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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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verächtlich. »Er sollte sich nicht so anstellen. Es war wesentlich unangenehmer, während ihres Todes anwesend zu sein, als die Fleischfetzen von den Wänden zu kratzen.«
    Emerelle schluckte. Ihr lag eine Frage auf der Zunge, doch dann entschied sie, lieber nicht wissen zu wollen, was Alathaia getan hatte. »Du glaubst Meliander also nicht.«
    »Wenn ich das täte, müsste ich verzagen. Er malt die Zukunft in den dunkelsten Farben aus. Dabei liegt der Sieg zum Greifen nahe.« Der Königin missfiel der Blick, mit dem Alathaia das Buch betrachtete. »Du weißt, was für ein Stein das ist?«
    Die Fürstin von Langollion überging die Frage. »Wem hat dein Bruder den Albenstein abgenommen? Und warum hat er ihn zerstört? Ich weiß, der Stein beschützt das Buch, doch das ist zu viel Schutz. Es ist, als wolle eine Ameisenkönigin ihr Volk durch einen Löwen verteidigen lassen. Und dass er ihn zerstört hat ....« Sie schüttelte den Kopf. »Er muss wahrlich wahnsinnig gewesen sein.«
    »Er wollte uns auf etwas hinweisen. Es gibt unendlich viel mehr Zukünfte, als er in dem Buch beschreiben konnte. Und die Silberschüssel versteht sich darauf, stets nur die schlimmen Seiten zu zeigen.«
    »Du meinst, wie der kleine Trollkönig dich nach seinem Sieg an der Shalyn Falah mit dem Kopf nach unten an den Zinnen deiner Burg aufhängt, um dir bei lebendigem Leib das Herz herauszuschneiden und es zu verspeisen.« Emerelle begegnete der Fürstin mit einem eisigen Lächeln. »Das ist die Art, wie sie einem Respekt erweisen. Skanga hofft, dass ihr Königswelpe dadurch einmal genauso tapfer werden wird, wie ich es bin.«
    »Bist du wirklich so tapfer? Würdest du jeden Weg gehen?«
    »Ich glaube, der Weg zum Sieg muss ein Weg sein, den mir mein Bruder nicht zugetraut hat. Ich muss etwas tun, das er für so unwahrscheinlich gehalten hat, dass er diesen Zweig der Zukunft erst gar nicht erforschte.«
    Alathaia schüttelte den Kopf. »Hätte er das nicht einfach in sein Buch schreiben können? Warum so umständlich?«
    »Weil er mich immer für etwas dickköpfig gehalten hat. Früher war ich berüchtigt dafür, gut gemeinte Ratschläge nicht anzunehmen und stets meinen eigenen Weg zu gehen. Das war lange bevor ich zum ersten Mal zur Königin gewählt wurde.« Wehmütig dachte sie an die Nacht vor dem Drachenkampf. Falrach hatte ihr dringend von dem Gefecht abgeraten. Er hatte für ihre Unvernunft mit dem Leben bezahlt.
    »Wenn wir den Albenstein wieder zusammenfügen«, fuhr die Königin fort, »dann können wir den zerstörten Albenpfad erneuern. Damit ist das Loch im Netz der Wege geschlossen. Das Netz, das die Yingiz zurückhält. Dann kann ich beginnen, die Schatten zu vertreiben. Und wenn das geglückt ist, werden die Trolle meine Macht zu spüren bekommen.«
    »Warum vertreibst du die Yingiz nicht gleich? Du weißt, wie man sie besiegt?«
    »Du musst weiter denken, Alathaia. Was geschieht, wenn einer von ihnen heulend ins Nichts zurückgeschleudert wird? Wird er nicht all seinen Gefährten berichten, dass ein Weg nach Albenmark offen steht? Bisher ahnen die Yingiz, die noch im Dunkel zwischen den Welten gefangen sind, nichts von dem Weg. Doch schicke ich nur einen von ihnen zurück, werden sie alle nach dem Fluchtweg aus ihrem Gefängnis suchen.«
    »Dann töte sie!«
    »Das vermochten nicht einmal die Alben. Keine Kraft Albenmarks kann das erreichen. Du weißt, was Meliander schreibt. Es gibt nur einen Weg der Hoffnung, und den kann kein Elf beschreiten. Kein Geschöpf Albenmarks würde die Wachen der Goldenen Hallen passieren können. Wenn du dort Hilfe suchst, musst du einem Menschen den Schierlingsbecher reichen. Einem ganz besonderen Menschen, der diesen Trunk freiwillig nimmt und der Aussichten hat, in den Goldenen Hallen Hilfe zu finden. Wer sollte das sein? Ein Held reinen Herzens ... Und bist du dir sicher, dass Meliander sich nicht irrt? Woher will er wissen, was nie erprobt wurde? Kein Albenkind hat die Goldenen Hallen je gesehen. Gibt es sie vielleicht nur in der Vorstellung der Menschen? Willst du das Schicksal der Welt auf solch eine vage Vermutung setzen?«
    »Wenn du den Menschen nicht traust, welchen Weg würdest du gehen?«
    »Den der Macht.« Emerelle fröstelte. Wäre sie einst wie Alathaia, wenn sie den Weg zu Ende ging, auf den das Schicksal sie Stück um Stück gezerrt hatte? Mit jedem Kompromiss hatte sie ein Stück ihrer Linie aufgeben müssen. Schleichend war ihr das eigene Weltbild entglitten.
    »Du

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