Elfenliebe
städtischen Kardiologen zu sein.«
»Kann ich mir denken.« Hand in Hand gingen sie über den Weg auf das Haus zu und traten ein. Da sie in einer kleinen Stadt lebten und das Haus so weitläufig war, herrschte kein großes Gedränge, aber es war voll genug. Und dort, wo es noch leerer war, stand die
Musik im Vordergrund. Laurel taten schon die Ohren weh.
»Dahinten«, rief sie, um den Lärm zu übertönen, und zeigte auf Ryan und Chelsea. Ryan sah ganz normal aus in seinem leuchtend roten T-Shirt und den Hollister-Jeans, aber Chelsea hatte sich selbst übertroffen. Sie hatte ihre Locken zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und trug dazu lange goldene Ohrringe. Ihre Sommerbräune betonte sie mit einer dunkelblauen Jeans, süßen schwarzen Sandalen und einem schwarzen Tanktop, das mit glänzenden Perlen geschmückt war.
Die Bräune hatte sie sich wahrscheinlich an Ryans Swimmingpool geholt.
»Unglaublich!«, sagte Laurel, als sie auf die beiden zuging und Chelsea umarmte. »Du siehst einfach toll aus!«
»Du auch«, erwiderte Chelsea.
Doch Laurel wünschte sich bereits, sie müsste nicht diese lange zurückgebundene Bluse mit Empire-Taille und einer riesigen Schleife tragen, die sie ausgesucht hatte, um den Knubbel ihrer abgebundenen Blüte zu verbergen. Es war warm und sie bekam Beklemmungen.
»Ist das Haus nicht einfach großartig?«, schwärmte Chelsea und zog Laurel ein wenig beiseite.
»Fantastisch.«
»Ich bin so gerne hier. Mit meinen drei kleinen Brüdern gibt es bei uns zu Hause nichts mehr, was kaputtgehen könnte«, sagte Chelsea. »Und hier stellen sie kleine Statuen auf die Beistelltische. Und die Gläser, die zum Abendessen gedeckt werden, sind – man mag es kaum glauben – aus echtem Glas.« Sie mussten beide lachen.
Chelsea wandte sich zu David und Ryan um, die sich unterhielten und über etwas lachten. Als merkten sie, dass sie beobachtet würden, drehten sie sich zu den Mädchen um, und Ryan winkte.
»Manchmal, wenn ich die beiden nebeneinander sehe, frage ich mich, wie Ryan die ganze Zeit da sein konnte, ohne dass ich ihn bemerkt habe.« Chelsea sah Laurel an. »Wo hatte ich nur meine Augen? Was habe ich mir dabei gedacht?«
Laurel lachte wieder und legte Chelsea den Arm um die Taille. »Dass David sexier ist?«
»Ach, genau, das war’s.« Chelsea verdrehte die Augen. »Komm«, sagte sie und zog Laurel mit sich. »Die Aussicht wird dir die Sprache verschlagen.«
Vierzehn
U m elf Uhr war Laurel völlig erschöpft vom Tanzen. Außerdem fehlte ihr der Sonnenschein. Deshalb lächelte sie erleichtert, als David sich einen Weg durch die Menge bahnte und ihr einen Plastikbecher mit einer Art rotem Punsch reichte.
»Vielen Dank«, sagte Laurel. »Ich bin schon völlig ausgetrocknet und total fertig.«
»Dafür hast du doch deinen Ritter in schimmernder Rüstung«, sagte David.
Sie roch an der roten Flüssigkeit und verzog das Gesicht. »Bäh. Da hat aber jemand ordentlich was reingekippt. «
»Echt jetzt? Oder ist das hier eine Sitcom aus den Fifties?«
»Kein Witz.« Laurel konnte nicht mal mit ihren Eltern am Tisch sitzen, wenn die ein Glas Wein tranken, so schlecht wurde ihr allein von dem Alkoholgeruch.
»Nun, dann sehe ich es als dein Begleiter als meine Pflicht an, sie beide auszutrinken.« David nahm ihr den Becher ab.
»David!«
»Was?«, fragte er, nachdem er sich einen großen Schluck genehmigt hatte.
Laurel verdrehte die Augen. »Ich fahre.«
»Super«, sagte David und trank weiter. »Dann kann ich mir ja noch mehr holen.«
»Du wirst noch total blau.«
»Jetzt mach mal halblang. Meine Mutter serviert mindestens einmal pro Woche Wein zum Abendessen.«
»Echt?«
David grinste.
»Gib her«, sagte Laurel und griff nach ihrem Becher.
»Warum? Du verträgst das doch sowieso nicht.«
»Und ob«, widersprach sie und holte ein Fläschchen aus ihrer Handtasche, das sie vorher ihrer Herbstelfenausrüstung entnommen hatte.
»Was ist das denn?«, fragte David aus nächster Nähe.
»Wasserreiniger«, antwortete Laurel, ließ einen Tropfen in das Getränk fallen und schwenkte behutsam den Becher.
»Hast du den hergestellt?«
»Schön wär’s«, sagte Laurel mit finsterer Miene. »Ich habe ihn in der Akademie bekommen.«
Als sie in den Becher blickte, hatte sich der rote Punsch in eine klare Flüssigkeit verwandelt. »Huh«, sagte sie. »Das Färbemittel gilt anscheinend auch als Verunreinigung.«
David neigte den Becher und roch daran. »Also ehrlich, die meisten
Weitere Kostenlose Bücher