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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zu. Niemand versuchte ihm zu helfen, nicht einmal Guthorm, der früher einmal sein Freund gewesen war. Einen flüchtigen Augenblick lang dachte Ulric daran, was sein Vater und Ollowain ihm über Ritterlichkeit im Kampf erzählt hatten. Wer sich an diesen Ehrenkodex hielt, ging unter!
    Eirik verpasste ihm einen weiteren Tritt. Ulric nahm dem Treffer etwas von seiner Wucht, indem er sich zur Seite rollte. Stöhnend kam er auf alle viere. Seine Hände krallten sich tief in den Schnee.
    »Geh zurück auf den Grund des Fjords, Wiedergänger. Wir wollen dich hier nicht!« Ulric schnellte vor und rammte Eirik den Kopf in den Bauch. Ineinander verknäult stürzten beide zu Boden. Ulric stieß seinem Peiniger ein Knie zwischen die Beine und drosch mit beiden Fäusten auf dessen Gesicht ein. Der Junge versuchte verzweifelt, ihn wieder loszuwerden. Dunkles Blut quoll aus seiner Nase.
    Ein leise schleifendes Geräusch ließ Ulric innehalten. Eirik hatte ihm den Elfendolch aus dem Gürtel gezogen. Die Klinge glänzte matt im grauen Winterlicht. Eirik richtete die Spitze der Waffe auf Ulrics Kehle. »Mich wirst du nie wieder schlagen, Wiedergänger.«
    Ulric schluckte. »Stimmt. Ich prügele mich eigentlich nicht mit Schwächeren.«
    »Du hast nur gewonnen, weil du gar nichts mehr fühlst!«, keifte Eirik aufgebracht. »Dich könnte ein Pferd treten, und du würdest es nicht fühlen. Tote fühlen gar nichts mehr! Deshalb hast du gewonnen. Nach den Tritten hättest du erledigt sein müssen.«
    »Meine kleine Schwester Kadlin konnte kräftiger zutreten als du, Memme.«
    Ulric beugte sich zurück, um etwas mehr Abstand zwischen den Dolch und seine Kehle zu bekommen.
    »Dann schick ich dich jetzt auf den Weg zu ihr, du ...« Eine kräftige Hand griff nach Eiriks Arm und verdrehte ihn, bis der Junge mit einem Schmerzensschrei den Dolch fallen ließ.
    »Das genügt, Jüngelchen. Nimm deine Kameraden und mach, dass du mir aus den Augen kommst, nichtsnutziger Mistkerl!«
    Eirik rappelte sich auf und warf Ulric einen mörderischen Blick zu. Steifbeinig und betont langsam ging er davon. Die anderen Kinder scharten sich um ihn. Asdis hatte Ottar einen Arm um die bebenden Schultern gelegt. Der kleine Junge schluchzte.
    Es hatte wieder angefangen zu schneien. Große weiße Flocken tanzten vom Himmel hinab. Binnen Augenblicken waren die Kinder außer Sicht.
    »Deine Waffe.« Sein Retter hielt Ulric den Dolch mit dem Griff voran hin. Es war ein großer, blonder Krieger. Einer der Männer, die mit seinem Vater in Albenmark gekämpft hatten. Auf seiner rechten Wange prangte ein halbmondförmiges Mal. Ein Brandzeichen. Diebe wurden so markiert.
    »Du bist Mag, nicht wahr?«
    Der Krieger nickte knapp. »Du solltest vielleicht nicht mit dem Dolch am Gürtel im Lager herumlaufen. Du könntest jetzt...« Er stockte. »Das hätte böse ausgehen können.«
    Er also auch, dachte Ulric. Auch Mag zählte ihn zu den 64 Toten! »Ich bin ein Krieger! Ich habe das Recht, eine Waffe zu tragen«, entgegnete er trotzig.
    Sein Retter schmunzelte. Feine Lachfältchen erschienen um seine Augen. »Verzeih mir, Ulric Alfadasson, Prinz des Fjordlands. Einen Augenblick lang hatte ich vergessen, wer vor mir steht. Irgendwie siehst du aus wie ein ganz gewöhnlicher Lausbub mit einer blutigen Nase.«
    Ulric tastete nach seiner Nase. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie etwas abbekommen hatte. Misstrauisch musterte er Mag. War er tatsächlich freundlich, oder verspottete er ihn gerade? Manchmal war das verdammt schwer zu unterscheiden, wenn die Großen mit ihm sprachen. Sie sagten etwas und meinten in Wirklichkeit etwas ganz anderes.
    »Reib dir die Nase mit Schnee ein, dann wird sie nicht mehr bluten«, sagte der Krieger freundlich.
    Ulric klaubte eine Hand voll Schnee auf. Jetzt, wo er sich um die Nase kümmerte, schmerzte sie so sehr, dass er die Zähne zusammenbeißen musste. Aber er war ein Krieger! Er würde jetzt nicht anfangen zu flennen.
    »Kommst du mit mir in die Festhalle? Die Männer haben mit der Arbeit aufgehört, weil der Schnee zu dicht fällt. Ein Sturm kommt. Dieser verfluchte Winter scheint niemals mehr zu Ende gehen zu wollen.« Er grinste verschwörerisch. »Ich bin sicher, es gibt dort warmen Met für uns.«
    Bei dem Gedanken an den Met wurde Ulric ganz übel. Anfangs war er ganz begeistert davon gewesen, dass er mit den Kriegern zusammen trinken konnte. Aber irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Dass man irgendwann auf dem binsenbestreuten Boden lag oder

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