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Elfenlied

Elfenlied

Titel: Elfenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Ganda?«
    »Es ist ein Geschenk.«
    Er sah mich forschend an. Ahnte er, dass etwas mit mir nicht stimmte? Was würde er mir wohl antun, wenn er entdeckte, wer ich war? Ich blickte unwillkürlich auf meine Hände.
    »Du weißt, woher dieses Kleid kommt?«, setzte er nach.
    »Von Königin Emerelle. Sie hat es mir geschenkt, als ich in ihrer Burg im Herzland zu Gast war.« Ich konnte sehen, wie ihn die Antwort überraschte. Er nahm die Hand von meinem Bein. Endlich!
    Shandral betrachtete mich nun mit kaum verhohlenem Misstrauen. »Du kennst die Königin?«
    »Ich war einmal zu Gast bei ihr.«
    Gromjan hatte mich eindringlich gewarnt, von dieser Zeit zu sprechen. Der Hof ist ein Sumpf von Intrigen, hatte er mir eingeschärft. Ein falsches Wort genügt, und du verlierst den Boden unter den Füßen.
    Würde genau das jetzt geschehen? Ich hielt dem Blick des Elfen stand. Hatte er etwa Angst vor mir, ging es mir durch den Kopf. Aber das war lächerlich!
    »Die Art, wie der Saum genäht ist, verrät, dass dein Kleid aus der Hofschneiderei Emerelles stammt. Ich kann spüren, dass es von Magie durchdrungen ist. Es wird niemals schmutzig, nicht wahr?«
    Ich nickte. Ich wusste nicht mehr, woran ich bei ihm war. Er ließ Arbeitern die Hände abschneiden und plauderte jetzt über Kleider. Er musste verrückt sein!
    »Die Königin versteht es, große Auftritte zu inszenieren. Hast du sie jemals in ihrem Schmetterlingskleid gesehen? Das vergisst man nicht. Leider lässt sie bei ihrer Herrschaft etwas die Zügel schleifen … Macht muss man nutzen! Alle müssen sie spüren können. Sonst geht sie dahin wie Morgennebel im Sonnenlicht.«
    Ich nickte und dachte verzweifelt darüber nach, wie ich mich höflich verabschieden konnte.
    Als habe er in meinen Gedanken gelesen, richtete sich Shandral auf. Er griff nach einem kleinen, silbernen Glöckchen, das neben den Tellern mit den Leckereien auf dem Tisch stand, und läutete.
    Ich hoffte, ein Kobold würde kommen, um mich zu Elija zu bringen und dann hinauszugeleiten. Stattdessen erschien eine Elfe.
    »Darf ich dir Leylin vorstellen? Sie wird vielleicht einmal meine Frau werden. Ich kann mich noch nicht entscheiden. Jetzt geht sie erst einmal zurück zu ihrer Familie, die sie an mich verschachern will. Was glaubst du, was der Preis für eine Frau wie sie ist?«
    Leylin hielt den Blick gesenkt. Ihre Wangen erröteten. Sie erschien mir in allem das genaue Gegenteil von Shandral. Ihr Haar war schwarz wie die Nacht. Sie hatte es zu einem einzigen, schweren Zopf geflochten, der fast bis zu ihren Knöcheln reichte. Sie trug ein einfaches, lindgrünes Kleid, das mit dem durchscheinenden Alabasterton ihrer Haut nicht gut harmonierte. Ihre Augen waren von einem warmen, dunklen Braun. Sie war eine schöne Frau. Aber schon als ich sie zum ersten Mal sah, hatte ich das Gefühl, dass etwas in ihr zerbrochen war. Sie war zutiefst verletzt. Und sie hatte aufgegeben, um sich zu kämpfen. Ich bin mir im Nachhinein ganz sicher, dass gerade das Shandral besonders reizte. Es machte ihm Freude, sie zu demütigen und dabei jede Grenze zu überschreiten.
    »Komm, Leylin. Sag du unserer kleinen Freundin, wie viel du deiner Familie wert bist.«
    Sie sah mich nicht an, als sie antwortete. »Drei Truhen mit Gold und das Jagdrecht in einem ausgedehnten Wald.«
    »Du vergisst zu erwähnen, dass deine Mutter ganz versessen darauf ist, künftig zu den bevorzugten Gästen auf den Bällen meines Onkels Shahondin zu gehören. Leylins Familie ist völlig bedeutungslos. So wie ihre Tochter ein wenig farblos ist.«
    Die Elfe nahm auch diese Beleidigung hin.
    Shandral trat an ihre Seite. Er griff nach ihrem Kinn und hob ihren Kopf. Es war eine Geste wie auf einem Viehmarkt. »Was meinst du, kann man mit ihr Freude im Bett haben? Sie ist sicherlich fügsam, aber ganz ohne Feuer.« Er sah mich auf eine Art an, als könne er durch mein Kleid hindurchsehen. »Ganz anders als du. Ich bin mir sicher, wer einst dein Herz erobert, wird stürmische Liebesnächte erleben. «
    Jetzt spürte ich, wie meine Wangen aufglühten. Ich verachtete ihn. Aber dem Bann seiner Schönheit konnte ich mich nicht ganz entziehen. Ich stellte mir vor, wie es wohl sein würde, ihn zu küssen.
    »Deine Lutin sollen sie für mich nach Arkadien bringen. Du kannst sie mitnehmen, so wie sie ist. Sie besitzt nichts außer den Kleidern an ihrem Leib. Da sie mich bislang nicht sonderlich gut unterhalten hat, gibt es keinen Grund für irgendwelche Geschenke.«
    Ich

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