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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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tiefer führte Ganda sie in das Labyrinth. Immer erbärmlicher wurden die Geschäfte, an denen sie vorüberkamen. Auf den Holztreppen saßen nun Weiber und Knaben, die sich lasziv räkelten und ihre Leiber zur Wollust anboten. Russzeichnungen an den Häuserwänden zeigten plumpe Figuren mit überbordender Männlichkeit. Werbesprüche priesen die Reize der Liebesdienerinnen.
    So rühmte sich eine Asmandea, die Grotte zwischen ihren schneeweißen Schenkeln sei ein Ort, von dem selbst Fürsten träumten.
    Die Gassen wurden enger und enger. Es stank nach gebratenem Fisch, zu lange getragenen Kleidern und eiliger Liebe, deren Höhepunkt vom Sand in einem Stundenglas diktiert wurde. Aufdringliche Weiber boten sich Ollowain an, strichen ihm über Schultern und Gesicht oder griffen ihm sogar ins Gemächt. Mit gurrenden Stimmen verhießen sie dem schönen Fremden unvergessliche Stunden, und sie fluchten wie die Kesselflicker, wenn er weiterging, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Mit der Zeit wurde sich Ganda der begehrlichen Blicke bewusst, die sich auf das Schwert des Elfen richteten. Die juwelenbesetzte Waffe war ein kleines Vermögen wert. Und auch sie starrte man an.
    Schließlich landeten sie in einer Gasse, die schon nach einem kurzen Wegstück von den Trümmern eines eingestürzten Hauses versperrt wurde.
    Ollowain lachte. »Hast du etwas dagegen, wenn ich jetzt die Führung übernehme? Du magst dich auf den Albenpfaden auskennen, aber hier hast du dich rettungslos verlaufen, nicht wahr?«
    Aus den Augenwinkeln sah Ganda, wie sich die Müßiggänger von den Holztreppen über der Gasse ins Dunkel der Häuser zurückzogen. Der Elf ließ seine Hand auf den Griff seiner Waffe sinken.
    Ein Balken knirschte in dem Trümmerhaufen vor ihnen. Steine rollten polternd auf den Weg. Jemand drückte sich in einen Hauseingang. Hinter ihnen erklang ein volltönender Bass. »Du hast den Weg verfehlt, Fremder, aber Ptolemos hat dich vorübergehen sehen, und deine Ware hat ihm gefallen.«
    Hinter ihnen stand ein Mann, dessen massiger Leib fast die ganze Gasse ausfüllte. Er wischte sich mit einem weißen Schweißtuch über die Stirn und schob es sich dann in den Ausschnitt seiner gelben Tunika. Von seinem Gürtel hingen ein schwerer Geldbeutel und ein eisenbeschlagener Knüppel. Dicke Adern rankten sich um seine erstaunlich muskulösen Beine.
    Ollowain sah Ganda fragend an. Sie übersetzte ihm die Worte des Dicken. »Wir sind nicht interessiert«, sagte der Elf höflich.
    »Nein, nein, nein.« Der Kerl schüttelte so heftig den Kopf, dass sein üppiges Doppelkinn hin und her schwabbelte. »Diese Antwort kann ich meinem Herrn nicht bringen. Ich sehe schon, du möchtest den Preis in die Höhe treiben.« Er nestelte an der Geldbörse herum und zählte dann drei goldene Münzen in seine fleischige Hand. »So viel ist uns deine Tochter wert. Und feilsche nicht mit mir! Mein Herr, Ptolemos, ist ein Suchender, er gehört zur höchsten Kaste der Balbarpriester. Du siehst, ich bin also im Auftrag des Gottes unterwegs, und mit Balbar feilscht man nicht, es sei denn, man möchte ihn und seine Diener erzürnen.« Mit diesen Worten drückte sich der Dicke gegen die Häuserwand und ließ zwei Gestalten vorbei, in deren Händen lange gebogene Messer blitzten.
    »Was also ist dir lieber, Fremder? Gold oder Stahl? Eine andere Wahl bleibt dir nicht, denn der Gott hat entschieden, Gefallen an deiner Tochter zu haben. Du weißt ja, er verzehrt sich geradezu nach jungen Bräuten.«
    Ganda dachte wieder an die Geschichten, die der Kapitän über den Stadtgott erzählt hatte. Jeden Tag ein junges Mädchen, das war der Preis, den Iskendria willig für seine Macht und seinen Wohlstand gab.
    Ollowain verstand nur die Gesten der ausgestreckten Hand und der gezückten Dolche. Die Worte verstand er nicht. »Sag dem Dicken, dass es nicht in meinem Sinne ist, jemanden zuverletzen, und dass ich geneigt bin, ihn gehen zu lassen. Im Übrigen weiß ich um die drei anderen, die sich noch im Schatten verbergen.«
    Ganda entschied sich, sich bei der Übersetzung ein paar Freiheiten herauszunehmen. »Mein Vater, der Scharfrichter und beste Schwertkämpfer der Söhne Zeynels, ist geneigt, dich am Leben zu lassen, wenn du deine fünf Halsabschneider einsammelst und dich schneller verpisst, als ich ausspucken kann. Ansonsten wird er ihnen den Hals umdrehen, ihnen die Eier abreißen und sie dir in dein großes Maul stopfen, damit du daran erstickst.«
    Der Dicke sah

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