Elfenliebe
Schuhkarton und enthielt jede Menge Essenzen und mehrere Mixturen zur Bekämpfung von Orks. Herbstelfen mit weit größeren Kenntnissen hatten sie für sie zusammengestellt. Darüber hinaus gab es mehrere Extrakte, die sie zum Schutz ihres Zuhauses und ihrer Familie einsetzen konnte. Vorausgesetzt, sie würde den Umgang damit weiter üben und Fortschritte machen. Das war auf alle Fälle besser als gar nichts. Aber allein die Schachtel nahm schon die Hälfte des Rucksacks ein.
Während sie noch vor dem Bett stand und sinnierte, was sie mitnehmen konnte, kam Katya ins Zimmer und warf noch etwas dazu.
»Du siehst aus, als könntest du das hier gebrauchen«, sagte sie schmunzelnd.
Laurel griff nach dem pinkfarbenen Beutel, der aussah, als wäre er aus Seidenpapier. Sie hatte jedoch den leisen Verdacht, dass er mehr aushielt, als sie dachte. »Danke«, sagte sie. »Ich wollte gerade Celia bitten, mir eine Tasche zu besorgen.«
Katya sah den Kleiderhaufen auf dem Bett und blickte zweifelnd auf Laurels Rucksack. »Du hast nicht etwa versucht, das alles da hineinzuquetschen, oder?«
»Nein«, grinste Laurel.
»Gut«, erwiderte Katya. »Das hätte auch Wintermagie erfordert.«
Laurel lachte über den Witz, den nur eine Elfe verstehen konnte. Sie zog die Schnur am oberen Ende des Beutels auf und entdeckte an der einen Seite ein wunderhübsch gesticktes K.
»Den kann ich nicht annehmen; sieh mal, dein Monogramm. «
Katya sah zu ihr herüber. »Ach – das habe ich gar nicht gesehen, ehrlich. Ich habe jede Menge davon.«
»Echt?«
»Klar. Immer wenn ich meine Wäsche weggebe, bekomme ich so einen zurück.«
Laurel fing an, ihre Kleider in den Beutel zu stopfen. Sie musste immer noch einiges zurücklassen, aber es war besser als nichts.
Mehrere Sekunden lang beobachtete Katya sie schweigend, ehe sie fast schüchtern fragte: »Musst du wirklich gehen?«
Laurel blickte überrascht auf. Von einigen Ausnahmen abgesehen, waren die anderen Elfen stets nett gewesen – und sehr gesprächig, doch sie hätte keine von ihnen als Freundin bezeichnet. Katya ging es offenbar anders. »Ich komme zurück«, sagte Laurel.
»Ich weiß.« Katya rang sich ein Lächeln ab. »Aber musst du überhaupt zu den Menschen gehen? Ich habe
ja nur dies und das gehört, aber sie sagen, deine Mission ist erfüllt. Das Land, auf dem das Tor steht, gehört jetzt dir. Kannst du nicht für immer hierbleiben?«
Laurel wich Katyas Blick aus und starrte auf die Kleider, die sie in der Hand hielt. »Das ist kompliziert – ich habe Familie dort, Freunde. Die kann ich nicht im Stich lassen.«
»Du könntest sie doch besuchen«, schlug Katya strahlend vor.
»Darum geht es nicht«, erwiderte Laurel ernst. »Ich muss sie beschützen. Sie sind meinetwegen in Gefahr – und ich trage Verantwortung für sie.«
»Verantwortung – gegenüber Menschen?«
Laurel biss die Zähne zusammen. Katya konnte nichts dafür – sie hatte noch nie einen Menschen gesehen. Da kam ihr eine Idee und sie holte ein Foto aus der kleinen Vordertasche ihres Rucksacks. Ein Bild von ihr und David beim Tanzen. Es war im vergangenen Frühling aufgenommen worden. David stand hinter ihr und hatte die Arme um sie geschlungen. Der Fotograf hatte in dem Moment abgedrückt, als Laurel sich umdrehte, um David anzusehen – sie im Profil, eine lachende Silhouette, und David, wie er sie sehnsüchtig ansah. Es war eins ihrer Lieblingsfotos. Sie gab es Katya.
Ein Lächeln huschte über Katyas Gesicht. »Was – du bist schon umschlungen?«, rief sie. »Davon hast du mir gar nichts gesagt!« Ihre Augen verrieten ihre Faszination. Sie sah sich im Zimmer um und fragte flüsternd: »Ist er vom Unseligen Hof? Ich habe davon gehört. Sie leben direkt hinter dem Tor und …«
»Nein – das ist David«, unterbrach Laurel sie. »Der Mensch, von dem ich dir erzählt habe.«
Katya machte ein ungläubiges Gesicht. »Ein Mensch?«, rief sie entgeistert. Dann blickte sie erneut auf das Foto und verzog angeekelt das Gesicht. »Aber … er fasst dich ja an!«
»Ja klar«, erwiderte Laurel wütend und entriss Katya das Foto. »Er ist mein Freund. Er fasst mich an, er küsst mich und…« Sie zwang sich zu einer sekundenlangen Pause. »Er liebt mich«, sagte sie mutig, aber bestimmt.
Katya starrte sie eine Weile an, bevor sich ihr Gesicht wieder entspannte. »Ich mache mir einfach Sorgen um dich da draußen«, sagte sie, wobei sie das schockierende Foto verstohlen ansah. »Menschen sind nie freundlich
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