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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Morgengabe«, sagte sie lächelnd. »Ich werde leichter schlafen, nun, da ich weiß, dass es von See her keine Bedrohung mehr gibt. Sei mir willkommen im Bündnis, Eleborn, Fürst unter den Wogen.«
    Emerelle küsste ihn flüchtig auf beide Wangen. Dann nahm sie ein kleines weißes Schiff aus den Seitenfächern des Falrach-Tischs und stellte es auf ihre Seite. »Dank dir haben wir die Herrschaft über das Meer zurückerlangt.«
    »Ich könnte Gischtpferde die Flüsse und Bäche hinaufschicken. Sie können nicht viele Trolle töten, doch wann immer unsere Feinde ein fließendes Gewässer überqueren, werden sie ihnen einige Schwierigkeiten machen.«
    Emerelle dachte kurz über die Option nach. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte ihren Vormarsch nicht aufhalten. Ich möchte unsere Feinde so schnell wie möglich an der Shalyn Falah haben. Wir werden nichts unternehmen, was sie aufhält.«
    »Und wenn sie sich dort nicht zum Kampf stellen? Es gibt auch andere Wege ins Herzland.«
    »Glaube mir, sie werden dorthin kommen, Eleborn. Das hat wenig mit Vernunft zu tun. Dieses Schlachtfeld ist sehr ungünstig für sie. Dennoch werden sie dort kämpfen, denn sie werden die Erinnerung an ihre einstige Niederlage durch einen glorreichen Sieg für immer tilgen wollen.« Der Fürst unter den Wogen strich sich über den gischtfarbenen Bart. »Du kennst die Zukunft, Herrin. Du wirst es wissen.« Er verbeugte sich.
    »Verwehre den Trollen das Meer, Eleborn, und schenke unseren Schiffen günstige Winde. Das wird dein Anteil an unserem Sieg sein.«
    Noch einmal verbeugte er sich steif. »Dein Wille wird geschehen, Herrin.« Mit diesen Worten zog er sich zurück.
    Wenn er wüsste, wie viele Zukünfte ich sehe, dachte Emerelle niedergeschlagen. Sie betrachtete wieder den Spieltisch. Die Waagschale hatte sich ein wenig zu ihren Gunsten geneigt,doch die Übermacht der Trolle war immer noch erdrückend.
    Sie nahm den neuen Spielstein, den sie hatte schnitzen lassen, vom Tisch und drehte ihn nachdenklich zwischen den Fingern. Er zeigte ein Kind. Alle dreißig Kinder, die auf Alathaias Liste gestanden hatten, waren in der Burg. Emerelle verbrachte jeden Tag einige Stunden mit ihnen. Sie hatten Angst. Sie spürten die Gegenwart der Yingiz in den Schatten, und Nacht für Nacht quälten sie Albträume.
    Emerelle dachte an ihre Nächte. Immer wieder stellte sie in Gedanken eine Liste mit den dreizehn Opfern zusammen, die Alathaia gefordert hatte. Und immer wieder verwarf sie die Listen.
    Die Königin seufzte. Und dann waren da noch die anderen Listen, die sie Tag für Tag erreichten. Listen von Toten, Verwundeten und Vermissten. Der Blutzoll, den Albenmark für jeden Tag, den der Krieg mit den Trollen fortdauerte, zu zahlen hatte. Wenn die Trolle erst einmal die Shalyn Falah erreicht hätten, würde sogar die Liste der verlorenen Städte mehr als dreizehn Namen tragen. Arkadien war dicht besiedelt. An der Heerstraße nach Süden lagen viele wunderschöne Orte. Wie viele Kinder würden sterben, weil sie unter den dreißig nicht wählen konnte?
    Wenn sie Melianders Albenstein wieder zusammenfügten, dann könnten sie und Alathaia den zerstörten Albenpfad wiederherstellen. Wenn das goldene Netz geflickt war, dann konnte sie endlich die Burg verlassen und sich mit aller Kraft den Trollen widmen. Doch solange niemand sagen konnte, ob die Yingiz zu tausenden durch die Lücke brachen, sobald sie den Palast verließ, wagte sie sich nicht von der Stelle. Die Bilder in Melianders Buch waren unmissverständlich. Wenn die Yingiz kamen, würde Albenmark vergehen.
    Emerelle schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, das Land zu spüren. Die beseelten Bäume im Park der Burg, deren Wurzeln einander zärtlich berührten. Die Magie, die Noroelle einst in den kleinen See gewoben hatte, der nicht weit entferntvon der Burg lag. Über all dem lag der Schatten der Yingiz, die bereits hierher gefunden hatten. Sie raubten dem Land von seiner Kraft.
    Erleichtert schlug Emerelle die Augen auf. Im Augenblick war es nicht da ... Manchmal lauerte dort draußen etwas. Bisher hatte es sich ihr stets entziehen können. Es beobachtete die Burg, wachte darüber, ob sie noch da war. Mitunter war diese fremde Präsenz für Tage verschwunden. Doch jedes Mal, wenn sie zu hoffen begann, der fremde Beobachter sei fort, kehrte er zurück.
    Emerelle setzte den Spielstein, der ein Kind zeigte, auf den Falrach-Tisch zurück. Wenn sie sich zu dem Opfer entschließen könnte,

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