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Elfenlied

Elfenlied

Titel: Elfenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Verzweifelte, die für Gold alles taten.
    Ich duckte mich hinter eines der baumdicken Beine von Wolfsbeißer. Wie ein Mann stürmten die Kentauren den Hang herab. Erde spritzte unter den hämmernden Hufen auf. Ich spürte den Boden unter meinen Füßen erbeben.
    Die meisten Kentauren waren mit den kurzen Bogen der Steppenvölker bewaffnet. Sie feuerten eine Wolke von Pfeilen ab. Den mächtigen Echsen konnten die Geschosse nichts anhaben. Doch sie waren auch nicht das Ziel.
    Wolfsbeißer stampfte unruhig mit den Füßen. Ich spürte, dass er den Kentauren am liebsten entgegengestürmt wäre. Über mir hörte ich das unverwechselbare Klacken der Armbrüste, scharf, metallisch.
    Ich sah einen der Pferdemänner stürzen. Ein Bolzen hatte ein blutiges Loch unter sein rechtes Auge gestanzt. Er überschlug sich. Andere Kentauren konnten nur mit Mühe ausweichen.
    Ich kam unter Wolfsbeißers Leib hervor und kletterte die Strickleiter empor. Zwei Lutin bedienten die schwere Armbrust. Sie hatten vor dem Bogen der Waffe einen hölzernen Schutzschild aufgerichtet. Pfeile steckten darin.
    Ein Geschoss verfehlte mich knapp und blieb in der Wand des Zeltes neben mir stecken.
    Einer der beiden Lutin drehte sich zu mir um. »Bleib in Deckung! «, fluchte er.
    Ich warf mich flach zu Boden. Auf der Hornechse neben uns sah ich Zita. Die Alte bediente allein eine Armbrust. Neben ihr hüpfte Mira auf und ab und schrie den Kentauren wüste Flüche entgegen.
    Jemand fiel schwer auf meinen Rücken. Der Schütze war getroffen. Ich habe seinen Namen längst vergessen, nicht aber den Schrei seiner Frau. Sie beugte sich über ihn und nahm ihn in die Arme. So wurde ich befreit. Mein Hemd war mit Blut besudelt. Nie zuvor hatte ich eine solche kalte Wut gespürt.
    Ich ging zur Armbrust und ignorierte die Pfeile.
    Hinter der Uferböschung, außer Sicht, erklang ein Horn.
    Widerwillig zogen sich die Kentauren zurück. Ich spähte durch die Öffnung im Schutzschild der Waffe und richtete sie auf einen der Pferdemänner. Langes Haar fiel ihm über den Rücken. Ich zog den Abzugshebel der Armbrust und sah den Kentauren stürzen. Dann kämpfte ich mit verzweifelter Wut mit der Winde, um die Waffe erneut zu spannen. Ich war sechs, als ich zum ersten Mal tötete. Und die Erinnerung daran verfolgte mich nicht in meinen Träumen.
    Die Kentauren blieben hinter dem Hügel verschwunden. Erste Jubelrufe wurden laut.
    Ich sah, wie von der Plattform auf dem Rücken von Zweistoß ein Adler aufstieg. Er glitt über den See hinaus und versuchte mit kräftigen Flügelschlägen an Höhe zu gewinnen.
    Die Hornschildechsen blökten unruhig. Torkelschritt stieß ein leises Wimmern aus. Ein Pfeil hatte seine Nüstern durchschlagen.
    Hufschlag überlagerte alle anderen Geräusche. Wie eine Welle aus Fleisch kamen die Kentauren erneut über die Böschung. Ich witterte es, noch bevor ich es sah. Rauch!
    Etliche hielten brennende Pfeile. Sie wirbelten sie hoch über dem Kopf.
    Eine Salve von Armbrustbolzen flog den Pferdemännern entgegen. Auch ich schoss, aber ich war so aufgeregt, dass ich nicht darauf achtete, ob ich getroffen hatte.
    Die Lutin, deren Mann gefallen war, half mir, die Winde zu bedienen. Meine Hände zitterten, als ich einen neuen Bolzen aus der Kiste unter der Armbrust nahm.
    Die Kentauren kamen auf weniger als fünfzig Schritt heran. Und sie alle schossen auf Zitas Hornschildechse Sturmrufer. Die Pfeile zogen dünne, blassgraue Rauchfäden hinter sich her. Sie schlugen in den Hornkragen und das trockene Bambusgerüst. Einige trafen das Zelt, das sofort in hellen Flammen stand.
    Mira machte mitten in ihrem Hüpfen einen Satz nach hinten. Sie schlug gegen das Zelt und kam schwankend wieder auf die Beine. Sie wirkte benommen. Sie sah genau in meine Richtung. Ein Pfeil hatte ihren linken Arm durchschlagen.
    Zita schrie.
    Rings um sie herum bohrten sich brennende Geschosse in den Schild der Armbrust, die Bambusrohre und das Zelt.
    Mira taumelte zum Geländer der Plattform. Ich glaube, sie wollte sich aufstützen, um nicht hinzustürzen. Ein zweiter Pfeil traf sie, diesmal mitten in den Bauch. Sie knickte in sich zusammen und sackte unter dem Geländer hindurch. Ich sah sie fallen. Dann trafen sie zwei weitere Pfeile. Sie wurde dicht unter dem Hornkragen auf Sturmrufers Schulter genagelt. Blut lief über seine zerfurchte Haut, als rinne die Farbe aus Miras rotem Kleid.
    Ich verließ meinen Posten an der Armbrust und sprang hinüber auf die andere Echse. Der

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