Elfenlicht
brannten.«
»Aber Elodrin ist noch immer ihr Anführer.« Helog nickte. »Ja. Als er die Hörner hörte, hat er befohlen, meine Ketten zu lösen und mich laufen lassen. Dann gab er den Befehl, die Schiffe zu verlassen. Er marschiert uns entgegen. Er befehligt etwa fünfhundert Elfen.«
Orgrim kaute auf seiner Unterlippe. Er sollte in eine Falle gelockt werden. Was ging nur im Kopf des Fürsten von Alvemer vor? Elodrin konnte nicht gewusst haben, dass er nur dreihundert Krieger hierher führen würde. Mehr hatte Skanga ihm nicht gestattet. Sie hatte große Sorge gehabt, ihre Streitmacht könne im goldenen Netz noch einmal in eine Falle der Elfenkönigin geraten.
Dreihundert. Das war genug gewesen, um die Menschen in die Flucht zu schlagen. Aber gegen fünfhundert Elfen anzutreten, das wäre leichtfertig. Er musste sich zurückziehen. Und er würde die Toten hier lassen.
Die Menschen würden es den Elfen nicht verzeihen, wenn ihre Verbündeten die Leichen auf dem Schlachtfeld zurückließen. Für jeden Toten müssten die Elfen zwei Krieger abstellen, um ihn zu tragen. Ganz gleich, was sie taten, die Toten würden für Unfrieden sorgen. Sie konnten nicht zurückgelassen werden. Man konnte sie im hart gefrorenen Boden auch nicht begraben. Und selbst wenn das möglich wäre, hätten sie befürchten müssen, dass die Trolle sie wieder ausgruben. Sie zu tragen, machte das Heer aus Menschen und Elfen aber erheblich langsamer. Einen Scheiterhaufen zu errichten, auf dem man siebzig Tote verbrennen konnte, würde sie einen Tag kosten, um genügend Bäume zu schlagen. Mehr brauchte Orgrim nicht. Das Kräfteverhältnis würde sich schon sehr bald verschieben. Dann waren sie ihm ausgeliefert! Er würde alle Mörder stellen.
»Löscht die Fackeln! Wir ziehen uns zurück und warten auf Brodgrimm!«
ABGESCHNITTEN
Fenryl stand am Ruder seiner Galeere und lauschte auf die Geräusche im Nebel. Er wünschte, sie würden den verfluchten Fjord endlich hinter sich lassen. In Albenmark wären sie in sichereren Gewässern; dort könnten sie auf Eleborns Hilfe hoffen.
Gerade eben noch konnte er das Vorsegel der Meerwanderer hinter sich sehen. Schlaff und triefnass hing es von der Rah. Kein Lufthauch regte sich. Es war ohnehin schon schwierig, in den Fjorden mit ihren hohen Steilklippen zu segeln. Zu unberechenbar waren die Winde hier. Doch jetzt herrschte Flaute. Kein Luftzug regte sich. Deshalb hatten die beiden Galeeren die Meerwanderer in Schlepp genommen.
Dick und träge hing der Nebel über dem Wasser und dämpfte alle Geräusche. Vom Bug erklang der Singsang des Lotsen. »Sieehben Faaahhden!«
Fenryl vermochte nicht zu sagen, ob sie in der Mitte des Fjords oder nahe an einem der Steilufer waren. Angespannt lauschte er auf jedes Geräusch. Auf das Knarren der Ruder, das leise Plätschern des Wassers. Die Mannschaft schwieg. Sie alle standen noch unter dem Eindruck des ungeheuerlichen Verbrechens, in das Elodrin sie hineingezogen hatte. Niemals hätte Fenryl erwartet, dass sich ein Elfenfürst zu solch einer Bluttat würde hinreißen lassen. Ihrer aller Ehre war auf immer besudelt. Der Name der Elfen würde von nun an mit diesem Massaker verbunden sein.
Ein Rumoren steuerbord voraus schreckte ihn aus seinen Gedanken. Mehrere Gletscher mündeten in den Fjord. Mehr Angst als vor Riffen, die sich unter der schwarzen Wasseroberfläche verbargen, hatte er vor den himmelhohen Eiswänden, die sich in die Einschnitte des Steilufers zwängten. Niemand konnte vorhersagen, wann sich Eisbrocken aus ihren Flanken lösten.
Meistens waren sie nur so groß wie eine Faust oder auch ein Pferdekopf. Aber manchmal brachen auch Stücke ab, die so gewaltig wie ein Bergfried waren. Sie jagten Flutwellen durch die engen Fjorde, und wer den Gletschern zu nahe kam, lief Gefahr, zerquetscht zu werden wie eine Fliege unter der Faust eines Riesen.
»Aaacht Faaahhden!«, rief der Lotse, und wie zur Antwort klang es von der anderen Galeere: »Neun Faaahhden!«
Fenryl lehnte sich ein Stück weit über die Reling. Sie waren also mutmaßlich näher an den Klippen als die andere Galeere. Durch den dichten Nebel konnte er kaum die Wasseroberfläche erkennen. Ein Klacken, wenn die Ruder eintauchten, verriet ihm, dass Eisstücke im Wasser schwammen. »Die Ruder halt!«, rief er.
Auch die Ruder der zweiten Galeere verharrten. Die Lotsen schwiegen. Alle an Bord der drei Schiffe lauschten. Leises Kratzen erklang. Eis, das an der Bordwand entlangschrammte. Dann
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