Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenliebe

Elfenliebe

Titel: Elfenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
Vom Netzwerk:
interessierte.
    Und das hat er getan, um mich besser zu verstehen. Er hatte buchstäblich Jahre darin investiert, die Person zu verstehen, die sie als Mensch werden würde. Sie hatte ihre Erinnerungen geopfert und Avalon auf Wunsch der verstorbenen Königin verlassen und Tamani war ihr auf mehr als eine Art und Weise gefolgt. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz.
    »Jedenfalls«, schloss Tamani, »ist das Landhaus seit Jahrhunderten unsere stärkste Verbindung zu der Welt außerhalb von Avalon gewesen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass wir die Sprache der Menschen sprechen, die in unserer unmittelbaren Nachbarschaft leben. Doch selbst die Fachleute auf dem Landgut vertun sich manchmal. Es ist also wohl keine so schlimme Sache, wenn ich hin und wieder ein Wort vergesse.«

    »Ich finde, du machst das großartig«, sagte Laurel und strich mit dem Finger über Tamanis Arm.
    Wie aus Instinkt hob er die Hand und legte sie auf Laurels. Sie starrte auf diese Hand. Sie wirkte so harmlos, aber die Geste hatte etwas zu bedeuten, und Laurel wusste das. Als sie aufschaute, trafen sich ihre Blicke. Sie schwiegen lange. Dann zog Laurel ihre Hand weg. Sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber Laurel hatte trotzdem ein schlechtes Gewissen.
    Sie versuchte, die peinliche Situation zu überspielen, indem sie sich aus dem nächstbesten Krug etwas einschenkte und einen großen Schluck davon trank. Es schmeckte nach flüssigem Zucker. »Oh, wow, was ist das?«, fragte sie nach einem prüfenden Blick auf das rubinrote Getränk.
    Tamani warf einen kurzen Blick auf den Krug. »Amrita.«
    Laurel musterte ihren Drink mit Misstrauen. »Ist das so was wie Elfenwein?«, fragte sie, weil sie bereits das Gefühl hatte, es würde ihr zu Kopf steigen.
    »So ähnlich. Amrita ist der Nektar der Blumen des Yggdrasil-Baumes. Er wird nur an Samhain ausgeschenkt, weil man damit auf das Neue Jahr anstößt.«
    »Köstlich!«
    »Schön, dass es dir schmeckt.« Tamani lachte.
    »Ich bin total satt«, seufzte Laurel. Nur in Avalon konnte es passieren, dass Laurel mehr aß, als sie wollte. Aber jetzt war es mal wieder so weit.
    »Dann bist du hiermit fertig?«, fragte Tamani in dem gewohnt verhaltenen Tonfall.

    »Oh ja. Völlig fertig«, strahlte Laurel und schmiegte sich tiefer in die Kissen.
    »Möchtest du …« Er machte eine Pause und schaute auf die Mitte der Wiese. »Hast du vielleicht Lust, mich zum Tanz zu bitten?«
    Laurel richtete sich ruckartig auf. »Ob ich Lust habe, dich zum Tanz aufzufordern?«
    Tamani senkte den Blick auf seinen Schoß. »Tut mir leid, wenn ich dir zu nahegetreten bin.«
    Doch Laurel hörte ihn kaum, so sauer war sie. »Heißt das, du darfst mich nicht mal bei einem Fest fragen?«
    »Heißt das, du sagst Nein?«
    Wie er das sagte! Laurels Enttäuschung verwandelte sich in Trauer. Es war nicht Tamanis Schuld, aber sie konnte es nicht ausstehen, dass er sich selbst im Umgang mit ihr an diese lächerlichen sozialen Regeln gebunden fühlte. Laurel hob ihr Kinn und verdrängte ihre Empörung. Sie wollte schließlich nicht ihn bestrafen. »Tamani, hast du Lust zu tanzen?«
    Sein Blick wurde weich. »Liebend gerne.«
    Laurel sah die Tänzer an und zögerte. »Ich weiß nicht, wie das geht«, sagte sie schüchtern.
    »Das kann ich dir zeigen … wenn du möchtest.«
    »Okay.«
    Tamani stand auf und bot ihr die Hand. Er hatte seinen Mantel abgelegt, trug aber immer noch die schwarze Kniehose und die Stiefel zu einem lässigen weißen Hemd. Die Bänder vor seiner Brust hatten sich gelöst, sodass sie seine gebräunte Brust bewundern konnte. Er sah aus wie der Held in einem Film, wie Westley in
Die Braut des Prinzen beispielsweise oder wie Edmond Dantès in Der Graf von Monte Christo . Laurel nahm lächelnd seine Hand.
    Gemeinsam schlenderten sie zu einem Musikerensemble. Die meisten spielten Saiteninstrumente, die Laurel nicht kannte, aber die Holzbläser kamen ihr bekannt vor – Flöten und Panflöten und eine einfache Klarinette. Tamani führte sie geschickt durch die Tanzschritte, die sie instinktiv zu kennen glaubte, denn ihre Füße bewegten sich mit einer Anmut, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Sie hüpfte, trippelte und glitt mit den anderen Paaren dahin, und auch wenn sie nicht ganz so graziös tanzte wie sie, hätte sie auf einem Menschenball sehr gut bestehen können. Sie tanzten zu einem weiteren Lied, und zu noch einem, bis Laurel völlig die Zeit vergaß. Auf der süß duftenden Wiese wurde es

Weitere Kostenlose Bücher