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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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von Alvemer. Er hat es immer noch nicht aufgegeben, dich in die höheren Weihen des Falrach-Spiels einführen zu wollen.« Emerelle lächelte milde.
    »Verzeih mir. Ich erlaube mir diesen Spott, weil auch ich nicht gegen Elodrin bestehen könnte.« Die Königin knöpfte die gesteppte Weste auf, die sie während jeder ihrer Fechtstunden trug. Sie hätte der Schutzkleidung nicht bedurft. In all den Jahren, in denen sie nun schon die hölzernen Klingen kreuzten, hatte Obilee die Herrin Albenmarks nicht ein einziges Mal getroffen. Die meisten Albenkinder kannten Emerelle nur als ihre unnahbare Königin, doch einst war auch sie eine fahrende Ritterin gewesen, und in den Drachenkriegen hatte sie zuletzt die vereinten Heere der Elfenfürsten angeführt. Noch immer übte Emerelle jeden Tag im Fechtsaal. Sie war eine Meisterin in der Kunst des Schattenfechtens. Obilee hatte ihr oft zugesehen, wenn sie mit der Klinge in der Hand durch den weiten Fechtsaal wirbelte wie eine Tänzerin, die einer Melodie folgte, die nur sie allein zu hören vermochte. Es gab nur eine Hand voll Elfen, denen Emerelle das Privileg gewährte, den Fechtsaal zu betreten, wenn sie dort tief in der Nacht oder während der ersten Morgenstunden übte.
    Manchmal fragte sich Obilee, ob die Königin versuchte, Noroelles Platz auszufüllen. Die Elfenmagierin war einst Obilees Freundin und Lehrerin gewesen.
    Emerelle schenkte Wasser in einen Kristallkelch und bot ihn ihr an. Ein Schatten glitt durch den Raum, so wie manchmal an hellen Sommertagen die Schatten der Wolken über Land ziehen. Obilee zuckte zusammen. Nach all den Jahren hatte sie sich noch immer nicht daran gewöhnt.
    »Wenn Ollowain zurückkehrt, werde ich ihr Gefängnis im Nichts wieder versiegeln.« Die junge Kriegerin blickte zu ihrer Königin auf. Niemand wagte es, Emerelle direkt darauf anzusprechen, doch Ollowain war seit mehr als sieben Jahren verschollen, und auch die Krieger, die man ausgeschickt hatte, um nach ihm zu suchen, waren nie zurückgekehrt. Es gab keine Nachrichten mehr aus der Bibliothek von Iskendria. Dafür machte das Gerücht die Runde, der Hort des Wissens sei vom Nichts verschlungen worden. Wer wusste schon, was in der Zerbrochenen Welt geschah, wenn es den Yingiz sogar gelang, in den Palast der Königin einzudringen.
    »Kann denn nur der Schwertmeister die Schatten töten?« Obilee mied es, den Namen der Yingiz auszusprechen, denn sie fürchtete so die Aufmerksamkeit der Schattengestalten auf sich zu lenken.
    »Niemand vermag sie zu töten«, entgegnete die Königin in ungewohnter Offenheit. »Nicht einmal die Alben können das. Deshalb haben sie die Yingiz ins Nichts verbannt. Dort können sie kaum Schaden anrichten.«
    Obilee sah ihre Königin mit schreckensweiten Augen an. »Wir werden die Schatten also für immer erdulden müssen?«
    Emerelle wiegte sanft ihr Haupt. »Ich hoffe nicht. Ich vermag der Yingiz mit meiner Zauberkraft habhaft zu werden. Ich kenne sie. Es sind sieben, die um den Palast ihr Unwesen treiben, und es ist seit mehr als zwei Jahren kein neuer Schatten mehr hinzugekommen. Auch entfernen sie sich nie weiter als ein paar Meilen. Das Licht zieht sie an ... Oder vielleicht bin ich es. Sie verschlingen das Lebenslicht ihrer Opfer, wenn sie mächtig genug werden. Manchmal glaube ich, dass sie es auf mein Lebenslicht abgesehen haben. Dass ich ihre Trophäe bin. Deshalb verlasse ich die Burg nicht mehr.«
    Dafür gehen alle anderen, die einen Grund finden, sich davonzumachen, dachte Obilee. Erst letzte Woche hatte Meister Alvias seine Tochter nach Alvemer geschickt. Sie erwartete ein Kind, und der Hofmeister, der sonst zu den Treuesten der Treuen zählte, konnte den Gedanken nicht ertragen, dass der Schatten der Yingiz auf den erblühten Leib seiner Tochter fiel. Er schämte sich für diesen vermeintlichen Verrat, das hatte er Obilee anvertraut. Aber letztlich hatte ihn das nicht davon abgehalten, seiner Tochter die Reise zu befehlen.
    »Warum wirfst du die Schatten nicht zurück ins Dunkel, wenn du sie mit deiner Magie zu fangen vermagst, Herrin?«
    Emerelle strich mit einem Finger über den Rand des Pokals, den die junge Elfenkriegerin wieder abgestellt hatte. Ganz in Gedanken versunken, lauschte sie dem klagenden Laut des Glases. »Es wäre ein Fehler, sie zurück ins Nichts zu bannen, solange der verlorene Strang im Netz der Albenpfade nicht wiederhergestellt ist. Bis jetzt finden die Yingiz nur zufällig aus ihrem Gefängnis in unsere Welt. Doch was

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