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Elfenlied

Elfenlied

Titel: Elfenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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heiße Atem des Feuers biss in mein Gesicht. Sturmrufer schrie vor Entsetzen. Er brach aus dem lebenden Wall der Hornschildechsen aus. Ein Kentaur wich ihm zu spät aus und wurde zum Opfer eines der langen, geschwungenen Hörner.
    Zita versuchte, an Mira zu gelangen. Noch immer prasselten Pfeile auf die große Echse nieder. Es stank nach verbrannter Haut. Sturmrufer schüttelte sich. Er versuchte, die brennende Plattform von seinem Rücken zu schleudern.
    Ich griff nach einem Seil und schwang mich zu Mira hinab. Es war dumm! Aber ich war ein Kind. Ich wollte nicht wahrhaben, dass meine Freundin schon längst tot war. Ihr rechter Arm pendelte bei jedem Schritt der Echse hin und her, als winke sie dem grünen Gras zu.
    Ich bekam den Hornkragen zu packen. Im selben Augenblick warf sich Sturmrufer zur Seite. Ich wurde davongeschleudert.
    Die Echse wälzte sich im Gras. Das brennende Bambusgerüst zerbarst unter Sturmrufers Gewicht. Zita verschwand zwischen Bambusrohren und brennenden Fetzen des Zeltes. Die riesige Echse rollte über sie hinweg
    Stampfende Hufe verfehlten mich nur knapp. Ich schlug schützend die Arme über den Kopf.
    Mehrere Kentauren umringten Sturmrufer. Sie stachen mit langen Reiterlanzen nach ihm. Ich entdeckte ein schwelendes Stoffbündel. Nikodemus, Elijas und Miras kleiner Bruder! Er war in eine Decke gewickelt. Als die Echse sich auf den Rücken geworfen hatte, musste er aus dem Zelt geschleudert worden sein.
    Ohne auf die Gefahr zu achten, lief ich Sturmrufer entgegen. Immer wilder schrie die große Hornschildechse. Sie versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Die Haltegurte der Plattform hatte sie nicht abstreifen können, das Bambusgerüst war zersplittert. Schwelende Reste hingen noch auf dem Rücken der Echse. Einige hatten sich in das verbrannte Fleisch gebohrt. Noch mehr Blut rann über die Flanken der Echse. Ich sah Zita zwischen den Bambustrümmern im zerwühlten Gras.
    Endlich bekam ich Nikodemus zu packen.
    Ich drückte den Kleinen fest an meine Brust. Dicht neben mir bohrte sich eine Speerspitze ins Gras. Ich wich aus und merkte zu spät, dass ich Sturmrufer zu nahe gekommen war. Etliche Lanzen ragten aus seinem Leib. Er brüllte vor Wut und Schmerz. Und dann warf er sich erneut zu Boden. Noch immer fraß sich die schwelende Glut der Bambusstangen in die Wunden auf seinem Rücken.
    Ich wich zurück, doch ich war nicht schnell genug.

Eine andere Zeit
    Wie eine graue Felswand stürzte mir die Echse entgegen. Nikodemus schrie, und ich presste ihn noch fester an meine Brust. Dann wurde es dunkel. Ein Schlag traf mich und riss mich von den Beinen. Ich stürzte und wartete auf den Schmerz, der mein Leben auslöschen würde.
    Stattdessen glitt der geschundene Leichnam Miras dicht an meinem Gesicht vorbei.
    Die Schmerzensschreie von Sturmrufer übertönten jedes andere Geräusch. Über mir erschien der endlos weite, blaue Himmel.
    Ich schluchzte und hielt Nikodemus ganz fest. Erst später begriff ich, was geschehen war. Ich war zwischen dem Nacken und dem großen Hornschild zum Liegen gekommen. So hatte ich überlebt.
    Ein Horn erklang. Auf dem Kamm der Uferböschung war ein Reiter auf einem prächtigen Rappen erschienen. Er trug eine geschwärzte Rüstung und einen scharlachroten Umhang.
    Die Kentauren ließen von ihrem Angriff ab, jetzt, da sie eine Lücke in den lebenden Wall der Echsen geschlagen hatten … Sie preschten den Hang hinauf und verschwanden ebenso wie der Reiter.
    Ich blieb liegen. Ich hatte keine Kraft, mich aufzurichten. Hoch am Himmel kreiste der Adler. Ich ahnte, dass es Gromjan war, der weiter unsere Feinde beobachtete.
    Elija war als Erster bei mir. Er nahm mir Nikodemus aus den Armen. Ich blieb immer noch liegen. Ich war wie gelähmt und begriff nicht, warum ich nicht tot war.
    Langsam sammelten sich andere Lutin um uns. Sie halfen mir auf.
    Außer Mira und Zita hatte es nur zwei weitere Tote gegeben. Sturmrufer lag im Sterben. Eine Decke war über seine Schulter gebreitet. Darunter lugte ein Stück vom Saum meines roten Kleides hervor.
    Ein Gefühl überkam mich, als läge ein großer Eisklumpen tief in meinem Leib. Die Kentauren unter dem Wolfsbanner waren als Räuber und Plünderer verschrien. Aber ausgerechnet, als der Wall der Echsen durchbrochen war und sie die Herde hätten auseinandertreiben können, zogen sie sich zurück. Es war offensichtlich, dass sie an diesem Tag den Befehlen eines Elfen gehorchten. Sie waren nicht gekommen, um uns unsere bescheidenen

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