er scheint Macht über die Drachen zu haben. Dass Ihr überhaupt eine Vision von dem Stein hattet, widerspricht allem, was wir von ihm wissen. Ich kann es nur Eurer wilden Magie zuschreiben.«
Arin wandte sich an die Magierin. »Wilde Magie oder nicht, es ist tatsächlich der Stein aus meiner Vision. Aber eigentlich will ich wissen, ob sich meine Vision nun, da der Stein sich wieder in der sicheren Obhut der Magier befindet, immer noch bewahrheiten wird.«
Doriane runzelte die Stirn. »Das kann ich nicht sagen. Ich kann nur versprechen, dass wir den Stein in das tiefste Gewölbe sperren werden, und diesmal wird ihn niemand stehlen, denn wir werden ihn mit tödlichen Schutzvorrichtungen umgeben.«
Bei einem späten Abendessen sagte Doriane als Antwort auf Delons Frage: »Was das Schicksal des Drachen Raudhrskal angeht, so glaube ich, dass er nicht überlebt hat, denn zwei Kraken wären wohl für jeden Drachen zu viel
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