Elfenliebe
von ihnen lief eilig davon.
Tamani ergriff noch mal das Wort. »Es geht mir nur darum, dass du in Sicherheit bist«, sagte er entschuldigend.
»Ich weiß«, murmelte Laurel.
»Was ist mit dieser Klea?«, wollte er wissen. »Hast du sie noch mal getroffen?«
Laurel schüttelte den Kopf. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich ihr vertrauen kann.«
»Weiß sie über dich Bescheid?«, fragte er und drehte sich auf dem Absatz um. Er sah sie an. »Kann sie irgendwie darauf gekommen sein, dass du eine Elfe bist?«
»Ja, Tamani. Ich habe ihr gleich alles auf die Nase gebunden, kaum dass ich sie getroffen habe«, antwortete Laurel ironisch. »Nein, sie hat keine Ahnung! Ich war überaus vorsichtig …«
»Denn wenn sie es herausfindet«, bügelte er sie ab, »bist du von dem Augenblick an in Lebensgefahr.«
»Sie weiß es aber nicht«, schrie Laurel, was die Wachtposten alarmierte. Es war ihr egal. »Und selbst wenn, was dann? Meinst du, sie ändert ihre Meinung und versucht zur Abwechslung, mich umzubringen? Kann ich mir kaum vorstellen!« Es fühlte sich sonderbar an, die gegenteilige Position dessen zu vertreten, was sie David vor einigen Wochen hatte einreden wollen. Doch mit Logik war das alles ohnehin nicht mehr zu erklären. »Ich komme schon klar!«, sagte sie erschöpft.
Sie wandten die Köpfe, als sie Schritte hörten. Eine weitere Truppe von Wächtern war eingetroffen. Tamani senkte den Kopf und ging einen Schritt zurück, hinter Laurels Schulter. Doch sie hörte, wie er zornig stöhnte.
Als die Wachtposten auseinandertraten, erschien Yasmine, die junge Winterelfe.
»Oh«, sagte Laurel überrascht. »Ich dachte, sie würden … jemand anderen holen«, erklärte sie schleppend, als das Mädchen sie aus seinen sanften grünen Augen ansah.
Yasmine wandte sich schweigend der Mauer zu.
»Kann sie die alleine öffnen?«, fragte Laurel flüsternd Tamani.
»Natürlich«, antwortete er kühl. »Das ist kein Zeichen von Geschicklichkeit. Man muss nur eine Winterelfe sein.«
Die Wachtposten führten sie zu den vier Toren. Tamani folgte Laurel schweigend, ohne sie anzufassen. Laurel fand es schrecklich, ihn so zu behandeln, aber ihr fiel einfach nichts Besseres ein. Dies war der Zusammenprall ihrer beiden Welten, ihrer zwei Leben, die sie mit so viel Mühe auseinanderhielt. Und sie hatte das Gefühl, nichts dagegen tun zu können.
Vierundzwanzig
I n grüblerischem Schweigen gingen Laurel und Tamani durch das Tor. Die vertraute Brigade von Wachtposten begrüßte sie. Shar trat vor und sah Laurel böse an. »Wir haben Besuch«, teilte er Tamani mit.
»Orks?« Alarmiert schob Tamani Laurel zum Tor zurück. »Laurel, geh wieder nach Avalon.«
Shar verdrehte die Augen. »Doch keine Orks, Tam. Glaubst du wirklich, wir hätten euch durchgelassen, wenn Orks in der Gegend wären?«
Mit einem Seufzer ließ Tamani die Hände sinken. »Natürlich nicht. Ich habe nicht richtig nachgedacht.«
»Es ist der Menschenjunge, der auch im vergangenen Herbst hier war.«
»David?«, fragte Laurel schwächlich. Wie hat er es herausgefunden?
Shar nickte, als Tamani wütend aufsah. »Ich bringe sie zu ihm.« Tamani trat einen Schritt vor. »Wo ist er?«
»Er hält Abstand«, erwiderte Shar und neigte vage den Kopf. »Vorne am Haus.«
»Bin gleich wieder da«, sagte Tamani, legte die Hand um Laurels Oberarm und zog sie Richtung Blockhaus. Außer Sichtweite des Tores ließ er sie wieder los.
»Ich möchte mit ihm reden«, sagte Tamani leise.
»Nein!«, widersprach Laurel. »Das geht nicht.«
»Ich will wissen, was er zu deiner Sicherheit unternimmt. « Tamani mied ihren Blick. »Mehr nicht.«
»Kommt nicht infrage«, sagte Laurel mit zusammengebissenen Zähnen.
»Was ist dir denn wegen David noch alles egal?«, fragte Tamani, am Ende seiner Weisheit. »Ich, schon klar. Und was noch? Dein Leben? Das deiner Eltern? Sogar Davids Leben, nur damit ich mich nicht einmische und eurer süßen Liebesgeschichte einen Stich versetze? Ich will doch nur mit ihm reden.«
»Du willst ihn einschüchtern. Und seine Position als mein Freund untergraben. Ich kenne dich, Tamani.«
»Könnte ich ruhig machen, wenn er schon mal hier ist«, knurrte Tamani mit einem bösen Blick auf den Weg zum Haus.
»Ich habe ihn nicht darum gebeten«, sagte Laurel. Sie hatte das absurde Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen.
Tamani schwieg.
»Er müsste eigentlich noch arbeiten. Ich weiß gar nicht, woher er weiß, dass ich hier
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