Elfenlicht
zu lagern.« Ollowain winkte ärgerlich ab. »Ischemon ist verflucht. Dort, wo Emerelle den Fürsten der Sonnendrachen tötete. Jerash ist harmlos. Außerdem verbringen wir dort den Tag. Sobald es dämmert, werden wir die Ruinen wieder verlassen.« Niemand widersprach ihm, doch der Schwertmeister konnte in den Gesichtern der Kentauren lesen, dass ihre Bedenken nicht zerstreut waren. Er ignorierte es. Sie würden gehorchen, das war alles, was jetzt zählte. »Der Finstergrund in den Rejkas ist unser nächstes Ziel. Jetzt so spät im Sommer müsste der Fluss fast ausgetrocknet sein. In seinem Flussbett und an den Ufern werden wir gut vorankommen. Und was noch wichtiger ist, auch dort finden wir Deckung vor feindlichen Spähern. Einige Abschnitte des Flusses liegen in so tiefen Tälern, dass kein Sonnenstrahl hineinreicht. Dort können wir uns verstecken. In der folgenden Nacht brechen wir aus. Bis zum Morgengrauen werden wir das Heerlager der Trolle erreichen. Und mit dem Sanhalla, dem Südwind, der im ersten Morgenlicht von den Hängen der Rejkas streicht, werden wir angreifen. Er wird Tod und Verderben in das Herz des feindlichen Heeres tragen.«
Der Schwertmeister wandte sich an Graf Fenryl. »Unser Erfolg hängt davon ab, dass der Feind unseren Vormarsch nicht ahnt. Womöglich versucht er uns auszuspähen. Wie viele Falkner gibt es in der Stadt?«
Der Adlige sah ihn verwundert an. »Das weiß ich nicht«, gestand er schließlich.
»Finde sie alle. Ich möchte, dass eure Falken über der Stadt stehen und dass sie jeden Vogel schlagen, der versucht, von Feylanviek in die Steppe davonzufliegen. Die Trolle dürfen um keinen Preis erfahren, was hier vor sich geht.«
»Ich werde mein Bestes geben«, versprach Fenryl.
»Wer ist verantwortlich für die Organisation des Nachschubs?«, wandte sich der Feldherr an Elodrin.
»Ich«, entgegnete Nardinel.
»Ich brauche jeden leichten Wagen in der Stadt, jede Kutsche, der du zutraust, dass sie den Weg bis zum Heerlager der Trolle schafft. Beschlagnahme die besten Zugtiere.« Er wandte sich nun direkt an Elodrin. »Und ich brauche die besten Bogenschützen und Armbrustschützen, die wir haben. Wer ein guter Reiter ist, soll ein Pferd bekommen. Die Kobolde aber kommen auf die Kutschen. Besetzt nur zwei Drittel der Wagen. Wenn ein Rad bricht oder eine Achse, dann werden wir uns nicht mit Reparaturen aufhalten. Wir lassen die Wagen zurück. Aber keinen Krieger! Außerdem brauche ich hundert Schritt Seide und die besten Näherinnen der Stadt. Und Draht und so viele der kostbaren Flaschen aus dem blauen Glas von Talsin, wie sich finden lassen. Sie sollen geschützt durch geflochtenes Stroh in Frachtkisten verstaut werden.«
Elodrin runzelte die Stirn. »Man könnte glauben, du willst jemandem Gastgeschenke machen.« Ollowain lachte. »Ja. Das sind Geschenke für den Sanhalla. Hoffen wir, dass sie den Südwind gnädig stimmen.« Der Schwertmeister schlug mit der flachen Hand auf die Karte. »Bevor wir Feylanviek aufgeben, werden wir nur eine einzige Gelegenheit haben, die Trolle zu überraschen. Wenn wir sie schwer genug treffen, dann endet ihr Feldzug vielleicht schon, bevor er richtig begonnen hat. Sobald wir in ihr Lager eindringen, macht Jagd auf ihre Rudelführer und Schamanen. Ein Heer ist wie ein großer Leib. Und so übermächtig und erdrückend die starken Arme des Trollheeres auch sein mögen, sie sind hilflos, wenn wir das Haupt vom Rumpf geschlagen haben. Ihre Krieger mögen schnell nachwachsen. Gute Anführer und erfahrene Schamaninnen tun das nicht. Und noch etwas. Kein Wort zu euren Männern! Je weniger in diesen Plan eingeweiht sind, desto besser. Ich wünsche, dass unser Heer in zwei Tagen am Abend zum Aufbruch bereit ist. Sorgt dafür, dass jene Auserwählten, die uns begleiten, gut ausgeruht sind. Lasst sie schlafen. Erzählt ihnen etwas von einem nächtlichen Manöver, das der verrückte neue Kommandant in der Steppe abhält, oder was immer ihr für eine glaubwürdige Lüge haltet. Und nun seid ihr entlassen. Alle bis auf Shandral und Melvyn.«
Während die Elfen sich schweigend zurückzogen, umrundete Orimedes den Kartentisch. Er schloss Ollowain in seine Arme. »Ich habe dich vermisst! Wo hast du nur all die Jahre gesteckt, du verdammter Mistkerl?« Die Umarmung brach dem Schwertmeister fast die Rippen. »Später«, stieß er keuchend hervor. »Es gibt noch ....«
Der Kentaur zog die buschigen Augenbrauen zusammen. »Nein, es ist spät genug. Heute Nacht
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