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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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vernünftig denkender Kobold höchstens im Vollrausch vordringen konnte. Und die übleren von ihnen, solche wie Galawayn, waren durchdrungen von Bösartigkeit, die sich hinter ihrer glänzenden Fassade versteckte. Dieser Mistkerl hatte geahnt, was mit Ollowain geschehen würde, darauf würde sie ihren Fuchsschweif verwetten. Er hatte es genossen, den Schwertmeister zu quälen. Das Einzige, was Ganda wunderte, war, wie schnell Ollowain zerbrochen war. Und nun, da Galawayn mit ihm fertig war, kam sie an die Reihe. Ein Schaudern überlief sie. Oder hatte er schon mit ihr angefangen? Durchschaute er sie? Wusste er, dass sie Ollowain hierher folgen würde? Und gab es das geheimnisvolle Buch und die makaberen Handschuhe nur, weil der Elf auch mit ihr schon längst sein hinterhältiges Spiel trieb? Doch was wollte er? Wollte er sie beide nur vertreiben, um in seinem Saal des Lichts in Ruhe gelassen zu werden? Oder genügte ihm das nicht?
    Ganda atmete ein paarmal tief durch. Sie musste sich beruhigen! Sie wusste, dass sie den Hang hatte, in Panik zu geraten, wenn sie sich in so engen Räumen wie diesem Tunnel aufhielt.Die Hand, in der sie die Öllampe hielt, zitterte. Sie zwang sich weiterzugehen.
    Der Tunnel wand sich wie eine Schlange mit Magenkrämpfen. Ständig wechselte er die Richtung. Mal ging es auf, mal ab. Endlich erreichte sie sein Ende. Der enge Gang hörte einfach auf. In einem Nest aus zerknüllten Pergamentseiten war eine eingetrocknete, dunkle Lache. Blut. Hier mussten sie Kleos gefunden haben.
    Ganda fluchte. Ollowain musste in eine der Spalten gekrochen sein, die vom Hauptgang abzweigten. »Verdammter Irrer. Du kannst mir mal den Schweif bürsten. Mistkerl!« Über ihr erklang ein dumpfes Grollen, als wolle der Bücherberg in ihre Flüche einstimmen.
    Die Lutin hatte das Gefühl, als lege sich eine riesige Faust auf ihre Brust. Keuchend rang sie nach Luft. Sie musste gegen ihre Angst ankämpfen, dachte sie, doch ihre Beine waren anderer Meinung. Sie begannen zu laufen.
    In blinder Hast stolperte sie durch den Tunnel. Sie stieß sich den Kopf an Büchern, die aus den papiernen Tunnelwänden hervorragten, strauchelte immer wieder und schlug schließlichder Länge nach hin. Die Öllampe entglitt ihren Händen. Blassgoldenes Öl schwappte aus der bauchigen Lampe. Die Flammeam Docht leckte gierig nach dem Öl.
    Wie eine Maus, gebannt durch den Blick der Schlange, sahGanda zu, wie das Unheil seinen Lauf nahm. Die Öllache fing Feuer. Knochenfarbenes Pergament zog sich knisternd zusammen, wurde gelb, dann braun und schließlich schwarz. Gierig leckte die Flamme nach weiteren Blättern. Ein feiner Schwefelduft stieg Ganda in die Nase. So roch es auch im Saal des Lichts. Galawayn hatte ihr erklärt, dass man manchen Tinten Schwefel beimischte.
    Dunkel erinnerte sich die Lutin, dass sie dem Elfen bei einem ihrer Gespräche anvertraut hatte, dass sie Angst in der Enge habe und wie glücklich sie sei, im Saal des Lichts arbeiten zu können und nicht in einem der fensterlosen und beklemmenden Bibliothekssäle. Galawayn hatte geplant, dass sie hierher kam! Es war kein Zufall, dass Ollowain hierher geflüchtet war. Sicher hatte er dem Elfen irgendeine Unwahrheit über diesen verfluchten Bücherturm zugeflüstert.
    Die Flamme vor ihr gewann an Kraft. Knisternd verschlang sie weitere Blätter.
    Wütend ballte Ganda die Fäuste. So würde sie nicht sterben. Auf einem Scheiterhaufen aus Büchern über Bier und Wein verbrennen! Sie nahm das Öllämpchen auf und stellte es in eine Nische, wobei sie peinlich darauf achtete, dass die Flamme keinem der umgebenden Bücher zu nahe kam. Dann zerrte sie an einem Atlas, der weit aus der Bücherwand ragte und warf das mächtige, ledergebundene Buch auf die Flammen. Das Feuer verlosch unter dem erstickenden Gewicht von Des Albenhaupts Antlitz, Topographie eines mystischen Berges.
    Ganda wartete und zählte stumm bis hundert. Dann hob sie den Atlanten wieder hoch. Außer einem Kranz tief orangefarbener Glut war nichts geblieben. Zögerlich trat sie nach dem sterbenden Feuer. Wenn ein einzelner Funke blieb, mochte das schon genügen, ein neues Feuer zu entfachen.
    Beißender Rauch füllte den engen Tunnel. Und wieder packte sie die Angst. Sie stellte sich vor, wie ein gewaltiges Feuer die ganze Bibliothek verschlang, und das alles nur, weil sie einen Funken übersehen hatte. Wütend trampelte sie in der Asche der Pergamentseiten. Vielleicht sollte sie ihren Rock heben und in den großen

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