Elfenlicht
und hob sie hoch. »Komm, Skanga. Komm! Du weißt, ich respektiere dich. Spiel mir nichts vor. Ich habe meinen Frieden in der Welt der Menschen gefunden. Ich habe gute Weiber und mit ihnen acht Welpen gezeugt, die mir viel Freude bereiten. Warum sollte ich in Albenmark Kriege führen? Ich bin glücklich hier.«
Der Atem der Alten ging immer noch pfeifend vor Anstrengung. »Du magst glücklich sein, aber der Tod ist deinen Welpen näher, als du denkst. Erinnerst du dich an das Ritual auf der Insel im Waldmeer? Weißt du noch, was ich aus den beiden gefangenen Elfen erschaffen habe?«
Bis ans Ende seiner Tage würde er das nicht vergessen. »Ja. Drohst du mir, Skanga?«
»Nicht ich! Emerelle hat einige Shi-Handan erschaffen. Und ihre Burg im Herzland lässt sie durch Yingiz bewachen.«
Orgrim dachte darüber nach. »Das ist nicht die Emerelle, die ich kenne«, sagte er schließlich.
»Natürlich nicht. Sie kämpft einen Todeskampf, und ich habe Sorge, dass sie unsere Welt mit in den Abgrund reißt. Ihr muss klar sein, dass sie gegen uns nicht gewinnen kann, und sie ist verzweifelt. Hätte ich es nicht erlebt, ich hätte niemals geglaubt, dass sie einen Teil vom großen Werk der Alben zerstören würde. Und die Vernichtung des Albenpfads war erst der Anfang. Sie gibt die Fesseln auf, die sie sich bisher auferlegt hat. Und sie hat Alathaia von Langollion in ihre Burg gerufen. Wenn sie beginnen, gemeinsam Magie zu weben, müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen, Orgrim. Dein Volk braucht dich! Albenmark braucht dich! Wir müssen die Elfenkönigin endgültig besiegen, bevor sie noch mehr Unheil anrichten kann.«
Orgrim blieb unschlüssig. Er hatte sich geschworen, dem König nicht mehr zu dienen. Gewiss, Branbart war tot, aber seine Seele war wiedergeboren, und der Herzog der Nachtzinne mochte nicht glauben, dass nun alles ganz anders werden würde. Branbart hatte seinen Tod gewollt, als er ihn hierher in die Welt der Menschen geschickt hatte. Ob die dunklen Seiten Branbarts wohl in Gilmarak wiederkehrten? Er hatte kein Bedürfnis, das herauszufinden. Und er war sich im Klaren darüber, dass Skanga sich immer auf Seiten des Königs stellen würde. Nein, wenn er nach Albenmark ging, dann hatte er nichts zu gewinnen, aber viel zu verlieren.
»Du wirst Emerelle besiegen, Skanga. Du bist unendlich viel mächtiger als ich.«
Die Schamanin grunzte ärgerlich. »Schmier mir nicht Honig ums Maul. Ich bin keine Feldherrin. Vielleicht würde ich gewinnen, doch diesen Sieg würde ich weit blutiger erkaufen als du. Und was mir noch viel mehr Sorge macht, ich würde länger brauchen, um Emerelle zu besiegen. Zeit haben wir aber nicht mehr. Wer weiß, was die verfluchte Tyrannin als Nächstes tun wird. Ich bin nicht ängstlich, Orgrim. Aber Emerelle fürchte ich. Sie nutzt die Shi-Handan, um all jene Fürsten zu bestrafen, die sich nicht entscheiden können, auf Seiten der Elfen in den Krieg zu ziehen. Und was noch schlimmer ist, ihre Opfer glauben, ich hätte die Geisterwölfe geschickt! Vor wenigen Wochen noch war ihr Bündnis schwach und keine Gefahr für uns. Doch nun gewinnt sie jeden Tag neue Verbündete. Und dann noch die Shi-Handan und die Yingiz. Sie weiß, dass du eine Gefahr darstellst. Vielleicht wird sie einen ihrer Geisterwölfe auch hierher schicken. Du solltest deine Weiber und deine Welpen aus der Nachtzinne fortbringen. Und wer weiß, was Emerelle noch alles plant. Womöglich will sie einen der schlafenden Riesen wecken.«
Orgrim wurde langsam unruhig. Die Vorstellung, dass die Geisterwölfe auch zu ihm kommen könnten, machte ihm Angst. Aber wäre sein bester Schutz vor ihnen nicht, sich auf keinen Fall in den Krieg in Albenmark einzumischen? »Die schlafenden Riesen. Ist das nicht ein Märchen?«
»Viele haben die Shi-Handan ebenso für Geschöpfe aus Märchen gehalten. Ich weiß nicht, ob es die Riesen gibt und ob sie wirklich den Alben geholfen haben, die Welt zu erbauen. Aber wenn sie mehr sind als nur Geschichten, die man seinen Welpen erzählt, dann haben sie die Kraft, Gebirge einzureißen.
Emerelle ist längst nicht mehr wählerisch, wen sie gegen uns ins Feld schickt.«
Orgrim blickte hinab zum Bauplatz. Wie klein und überschaubar ihm die Welt eben noch erschienen war. »Wie viele Krieger hast du noch, nach den Kämpfen am Mordstein?«
»Das Heer zählt noch mehr als vierzigtausend.«
»Wie soll man eine solche Menge von Trollen ernähren?«
Skanga lächelte verschlagen. »Ich bin kein
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