Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
sinnlos herumlallte, war normal. So war es bei jedem Trinkgelage, das richtige Männer abhielten. Aber ihm wurde schon nach einem halben Horn Met ganz schwindelig. Und die Krieger um ihn herum bekamen Zwillinge. Manchmal sogar Drillinge! Keiner der anderen Männer schien dieses Problem zu haben. Außerdem musste er sich viel zu schnell übergeben, um Spaß am Trinken zu haben.
    Inzwischen genügte schon der Geruch von Met, und ihm wurde ganz schlecht. Wo immer sich die Gelegenheit bot, drückte er sich vor den Versammlungen in der Festhalle. »Festhalle« war ohnehin ein viel zu großspuriges Wort für die windschiefe Scheune, in der sein Vater zum König gekrönt worden war. Ulric wünschte, er wäre wieder daheim in Firnstayn. Wenn doch nur alles wieder so sein könnte wie im letzten Herbst, als der Elf Ollowain gekommen war. Er würde Fechtstunden beim Schwertmeister der Elfenkönigin bekommen. Vater hätte Zeit für ihn. Mutter würde kochen und ihm hin und wieder das Haar zerzausen. Ulric schluckte. Früher hatte er es gehasst, wenn sie ihm das Haar zerwühlte und ihn an sich drückte. Er war viel zu groß, um so behandelt zu werden. Aber jetzt würde er alles dafür geben, wenn sie in diesem Augenblick bei ihm wäre. Ja, es wäre ihm nicht einmal peinlich, wenn sie ihm das Haar kraulte, während Mag neben ihm stand.
    »Ulric?«
    Der Krieger wartete immer noch auf eine Antwort von ihm. »Ich ...« Nein, er hatte keine Lust, in die Halle zu gehen. Aber ihm fiel keine gute Ausrede ein.
    »Ich könnte es einrichten, dass in deinem Methorn warme Milch mit Honig ist. Niemand würde bemerken, was du trinkst.«
    Ulric sah den gebrandmarkten Krieger erschrocken an. Er wusste es also! Ob die anderen Männer wohl auch bemerkt hatten, dass er das Trinken nicht vertrug? Sicher lachten sie hinter seinem Rücken über ihn! Mag grinste nicht. Er sah ihn geradeheraus an. Wollte er ihm wirklich helfen? War er ein Freund? Oder war das wieder diese undurchsichtige Art der Großen, ihn zu verspotten? Ulric wusste einfach nicht, was er von dem Kerl halten sollte. Und er war sich ganz sicher, dass er nicht in die Festhalle wollte! Wenn doch nur ... Was hatte sein Vater noch immer gesagt, wenn er seine Ruhe haben wollte?
    »Geh nur schon vor. Ich brauch ein wenig Zeit, allein mit meinen alten Wunden.« Ulric hatte nie ganz verstanden, wie sein Vater das gemeint hatte. Seine alten Wunden waren alle gut verheilt. Aber Mutter hatte ihn dann stets in Ruhe gelassen, wenn er das sagte.
    Mag sah ihn verblüfft an. Er machte den Mund auf und schien etwas sagen zu wollen, dann schüttelte er nur den Kopf. »Bleib nicht zu lange draußen. Es zieht übles Wetter auf.« Der Krieger stapfte durch den hohen Schnee davon.
    Ulric war überrascht, wie gut das geklappt hatte. Er würde den Spruch seines Vaters in Zukunft öfter nutzen.
    Der Junge ging zurück zu dem Baumstumpf, von dem aus er den Arbeitern zugesehen hatte. Er wischte den frischen Schnee zur Seite und setzte sich. Ganz in Gedanken versunken, tastete er nach dem Elfendolch. Hätte Eirik ihn wirklich damit niedergestochen? Wer glaubte diesen Unsinn vom Wiedergänger wohl noch? Oder war es die Wahrheit? Hatten er und Halgard den Schicksalsweber erzürnt? Hatten sie seine Fäden durcheinander gebracht, und lag nun sein Fluch auf ihnen?
    Bevor sie nach Albenmark zurückgekehrt war, hatte Emerelle mit ihm gesprochen. Es war die Elfenkönigin gewesen, die ihm und Halgard das Leben wiedergegeben hatte, nachdem sie beide unter das Eis geraten waren. Wenn er Emerelles Worten glaubte, dann waren sie nicht wirklich tot gewesen. Sie hatte ihm erklärt, dass im kalten Wasser der Lebensfunke weniger schnell verging, ebenso wie Fleisch nicht so schnell verdarb, wenn man es in einer Höhle mit Eis lagerte. Sie hatte geschworen, dass sie niemals jemanden von den Toten zurückholen würde, keinen Elfen und auch keinen Menschen.
    Ulric hatte das Gefühl gehabt, dass allein der Gedanke daran die Königin mit tiefer Furcht erfüllte. Wer die Toten zurückholte, der war verflucht! Jedenfalls galt das hier im Fjordland. Wer sich gegen die Ordnung der Götter stellte, der forderte ihren Zorn heraus. Sie würden einem solchen Frevler alles nehmen, was ihm jemals etwas bedeutet hatte. Er wäre lieber tot als ein Wiedergänger, dachte Ulric. Aber Emerelle hatte ihn gewiss nicht belogen! Sie war die Königin der Elfen. Sie musste wissen, was es hieß, die Götter herauszufordern. Eirik war der Lügner!
    Wenn doch

Weitere Kostenlose Bücher