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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wirklich auf sich hat, dachte Ganda. Sollte er ihr doch den Buckel runterrutschen! Verdammter Elf! Niemals würde er ihr glauben, dass sie ihm in der ersten Nacht auf der Galeere das Leben gerettet hatte. Wenn Ollowain wüsste, wofür man ihn gehalten hatte ... Sei‘s drum. Ihr Märchen um den tragischen Arban ben Chalasch war nützlich gewesen. Es war schon erstaunlich, dass Männer Geschichten um Verrat, Gemetzel und Blutrache viel lieber hörten als romantische Liebesgeschichten, die ein glückliches Ende nahmen. Eine Prise Liebe durfte schon dabei sein und auch ein Hauch Erotik, obwohl sie solche Erzählungen aus dem Munde eines jungen Mädchens gewiss nur verlegen gemacht hätten. Ganda lächelte still in sich hinein. Wie leicht es doch war, sie an der Nase herumzuführen. Selbst Ollowain war so berechenbar, wenn man ihn erst einmal ein bisschen kannte.
    Mit weiten Schritten eilte sie voraus. Sie waren mehr als eine Meile gegangen, während sie ihre Geschichte erzählt hatte. Es dämmerte bereits. Doch im gleichen Maße, wie die Tageshitze wich und ein frischer Abendwind vom Meer her Einzug in Iskendria hielt, füllten sich die Straßen mit Menschen. Einige wollten offensichtlich noch letzte Einkäufe erledigen, andere vielleicht nur einen Spaziergang machen, bevor sie sich zur Ruhe legten.
    Hohe Säulen säumten nun die Straße. Jede dritte trug in fünf Schritt Höhe einen Sims, auf dem eine überlebensgroße Statue aufgestellt war. Gewandet in grellbunt bemalte Gewänder, blickten sie würdevoll auf das Gewimmel zu ihren Füßen hinab. Auch die abendlichen Passanten teilten die Vorliebe für schreiende Farben. Es gab Männer, die rote Hosen mit goldgelbem Blütenmuster trugen, Kaufleute, die sich wie Fürsten in goldgesäumten Purpur hüllten und trotz der Hitze scheckige Pelzmützchen aufhatten. Frauen in Gewändern, so durchsichtig wie Gandas Schleier, kamen in Sänften die Straße entlang; jeder Schaulustige konnte die bunten Bilder und Muster begaffen, die sie sich auf die Haut hatten malen lassen. Manche bestäubten ihre Wangen mit Goldpulver und klebten sich winzige Edelsteine auf die Augenlider, eine Idee, an der Ganda Gefallen fand. Sie wünschte mehr Zeit zu haben, um diese aufregende Stadt zu erkunden. Und sie musste sich eingestehen, dass sie den Menschen Unrecht getan hatte. Nur selten war sie bei ihren Reisen über die Albenpfade in die Menschenwelt gekommen, und alle Orte, die sie bisher gesehen hatte, hatten in ihr nicht das Bedürfnis erweckt, sich länger dort aufzuhalten. Doch Iskendria war anders. Schon die Art, wie der Galeerenkapitän von der Stadt gesprochen hatte, hatte Ganda neugierig gemacht. Mal nannte er Iskendria eine offene Pestbeule, die jeder mit Verstand meiden musste, dann wieder sprach er von der Perle, dem kostbarsten Kleinod aller Meeresküsten. Er war der Stadt in inniger Hassliebe verfallen. Nirgendwo sonst, so sagte er, lagen Schönheit und Schrecken so dicht beisammen. Ausschweifend erzählte er von der Schönheit der Bauwerke und der Statuen, vom ehrgeizigen Streit der Dichter und Steinmetzen, das vollkommenste Kunstwerk zu erschaffen, von verrückten Fürsten, die stets nur ihre eigenen Geschwister heirateten, um das Blut der Familie rein zu erhalten. Von Kaufleuten, die in wenigen Jahren märchenhafte Schätze zusammentrugen und Feste feierten, die Königen würdig waren, so wie etwa die geheimnisvolle Sem-la, die eine ganze Flotte von Handelsschiffen ihr Eigen nannte, die in Geschäften stets eine glückliche Hand bewies und doch keinen Mann zu finden vermochte, mit dem sie länger als eine Nacht das Lager teilen wollte. Und er hatte von Balbar erzählt und der grausamen Priesterschaft des Gottes, die in Iskendria regierte.
    Ollowain räusperte sich. Sie waren jetzt fast eine Meile schweigend nebeneinander hergegangen. »Als Märchen war deine Geschichte ja ganz hübsch. Nur wäre es mir lieber, wenn ich nicht als entmannter und verstümmelter Held die Hauptrolle darin spielen würde.«
    War das ein Friedensangebot? Ganda war selbst überrascht, wie sehr es sie erleichterte, diese kindische Fehde mit dem Elfen womöglich beilegen zu können. Andererseits war sie zu stolz, um sofort auf Ollowains Angebot einzugehen.
    »Was für eine Sorte Held bist du denn?«, fragte sie eine Spur schnippischer, als es eigentlich ihre Absicht war.
    Ollowain ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Zu viel Zeit! Ihr Blick wurde angelockt von den Wundern der Stadt, sie lauschte den Rufen

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