Elfenkrieger (Mithgar 02)
kein Netz aus Seilen.
Die beiden Gestalten wurden von der gewaltigen Strömung ins Freie gespült. Egil kämpfte sich an die Oberfläche und schnappte nach Luft, um gleich darauf von einem riesigen Fangarm am Bein gepackt und wieder in die Tiefe gezogen zu werden.
Er bemühte sich, wieder nach oben zu kommen, doch seine Anstrengungen waren vergeblich, da seine Kraft verglichen mit der des Kraken unbedeutend war. Seine Axt hatte er irgendwo unterwegs verloren, und so zog er seinen Dolch und stach verzweifelt auf das Seeungeheuer ein, doch ohne Erfolg, denn die Klinge glitt wirkungslos von der zähen Haut ab.
Und nun, da der Krake sein Opfer gepackt hatte, schwamm er wieder zur Felsspalte zurück. Egils überlastete Lunge brannte in seiner Brust, und sein Leib zuckte wie unter Krämpfen, da alles in ihm nach Luft schrie.
Doch da war nur Wasser, und in den letzten Momenten, als die Finsternis sich auf sein Bewusstsein legte, konnte der Fjordländer dem Drang zu atmen nicht mehr widerstehen und sog in tiefen Zügen Wasser in seine Lunge.
So ertrank Egil Einauge im Griff des Kraken.
36. Kapitel
»Egil!«, schrie Arin mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen. »Egil!«
Sie versuchte sich aus Burels Umarmung zu befreien, doch er hielt sie fest und sagte: »Dara, Dara, wir können nichts tun.«
Delon streifte hastig seine Stiefel ab, band sich ein Seil um die Hüften und machte sich bereit zu tauchen, doch Aiko hielt ihn auf und sagte: »Burel hat Recht, wir können nichts tun.«
So sahen sie ohnmächtig zu, wie der riesige Krake mit Egil in einem Fangarm lautlos unter Wasser zum Höhleneingang schwamm, während der zweite Krake kehrt machte, um sich dem ersten anzuschließen. Die einzigen Geräusche um sie her waren das leise Weinen Arins und das weit entfernte Tosen des Großen Mahlstroms.
Doch plötzlich wurde die Stille gestört:
RRRAAAAWWW! Von hoch oben hallte ein gewaltiges Gebrüll herab, und Raudhrskal stürzte sich mit angelegten Schwingen im Sturzflug an der Felswand entlang ins Wasser. Im Flug riss er das Maul weit auf und spie Flammen, sodass sich ein Feuerstrom vor ihm ins Wasser ergoss.
Und die Kraken kehrten um und schossen der Stelle entgegen, wo der Feuerstrom niederging.
Mit einem lauten Klatschen tauchte Raudhrskal ins Wasser, und eine riesige Welle schoss in die Höhe wie ein Geysir.
Gischt brandete gegen die Felswand und durchnässte jene, die auf dem Gesims kauerten.
Immer noch rasten die Kraken dem Drachen entgegen, als seien sie Rivalen und als wolle jeder als Erster dort ankommen. Und in ihrem Kielwasser…
»Egil!«, rief Arin und zeigte nach unten.
Unter ihnen im Wasser, in der Strömung, die ihn langsam in die äußerste Spirale des Großen Mahlstroms zog, trieb dicht unter der Oberfläche und von den Kraken vergessen, der leblose Egil.
»Sichert mich ab«, befahl Delon und reichte Aiko das andere Ende des Seils, das er sich um die Hüften gewickelt hatte. Dann sprang der Barde von dem hohen Felsvorsprung ins Wasser, während sich hinter ihm das Seil abwickelte. Er tauchte sauber ins Wasser ein, und ein Strom silberner Luftblasen trieb in seinem Kielwasser an die Oberfläche. Unter Wasser wendete er und schwamm zu dem reglos dahintreibenden Nordmann.
»Halte dich bereit, Burel«, rief Aiko, indem sie ihm das Ende des Seils gab. »Sobald er Egil festgebunden hat, ziehen wir ihn hoch.«
Augenblicke später hatte Delon Egil erreicht, ihn gepackt und an die Oberfläche gezogen. Der Barde löste das Seil um seine Hüften, band es dem Fjordländer um und rief: »Zieht ihn hoch!« Während Burel und Aiko den leblosen Mann auf das Gesims hievten, kletterte Delon an der Felswand empor und rief ihnen zu: »Kümmert Euch nicht um mich. Ich bin wohlauf… Aber Egil… er ist…«
Arin keuchte, doch Aiko sagte: »Zieh ihn trotzdem hoch, Burel. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.«
Burel hob den schlaffen Körper jetzt vor Anstrengung keuchend allein in die Höhe, während Aiko hinter ihm das überschüssige Seil aufwickelte.
Als Egil auf dem Gesims lag, biss Arin die Zähne zusammen. »Dreht ihn auf den Bauch«, sagte sie, dann kniete sie sich auf Egils Hüften und drückte mit aller Kraft auf seinen Rücken.
Wasser quoll aus Egils Lunge, und Arin drückte noch einmal. Mehr Wasser floss aus seinem halb geöffneten Mund. Und noch einmal drückte die Dylvana zu. Diesmal kam nur noch ein dünnes Rinnsal heraus, und Arin erhob sich, drehte Egil auf den Rücken und strich ihm die
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