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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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konnten, war zwei Tagesmärsche entfernt.
    Und zwei Tage würden sie nicht überleben, wenn sich die Rudel der Trolle erst einmal vom Schock des Flammenangriffs erholt hatten.
    Es lag an ihm. Aber er durfte seinen König nicht einfach für den Sieg opfern. Wenn diese Flanke völlig ungeschützt gegen die anrückenden Reiter blieb, dann mochten die Elfen vielleicht Gilmarak gefangen nehmen.
    »Ich lasse dir fünf starke Rudel hier, Slarag. Du hältst das Buschland.« Brodgrim deutete auf die Staubwolke in der Ferne. »Sie können nicht wissen, dass wir hier sind. Halte diese Flanke. Und wenn sie ganz nah heran sind, dann pack sie! Hol dir ihre Herzen! Und schütze den König. Sie dürfen unserem Heer nicht in die Flanke fallen. Du weißt, wie Wölfe jagen. Haben sie sich erst einmal in der Flanke ihrer Beute verbissen, dann ist die Jagd entschieden. Schütze den König.«
    Slarag machte ein Gesicht, als habe ihn eine Grasviper gebissen. Brodgrim roch seine Angst. Ganz schwach nur, aber sein Späher fürchtete sich.
    Der Rudelführer lachte. »Bepiss dich nicht! Du tust, was du auch als Späher tust. Du liegst hier auf dem Bauch in den Büschen und wartest darauf, dass deine Beute näher kommt. Und wenn sie so nahe ist, dass sie dir nicht mehr entkommen kann, dann schlägst du zu.«

IM HERZEN DES CHAOS

    Ganda drosch mit der Reitgerte auf die Flanken des Esels ein und fluchte. Hätte sie nur auf den Schwarzen gehört! Der fette Drucker hatte sie gewarnt, nicht hierher zu kommen.
    »Bist du blind, du räudiges Hinkebein?« Verzweifelt zerrte sie an den Zügeln und versuchte den Esel nach links zu bringen.
    Eine ganze Reihe von Streitwagen kam über den Hügelkamm vor ihnen und raste mit halsbrecherischem Tempo auf sie zu. Einige Trolle liefen vor den Wagen davon. Ganda konnte sehen, wie die Bogenschützen der Elfen kaltblütig zielten. Ein Troll, dessen wulstige Schmucknarben auf der Brust einen Wolfskopf zeigten, kam geradewegs auf sie zugelaufen.
    »Mach Platz, du Hohlschädel!« Ganda warf die Gerte fort und schlug dem Esel jetzt mit der flachen Hand auf die Kruppe. »Los doch!«
    Doch das sture Tier lief unbeirrt geradeaus.
    Eine kleine, rote Zunge wuchs aus einer Falte im Hals des Trolls. Vorwitzig streckte sie sich Ganda entgegen. Der Krieger riss die Arme hoch. Nein, das war keine Zunge! Eine Pfeilspitze lugte aus dem Hals des Trolls.
    Jetzt erst sah die Lutin die mörderischen Sicheln an den Radnaben der Streitwagen. Sie mähten das hohe Steppengras nieder. Die Wagen fuhren so dicht beieinander, dass sich die Sicheln fast berührten. Noch zehn Schritt, dann waren sie hier. Und der verdammte Esel rannte auf die vermeintliche Lücke zwischen zwei Streitwagen zu.
    »Nicht, du blödes Vieh!«, schrie sie verzweifelt. Ihre Finger krallten sich in die schwarze Mähne. Sie schlug ihm mit der Faust auf den Kopf, doch der Esel lief jetzt in blinder Panik weiter.
    Ganda suchte nach der Kraft der Albenpfade. Sie rief die Worte der Verwandlung. Zu spät! Sie schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Wäre sie doch nur in Talsin geblieben!
    Der Esel stieß einen grässlichen Schrei aus. Nie hatte sie ein Tier einen solchen Laut von sich geben hören. Es gab einen Ruck. Ganda wurde aus dem Sattel geschleudert. Sie riss die Hände hoch, um ihren Kopf zu schützen. Die Welt schien nur noch aus Lärm zu bestehen. Hart schlug sie auf den Boden auf. Da war ein zischendes Geräusch, das im Trommeln der Hufe fast unterging. Sie drückte sich flach in den heißen Staub. Ihre Hände wühlten darin. Sie wünschte, sie wäre klein wie ein Mausling.
    Langsam entfernte sich der Hufschlag. Sie lebte noch! Vorsichtig hob Ganda den Kopf. Hundert Schritt entfernt waren noch andere Streitwagen. Sie konnte auch Kentauren sehen, die flüchtenden Trollen hinterherpreschten. Rauchsäulen woben dunkle Narben auf den strahlend blauen Himmel.
    Vorsichtig erhob sich die Lutin. Sie hatte sich nichts gebrochen. Ihr Esel gab jämmerliche, japsende Laute von sich. Als sie das Tier im hohen Gras liegen sah, musste sie würgen. Die Sicheln hatten ihm dicht unter dem Rumpf die Beine abgetrennt. Die blutigen Stümpfe zuckten, als wolle er immer noch laufen. Die Augen des Esels waren so weit aufgerissen, dass die Iris von einem weißen Kranz umgeben war.
    Ganda zog ihr Messer aus dem Gürtel und kniete neben dem verstümmelten Tier nieder. Sanft strich sie ihm über den Hals. »Ich wünschte, ich hätte dich niemals hierher gebracht. Bitte verzeih

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