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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Querwände einrasten. So wuchs schnell ein nach Fichtenharz duftendes Karree in die Höhe, das bald schon einer weiteren Gruppe Flüchtlinge Zuflucht vor dem nicht enden wollenden Winter gewähren würde.
    Obwohl schon viele Wochen verstrichen waren, seit Ulrics Vater Alfadas die Trolle vertrieben hatte, fanden immer noch täglich neue Flüchtlinge den Weg nach Sunnenberg, jenem Dorf, das wohl verborgen im ersten Tal des Rentiersteigs lag.
    Ein schriller Pfiff ließ Ulric aufblicken. Die Arbeiten an einem der Häuser waren fast vollendet. Wie die Rippen eines ausgeweideten Rentiers ragten die Dachsparren in den schneeverhangenen Himmel. Jetzt fehlte nur noch das Dach aus verflochtenen Tannenzweigen. Das taugte zwar nur bis zur Schneeschmelze, aber über das Frühjahr oder gar den Sommer redete im Augenblick ohnehin niemand. Alle Kräfte wurden eingesetzt, um von einem Tag zum nächsten zu kommen.
    Ulric stand auf und ging auf die halbfertige Hütte zu. Jetzt konnte auch er etwas tun. Solange die Krieger mit den schweren Stämmen hantiert hatten, wäre er nur im Weg gewesen. Nun galt es, die breiten Spalten zwischen den unbehauenen Stämmen mit Lehm und Moos abzudichten. Eine Arbeit für die Kinder.
    Schon kam eine johlende Schar angelaufen. Ulric kannte einige der Kinder: Ottar und die dunkelhaarige Asdis; beide hatten ihre Eltern während der Kämpfe um Sunnenberg verloren. Den dicken Guthorm, den die Hungerwochen so dürr wie alle anderen Kinder gemacht hatten, und den schlaksigen Eirik.
    Der hagere Junge war mehr als ein Jahr älter und zwei Köpfe größer als Ulric. In Firnstayn hatte er sich oft einen Spaß daraus gemacht, die blinde Halgard zu ärgern. Er hatte sie zum Straucheln gebracht, sie gehänselt oder ihr allen möglichen Unsinn darüber erzählt, was angeblich um sie herum geschah. Dutzende Male hatten sich Ulric und Eirik geprügelt. Und meistens hatte Eirik gewonnen. Jetzt war er der Anführer der Kinderschar, die zur Hütte gelaufen kam.
    Aus den Augenwinkeln sah Ulric, wie Ottar vor ihm zurückwich, als er sich ebenfalls der Hütte näherte. Auch Guthorm betrachtete ihn misstrauisch. Das Lachen war verstummt.
    Eirik stellte sich ihm breitbeinig in den Weg. Lautstark sog er Luft durch die Nase. »Es stinkt, findet ihr nicht auch? Riecht wie toter Fisch hier.«
    Ottar begann so sehr zu zittern, dass ihm das Moos aus den Händen fiel. Seine Schwester Asdis stellte sich schützend vor ihn.
    »Dann mach deinen Hosenstall zu, Eirik. Der Gestank ist wirklich nicht auszuhalten.«
    Ulric versuchte ein Lachen, doch es klang hohl.
    Der schlaksige Junge hob drohend die Fäuste. »Geh zurück in den Fjord, Wiedergänger! Hau ab, oder ich schleif dich an den Haaren zum Wasser hinab!«
    »Ich bin hier, um zu arbeiten – wie alle anderen auch.«
    »Du bist aber nicht wie alle anderen«, zischte Asdis. »Luth hat deinen Faden zerschnitten. Du gehörst nicht; mehr zu den Lebenden. Geh zu deiner toten Freundin und lass uns in Ruhe!«
    Ulric schluckte, er rang mit den Tränen. »Ich bin nicht ...« Er sah zu Guthorm, doch der abgemagerte Junge wich seinem Blick aus. Ulric hatte schon seit einer Weile bemerkt, dass ihm niemand direkt in die Augen sehen wollte. Er hatte nicht verstanden, warum das so war. Bisher hatte er sich eingeredet, dass die anderen eifersüchtig auf ihn waren. Seit er in der Höhle am Fjord den Troll getötet hatte, galt er als Krieger, auch wenn er noch ein Junge war. Ulric kannte alle Heldengeschichten über die toten Könige und ihre besten Krieger. Noch nie hatte ein Junge mit sieben Jahren einen Troll getötet. Er hatte jetzt das Recht, mit den Kriegern an der Festtafel zu sitzen, und er durfte Met trinken, wenn er wollte. Dabei wurde ihm ganz schwindelig und übel davon.
    Doch auch die Krieger mieden ihn. Seine Anwesenheit beschämte sie. Es gab nur wenige Männer, die gegen einen Troll gekämpft hatten und noch lebten.
    Ulric presste trotzig die Lippen zusammen. Dann ging er an Eirik vorbei. »Ich werde jetzt meine Arbeit tun.« Er bückte sich nach dem Lehmhaufen und griff mit beiden Händen in den eisigen Schlamm.
    Eirik packte ihn bei den Haaren und riss ihn nach hinten. »Ich habe dich gewarnt«, schrie er. »Jetzt bring ich dich hinab zum Fjord, wo du hingehörst. Und ich steck dich in einen Sack mit Steinen. Diesmal wirst du nicht wiederkommen!«
    Ulric fiel rücklings in den Schnee. Er lag kaum am Boden, da trat Eirik ihn auch schon in die Seite. Die anderen Kinder sahen einfach

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