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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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in diesem Augenblick die beiden Eigenschaften, die sein Volk vor allen anderen Kindern Albenmarks auszeichneten: Stolz und Schönheit.
    Die anderen Fürsten hielten Emerelle für kalt und unnahbar. Ollowain wünschte sich, dass sie die Königin nun sehen könnten. In ihren Augen brannten Trotz und Leidenschaft, und ein Funke dieses Feuers sprang auf ihn über. Ihre Sache mochte aussichtslos erscheinen, doch noch war die letzte Schlacht nicht geschlagen!
    Er zog das Schwert und trat die Stufen zum Mosaik hinab, wobei er es vermied, zu den Schlangenhäuptern emporzublicken. Mehr als zwei Trolle konnten nicht nebeneinander durch das Schlangenportal schreiten, so groß und unförmig wie sie waren. Dort an der Schwelle vermochte ein einzelner Krieger ein ganzes Trollheer eine Weile lang aufzuhalten. Ollowain wusste, dass er diesen Kampf dennoch nicht gewinnen konnte. Die Spanne seines Lebens hing nun an seinem Geschick, den wütenden Keulenhieben auszuweichen. Und dabei war auch er ein Gefangener der Schwelle, denn er durfte nicht einen Herzschlag lang vor den anstürmenden Trollen zurückweichen. Gab er die Schwelle preis, so würde sich die Flut der Feinde in den Thronsaal ergießen, und alles war verloren.
    Ollowain lächelte. Der Tod hatte keinen Schrecken für ihn. Im Gegenteil: Diesen letzten großen Kampf zu fechten, war die Bestimmung seiner Seele. Danach würde der Zyklus aus Tod und Wiedergeburt durchbrochen sein. Er würde ins Mondlicht gehen, um wieder mit Lyndwyn vereint zu sein. Er fühlte sich leicht. Es gab keine Zukunft mehr, die ihn bedrücken konnte.
    »Du solltest fliehen, Herrin, du hast die Macht dazu. Den Trollen ist es nicht bestimmt, in Albenmark zu herrschen. Das ist undenkbar! An einem anderen Tag wirst du siegen.«
    »Tritt zur Seite.« Emerelle sprach leise, in ihrer Stimme lag keine Schärfe.
    Ollowain gehorchte ihr widerstrebend. Besorgt blickte er ins Dunkel des Tors. Etwas bewegte sich nahe dem goldenen Pfad und beobachtete sie. War da ein Geräusch? Einen Herzschlag lang glaubte er in weiter Ferne das Lärmen der Keulen zu hören, doch nun war wieder Stille.
    »Spürst du die Erschütterung der Albenpfade? Sie kommen. Es ist wie damals in Vahan Calyd.« Die Königin trat in den Schlangenkreis und kniete an der Schwelle des Tors nieder. Bedächtig streifte sie den dünnen Lederriemen mit dem schlichten Schmuckstein über den Kopf, dann umschloss sie den Stein mit der Faust. So verharrte sie, tief in Gedanken versunken.
    Besorgt blickte Ollowain zum Tor. Es blieben nur noch wenige Augenblicke, bis die Trolle erscheinen würden. Emerelle konnte dort nicht bleiben.
    »Herrin ...« Sanft berührte er sie an der Schulter.
    Die Königin blickte zu ihm auf. Ihre sonst so warmen braunen Augen erschienen ihm jetzt wie düstere Abgründe. Ollowain kannte Emerelle seit Jahrhunderten, doch nie zuvor hatte er sie so hasserfüllt gesehen. Selbst als sie einst auf der Shalyn Fallah, der weißen Brücke, die Ermordung der gefangenen Trollfürsten befohlen hatte, hatte sie diese Entscheidung in kalter Ruhe getroffen. Nun aber spiegelte sich blanker Hass in ihrem Blick.
    »Skanga verlässt sich darauf, dass wir wieder fliehen werden. Doch sie hat die letzte Grenze erreicht. Von hier aus gibt es keinen Rückzug mehr, und ich werde nicht länger dulden, dass die Trolle alles zerstören, was schön ist in unserer Welt. Sollen ihre Seelen in der Finsternis verloren sein!«
    Sie nahm den Albenstein und zog knirschend einen Strich über einen der Schlangenleiber des Mosaiks. Dann stieß sie ein einzelnes Wort hervor. Ollowain kannte die Sprache nicht, derer sich die Königin bediente, doch das war nicht notwendig, um zu verstehen. Es war ein Wort wie ein Messerstich.

DER WEG IN DIE FINSTERNIS

    Der Wind schnitt ihr ins Gesicht und biss in ihre alten Knochen. Ihre Armgelenke knirschten, als Skanga den Fleischklumpen hochhielt, der vor wenigen Augenblicken noch ein schlagendes Elfenherz gewesen war. Das Heer, das sich rings um den niedrigen Eishügel versammelt hatte, sollte sehen, dass ihr Zauber mit Blut gewirkt war.
    Die Trollschamanin selbst war blind. Das war der Preis, den Skanga vor langer Zeit dafür gezahlt hatte, in die tieferen Mysterien der Magie eingeweiht zu werden. Doch auch wenn ihre Augen nur noch knochenbleicher Gallert waren, nahm sie deutlich wahr, was um sie herum geschah. Sie spürte das warme Elfenblut ihre Arme hinabrinnen und genoss den eisigen Wind auf ihrer Haut. Sie wusste, dass das

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