Elfenlicht
Albenmarks, hatte aufgehört zu kämpfen. Ganda warf das Schwert durch den Spalt hinaus in den Büchertunnel. Obwohl sie sich nun ein wenig sicherer fühlte, wagte sie immer noch nicht, nach der Falrach-Figur zu greifen.
»Wir sind im Auftrag der Königin hier, Ollowain. Erinnerst du dich? Du hast Emerelle Treue geschworen. Du darfst sie jetzt nicht im Stich lassen.«
Der Elf rührte sich nicht. Er war ein dämlicher, arroganter Mistkerl, und doch berührte es sie zutiefst, ihn so zu sehen. Sie hätte niemals gedacht, dass Elfen zu solch starken Gefühlen fähig waren. Sie wirkten immer so beherrscht. So überlegen. So in ihren Verstand und ihre meisterlichen Fähigkeiten verliebt.
»Erinnerst du dich an die Blütenfeen am großen Teich, nahe dem Elfenlicht?« Ganda hielt inne; sie musste daran denken, dass die Elfen dieser prächtigen Burg keinen Namen gegeben hatten. Wenn sie den Namen gebrauchte, den die Koboldvölker Emerelles verzauberter Burg gegeben hatten, dann würde Ollowain nicht wissen, wovon sie sprach. »Denk an das Schloss der Königin. Dort gibt es einen klaren See. An seinem Ufer leben die Blütenfeen. Etwas Dunkles ist in jener Nacht an diesen Ort gekommen, in der du und Emerelle die Trolle vertrieben habt. Etwas, das die Lebensfreude stiehlt und auf heimtückische Weise zu töten vermag. Es sind Schatten, die kein Schwert zu besiegen vermag, Ollowain. Deshalb sind wir hier. Wir sollen einen Weg finden, diese Schatten aus Albenmark zu vertreiben. Erinnere dich! Du bist der weiße Ritter! Der Schwertmeister. Der Gerechte. Allen Völkern Albenmarks ist dein Name wohl bekannt. Sie vertrauen auf dich. Sie hoffen auf deinen unbeugsamen Mut. Lass sie nicht im Stich, Ollowain.«
Nichts. Es war, als spräche sie zu einem Felsen. Wie konnte man nur so ausdauernd weinen? Und so still ... Das war unheimlich. Wann würden seine Tränen versiegen? Oder konnte man so lange weinen, bis man daran starb, wenn sich die Seele in einer Wüste verloren hatte?
Ganda blickte wieder zu der schwarzen Magierin. Vorsichtig streckte sie die Hand nach der Figur aus, bis ihre Finger sie fast berühren konnten. Die Lutin schluckte. Ihre innere Stimme warnte sie. Das war nicht mehr der Wächter der Shalyn Falah, der dort vor ihr saß. Der Unbeugsame und Unbescholtene. Niemand konnte wissen, was er in seinem Wahn tun würde.
Ganda beugte sich zurück. Sie leckte sich nervös die Schnauze. Sie musste sich mehr auf ihn einlassen, wenn sie zu ihm vordringen wollte. Ganda erinnerte sich an einen Namen, den er gestern genannt hatte.
»Sie hieß Lyndwyn, nicht wahr?«
Ollowains Lippen zitterten leicht.
»Erzähl mir von ihr. Sie muss eine sehr besondere Frau gewesen sein, wenn sie dich selbst jetzt noch so sehr in ihren Bann zu schlagen vermag.«
Der Elf nickte sanft. »Ja, die Worte sind gut gewählt.« Er sprach mit tonloser Stimme. »Sie hat mich tatsächlich in ihren Bann geschlagen. Sie war eine Zauberin. Ich dachte, es sei ihre Magie. Aber ich habe mich geirrt. Ich habe mich so sehr in ihr geirrt ...«
»Wie meinst du das?« Ollowains Blick wurde wieder starr. Ganda fluchte. Sie war dabei, ihn wieder zu verlieren. Sie musste ihn provozieren! »Hat sie dich betrogen? Erzähl es mir! Was hat die Schlampe dir angetan?«
Der Schwertmeister blinzelte. Dann sah er sie an, und sein Blick war wie Eis. »Wenn du noch einmal so von ihr sprichst, werde ich dich töten.«
Er sprach sehr leise. Seine Stimme klang noch immer hohl. Sie verriet kein Gefühl. Und doch hegte die Lutin nicht den geringsten Zweifel daran, dass er seine Drohung augenblicklich wahr machen würde, wenn ihr jetzt der geringste Fehler unterlief. Und er brauchte kein Schwert, um sie zu töten. »Entschuldige«, stammelte sie. »Ich habe mich geirrt. Erzähl mir, wie Lyndwyn war.«
Plötzlich spielte ein trauriges Lächeln um die Lippen des Elfen. Er nickte sanft. »Ja, es war leicht, sich in ihr zu irren. So ist es auch mir ergangen. Sie war die Enkeltochter Shahondins, des Fürsten von Arkadien, und ich dachte lange Zeit, sie sei sein Werkzeug. Er begehrte Emerelles Thron und ihren Albenstein. Und Lyndwyn hat ihn sich genommen, den Albenstein der Königin. Sie war undurchschaubar.« Seine Tränen versiegten. Er schluckte hart. »Bis zuletzt.«
Mit stockender Stimme erzählte Ollowain von der Magierin. Wie sie ihm einen Dolch in die Kehle gerammt und ihn so vor dem Erstickungstod gerettet hatte. Wie sie den Albenstein an sich gebracht und dessen Kraft genutzt
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