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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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nächsten Laib Brot zahlen sollte.
    Elija stand schon am Eingang seines Zeltes, als er noch einmal innehielt. Der Schwarze hatte ihm versichert, dass der Schatz nicht vergiftet sei. Aber bei den Werken des Grobhäm Flog war man stets gut beraten, Vorsicht walten zu lassen. Elija kannte einen Bibliothekar, dem eines von Grobhäms Büchern zwei Finger abgebissen hatte.
    Der Lutin ging zu seiner Kleidertruhe und suchte nach den schweren Lederhandschuhen, die er im Winter trug. Als er sie über die Finger streifte, fühlte er sich besser. Die Rosenholzkiste unter den Arm geklemmt, trat er aus dem Zelt. Es war Mittagszeit, und die Herde rastete. Aufmerksam sah er sich um. Weit im Westen entdeckte er einen kleinen Reitertrupp auf der Ebene. Heute hatte Ganda zum ersten Mal das Lager des Elfen verlassen. Sie machte mit Nikodemus und einigen anderen Jägern einen kleinen Ausritt zu einem nahen See. Bald würden die ersten Herbststürme über das Windland ziehen. Der Sommer war vorüber, und niemand konnte sagen, ob das Jahr noch einen weiteren so strahlenden, warmen Tag zu bieten hatte.
    Elija stieg die Strickleiter von der Zeltplattform hinab und ging zu Mondkragen. Die große Hornschildechse blinzelte schläfrig, als sie ihn sah, und schloss dann wieder die Augen. Der Lutin spürte, wie ihm die Hände feucht wurden. Es war lange her, dass er das letzte Mal gemordet hatte. Was für eine Ironie, dass der größte Schwertkämpfer Albenmarks durch einen unbewaffneten Lutin ausgelöscht werden würde, der ihm kaum bis übers Knie reichte.
    »Ausgelöscht.« Elija kostete das Wort wie einen alten Wein, den man nach jedem Schluck noch einen Augenblick im Mund behielt, um sein volles Aroma zu genießen. Ausgelöscht, treffender konnte man es nicht ausdrücken.
    Elija kletterte die Strickleiter hinauf. Noch einmal spähte er nach Westen. Die Reiterschar war hinter dem Horizont verschwunden. Im Lager rings herum hatten seine Gefolgsleute Schutz unter den Sonnensegeln gesucht. Nur zwei Wachen sahen ihn bei Gandas Zelt. Er hatte sie selbst ausgewählt. Von ihnen würde Ganda nicht erfahren, was an diesem Mittag geschehen war.
    Der Lutin schlug die Plane zurück und trat ins Dämmerlicht des kleinen Zeltes. Der Elf regte sich.
    »Wie ich hörte, geht es dir besser, Fürst«, sagte der Lutin freundlich und nahm neben dem Lager des Verwundeten Platz. »Ganda hat dich aufopferungsvoll gepflegt. Sie ist voller Hoffnung, dass du schon bald wieder zu Kräften kommen wirst. Sie hat ein wahres Wunder an dir vollbracht. Ich hätte nicht einen Grashalm aus der Ebene darauf verwettet, dass du wieder zu dir kommen würdest. Ihr Elfen seid wirklich von erstaunlicher Widerstandsfähigkeit.« Elija lächelte. »Doch seid ihr auch langmütig, wenn es darum geht, Langeweile zu ertragen? Ganda hat viele Pflichten, und sie wird dich in den nächsten Tagen oft allein lassen müssen. Und du darfst dich noch nicht von deinem Lager erheben. Dazu bist du zu schwach. Deine Wunden könnten wieder aufbrechen, wenn du dich zu sehr anstrengst.«
    Der Elf sah ihn mit durchdringenden blauen Augen an. Der größte Teil seines Gesichts war hinter Verbänden verborgen. Die Lippen schimmerten rot durch das weiße Leinen. Zwei Furchen aus schwarzem Schorf teilten sie. Auch waren sie noch immer geschwollen, wodurch sie wulstig erschienen. Das linke Augenlid des Elfen hing ein wenig herab. Auf dem Lid war eine hässliche braungrüne Verfärbung zu sehen.
    »Verstehst du mich?«
    »Ja.« Die geschwollenen Lippen blieben bewegungslos, als Ollowain antwortete. Sein Mund stand leicht offen. Goldenes Haar fiel seitlich über die Verbände. Elija wusste, dass Ganda einen guten Teil des Schädels kahl geschoren hatte, um die Wunden des Elfen besser zu versorgen. Er hatte sie dabei beobachtet, wie sie jedes einzelne der goldenen Haare verbrannt hatte, damit niemand sie für einen Schadenszauber gegen den Elfen verwenden konnte.
    Elija klopfte auf die kleine Holzkiste. »Ich habe dir etwas mitgebracht, um deine einsamen Stunden zu verkürzen. Wie du weißt, sind wir ein Volk auf steter Wanderschaft. Wir besitzen nur wenig, denn unsere Lebensumstände erlauben uns nicht, mehr Güter anzuhäufen, als wir tragen können. Deshalb besitzt mein Volk auch so gut wie keine Bücher. Dieses hier ist eine der wenigen Ausnahmen.« Er öffnete den Deckel des Rosenholzkästchens. Das Buch darin war nicht einmal so groß wie eine Hand. In verblassten Goldbuchstaben stand der Titel auf dem

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