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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dulden?
    »Du kennst also den Willen Gottes, Guido?« sagte Jules herausfordernd.
    »Zumindest weiß ich, was nicht sein Wille sein kann.«
    »Wusstest du, dass Lucien falsches Zeugnis über den Tod des heiligen Guillaume ablegte? Er behauptete, dabei gewesen zu sein, als Guillaume starb. Und mit seinen Lügen verdrehte er die Wahrheit in ihr Gegenteil.« Guido schwindelte es. Er sollte getäuscht werden!
    »Immer wieder, wenn ich dieses Refugium besuchte, habe ich mit dem Abt über dessen Wahn gesprochen. Doch Lucien war verstockt. Er bestand darauf, Lügen über den Tod unseres bedeutendsten Heiligen zu verbreiten. Ja, er behauptete sogar, er habe teilgehabt am Tod von Guillaume. Und die Elfen seien gekommen, um Guillaume zu retten.« Jules lachte. »Verrückt! Alles was geschah, hat er ins genaue Gegenteil verkehrt!«
    Guido vermochte den Blick nicht von all den Toten zu wenden. Manche hatten sich bei den Händen gehalten oder aneinander geklammert, als sie gestorben waren. »Das kann nicht Gottes Wille sein«, sagte er noch einmal. »Tjured ist voll der Gnade!«
    »Das ist er«, bestätigte Jules. Er stieg über Tomasins Leiche hinweg und packte Guido bei den Armen. »Deshalb hat er mich dreimal geschickt, um mit Lucien zu reden und auf ihn einzuwirken. Selbst heute habe ich es noch einmal versucht.« Er schob Guido eine Hand unter das Kinn und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. So schöne, blaue Augen. »Was wäre, wenn ich das Schwert Gottes bin, Bruder Guido? Was wäre, wenn Tjured mich geschickt hätte, den letzten Überlebenden der Mörder des heiligen Guillaumes zu strafen, weil dieser beschlossen hatte, sich seiner Bluttat zu brüsten?«
    »Dann hättest du neunundzwanzig Unschuldige getötete!« Guido machte sich los und trat einen Schritt zurück. »Warum musste Mariotte sterben, wenn du Lucien strafen wolltest? Und warum Jacques und Tomasin und all die anderen?«
    »Weil Gott in seiner unergründlichen Weisheit beschlossen hat, dass das Gift von Luciens Lügen schon zu lange auf sie eingewirkt hat, sodass er sie ihres Leibes berauben musste, um ihre Seelen retten zu können. Ich bin das Richtschwert, Guido.
    Doch das Todesurteil hat Lucien gesprochen, als er anfing, sie zu verblenden.« Die blauen Augen blickten ihn unerbittlich an. »Bist auch du ein Verblendeter, Guido?«
    Der Bruder wusste nicht, was er noch glauben sollte. Er zitterte am ganzen Leib. Auch wenn Jules die Wahrheit sagte, so war die Strafe zu hart. Das war nicht das Urteil des Gottes, an den er glauben wollte.
    »Nun?«
    Einer der geisterhaften Hunde stieß ein heiseres Bellen aus. Seine Hinterläufe knickten zur Seite. Die Pfoten strampelten hilflos, während er sich mit den Vorderläufen noch vorwärts zu schleppen versuchte.
    Jules wandte seinen eisigen Blick ab.
    Jetzt brach ein zweiter Geisterhund zusammen. Seine Brust wölbte sich wie der Blasbalg eines Schmiedes. Die Rippen brachen durch das bleiche Fleisch, und etwas Schwarzes quoll aus dem Hundeleib.
    Der Wanderer trat zu den verbliebenen beiden Hunden. Einer von ihnen hatte Mariottes Augen. Guido hätte jeden Eid geschworen, dass es jetzt wieder Mariotte war, die ihn ansah, so traurig waren diese Augen. Zuckend erbrach der Geisterhund einen Schatten, der sich windend in die Finsternis der Lichtpforte zurückkroch. Alle vier Hunde verendeten. Stille herrschte im Allerheiligsten.
    Rastlos ging Jules von einem Kadaver zum nächsten. Dabei achtete er nicht darauf, ob er auf die Leichen der Ordensbrüder trat. »Ihre Seelen waren zu schwach«, sagte er und blickte zu Guido, als müsse dieser verstehen, wovon er sprach. »Sie konnten die Yingiz nicht halten. Es war vergebens.«
    »Was war vergebens?«
    »Der Tod deiner Brüder und Schwestern«, entgegnete Jules kühl. »Ihr Sterben hat nicht seinen göttlichen Zweck erfüllt.«
    Blinde Wut packte Guido. Was sollte das heißen? Das Gott sich irren konnte? Dass dieses Massaker ein Irrtum war? Mit einem Wutschrei warf er sich auf Jules. Seine Fäuste schlugen auf das Gesicht des Ordensbruders ein. Unter seinen Hieben platzte Jules Lippe auf. Mit einem lauten Knacken brach sein Nasenbein. Blut rann ihm über Lippen und Kinn.
    Ein Wort ließ Guido versteinern. Eine unsichtbare Kraft hielt ihn gefangen und hob ihn hoch, sodass gerade noch seine Zehenspitzen den Boden berührten.
    Jules strich sich mit der Hand über das Gesicht. Seine Lippen waren augenblicklich verheilt und die Nase wieder gerichtet. Nur das Blut blieb zurück. »Du

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