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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Rudels an dich zu bringen, oder ich töte dich, alter Wolf.«
    Der Späher hielt dem Blick des Rudelführers stand. »Alte Wölfe zeichnen sich dadurch aus, schon viele junge Wölfe überlebt zu haben.«
    »Und dadurch, dass ihr Blut so dünn wie Wasser geworden ist. Führe mich zu den Menschen! Oder willst du dich weigern, meinen Befehlen zu folgen?« Er machte nicht den Versuch, bei seinen letzten Worten den Tonfall freudiger Erwartung zu unterdrücken.
    Der Späher spuckte aus. »Dann folgt mir! Die Menschen sind auf einem Pass bei einem zugefrorenen See. Sie sind so erschöpft, dass sie heute Morgen ihr Nachtlager nicht abgebrochen haben. Einen Schneehasen zu erlegen, ist eine größere Herausforderung, als dieses jämmerliche Häuflein niederzumachen.«
    Brud wählte absichtlich einen beschwerlichen Weg zum Pass hinauf. Bald hörte er die Krieger hinter sich schnaufen. Sie mochten gute Kämpfer sein, geschickte Waldläufer waren sie nicht. Und ihr Rudelführer hatte nur seinen Ruhm im Kopf.
    Der Späher dachte daran zurück, wie er sich mit seinen Männern, die die Klippe erstürmt hatten, in unwegsames Gelände zurückgezogen hatte, als die Elfen überraschend auf dem Schlachtfeld im engen Tal aufgetaucht waren. Er hatte es immer schon vorgezogen zu überleben, um seine Kämpfe zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen, wenn der Gegner nicht alle Vorteile auf seiner Seite hatte. Nur Trottel verschanzten sich hinter den Worten Mut und Ehre.
    Als Orgrim zurückgekehrt war, hatte sich Brud seinem Herzog sofort angeschlossen, noch bevor der Emporkömmling Brodgrimm mit dem eroberten Segler und den Verstärkungen im Hafen der Nachtzinne eingetroffen war. Mit seinem Rudel hatte Brud an den Kämpfen gegen die Elfen teilgenommen. Es hatte eine ganze Reihe blutiger Gefechte gegeben, bis sie endgültig überwunden waren. Orgrims Befehl, so viele Elfen wie möglich lebend zu fangen, hatte die Sache nicht einfacher gemacht.
    In Bruds Augen war viel zu viel Blut vergossen worden. Auch nur einen einzigen Krieger zu verlieren, weil man dieses jämmerliche Häuflein Überlebender auch noch niedermetzeln wollte, war Verschwendung. Bei dem, was jetzt kam, war der Unterschied zwischen ihnen und dem Elfenfürsten, der die Schiffe mit den Gefangenen in Brand gesetzt hatte, nicht mehrgroß. Im Übrigen war es klüger, die Menschen in ihre Rudel zurückkehren zu lassen. Sollten sie nur erzählen, welche Schrecken ihnen widerfahren waren. Das würde für einen langen Frieden sorgen!
    Sie erreichten den Pass. Vor ihnen lag ein weiter See. Vorsichtig trat Brud auf das Eis. Es war fest.
    »Wo sind sie?«, fragte Brodgrimm atemlos schnaufend.
    »Siehst du den Felsen hinten am anderen Ufer? Dort lagern sie.«
    Der Rudelführer strich mit der Hand über den schweren Kriegshammer an seinem Gürtel. »Du bleibst mit deinen Kämpfern hier, Brud. Ich will kein Rudel an meiner Seite, das schon einmal aus einer Schlacht davongelaufen ist.«

HAND IN HAND

    Ulric schluckte hart, als er die dunklen Gestalten am fernen Ufer sah. Er hatte absichtlich den Weg über diesen Pass gewählt. Und er hatte sich der Hoffnung hingegeben, dass die Trolle vielleicht ihre Verfolgung aufgegeben hätten. Er streckte sich und streifte den schweren Umhang ab. Das Amulett, das er trug, hielt ihn warm. Sie waren nicht mehr viele. Jetzt gab es genug Amulette für alle, doch das Sterben hatte nicht aufgehört. Es war nicht die Kälte, die sie tötete. Sie starben vor Erschöpfung.
    Ulric zog das Schwert des toten Königs Osaberg, das er einst als Junge gefunden hatte. Nun gab es keine Yilvina mehr, die ihr Leben riskierte, um ihn zu retten. Er war ja auch kein Junge mehr ... Nun war es an ihm, Leben zu retten.
    »Ich bin an deiner Seite, mein König.« Lambi schwankte vor Erschöpfung. Auch er hatte sein Schwert gezogen.
    Ulric war gerührt, aber er konnte den alten Mann jetzt nicht an seiner Seite gebrauchen. Auch Mag und selbst Eirik hatten sich aus dem Schnee erhoben.
    »Ihr bleibt hier und haltet das Ufer. Zu viele gute Männer sind schon tot. Ein paar müssen ins Fjordland zurückkehren.«
    Silwyna und Fingayn nahmen ihre Bögen und gesellten sich zu ihnen.
    »Was hast du vor, mein König?«, wollte Lambi wissen. »Hinausgehen und verhandeln.« »Mit Trollen verhandelt man nicht«, meinte Fingayn mit seinem melodischen Akzent.
    Mit den Göttern auch nicht, dachte der junge König traurig. In der Nacht, die auf das Begräbnis von Alfadas gefolgt war, hatten sie ihn

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