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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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deren Bruthöhlen in dem gegenüberliegenden Steilufer verborgen waren. Wie schwarze Sicheln zogen sie über die Reiter hinweg.
    Graf Fenryl lenkte sein Pferd den Hügel hinauf. Sein Gesicht war aschfahl. Wie die meisten Hauptleute hatte er nur wenig geschlafen. Der Marsch nach Norden war besser geglückt, als Ollowain zu hoffen gewagt hatte. Sie hatten das Ende des Flusstals Stunden früher erreicht, als geplant war. So war den Truppen Zeit für eine letzte Rast geblieben, auch wenn wohl kaum jemand geschlafen hatte.
    »Schwertmeister?« Der Graf trug seinen Falken auf der linken Faust. Das Tier blickte Ollowain eindringlich an. Es hatte wunderschöne, bernsteinfarbene Augen.
    »Schwertmeister, ich bin mit Schneeschwinge geflogen. Ihr Heerlager ... Es ist nicht, wie wir erwartet haben. Sie haben es verlegt.«
    Ollowain hob eine Braue. Seit dem Aufbruch aus Feylanviek hatte er allen Spähern verboten, das Heerlager der Feinde zu überfliegen. Nichts sollte den Argwohn der Trolle wecken. »Haben sie sich etwa zurückgezogen?«
    »Nein, im Gegenteil. Sie sind nur knapp drei Meilen von uns entfernt. Das Lager bildet einen weiten Halbkreis, dessen Hörner auf die Flussmündung weisen. Man könnte meinen, sie erwarten uns.«
    Ollowain stutzte, aber er war nicht ganz so überrascht, wie Fenryl vielleicht erwartet hätte. Schon an Emerelles Hof hatte es Gerüchte gegeben, Geschichten über eine verdeckte Revolte. Jemand unterstützte die Trolle. Er hatte das bei seinen Planungen berücksichtigt. Sie würden es schwerer haben, aber ein Sieg war noch möglich. »Wir werden trotzdem angreifen«, sagte er ruhig.
    »Schwertmeister, sie bereiten sich auf uns vor. Wir haben sie nicht überrascht. Wir werden nicht in ihre Lager preschen, wie wir es geplant hatten. Sie werden uns in geordneten Schlachtreihen erwarten. Du kennst sie! Erinnere dich an Phylangan.«
    »Vertraue mir, mein Freund. Ich erinnere mich an Phylangan. Und ich gebe eine Schlacht nicht verloren, die noch nicht einmal begonnen hat.« Ollowain spürte den Sanhalla in seinem Haar. Den Südwind, der von den Hängen der Berge blies. Er war ihr wichtigster Verbündeter. Und er hatte sich nicht gegen sie gewandt.
    »Bei allem Respekt, Feldherr, aber was du planst, ist kein Kampf, sondern ein Glücksspiel. Wenn die Trolle Schild an Schild stehen, dann sind sie wie eine hölzerne Mauer. Selbst die besten Reiter Albenmarks können nichts gegen sie ausrichten. Die Pferde werden scheuen und seitlich vor diesem Hindernis ausbrechen. Wenn die Trolle kaltherzig sind und stehen bleiben, obwohl ein Sturm aus Stahl ihnen entgegenprescht, dann haben wir verloren. Verlieren sie bei diesem Anblick den Mut, und ihre Schlachtreihe zerbricht, dann gibt es keinen Kampf, sondern ein Massaker. Wir beide wissen, dass den Trollen als Krieger mancher Makel anhaftet. Sie sind grausam und undiszipliniert. Nur eines sind sie gewiss nicht: Feiglinge! Sie müssen nur stehen bleiben, um zu siegen. Hoffen wir, dass sie das nicht wissen.«
    »Ich verspreche dir, sie werden nicht stehen bleiben.« Fenryl setzte zu einer Antwort an, schüttelte dann aber doch nur den Kopf. »Du bist der Feldherr, Ollowain.«
    »Fenryl, vertraue mir. Wir werden siegen. Und nun schick Boten nach den anderen Befehlshabern. Ich erwarte euch in einer halben Stunde auf diesem Hügel. Dann werde ich euch meinen vollständigen Schlachtplan vorstellen.«
    Der Graf wendete ohne ein weiteres Wort sein Pferd und ritt davon. Auch Ollowain lenkte seinen Schimmel den Hügel hinab. Er ritt zu der langen Reihe von Kutschen, die aus dem Flussbett ausgeschert war und nun Aufstellung auf der Ebene nahm. Auf jeden fünften Wagen war eine Speerschleuder montiert. Ihre Geschosse mit den dreikantigen Stahlspitzen waren stark genug, einen Troll und dessen türgroßen Schild noch auf hundert Schritt zu durchschlagen. Doch es waren nicht diese Geschütze, die Ollowain so siegessicher machten. Er sah sich nach dem Kobold um, dem er das Kommando über die Wagen übertragen hatte. Dem Einzigen unter all seinen Kriegern, der vielleicht ahnte, was heute geschehen würde.
    Auf den Wagenpritschen herrschte hektische Betriebsamkeit. Ollowain reckte sich im Sattel und sah sich nach Misht um. Melvyn hatte ihm den Kobold als vertrauenswürdig empfohlen. Misht war ein Handwerker gewesen, bevor er sich der Räuberbande des Wolfselfen angeschlossen hatte. Er verstand es zu organisieren.
    Der Schwertmeister ritt die Front der Kutschen ab und bewunderte das

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