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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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sehen. Brimstone sah sich demonstrativ im Zimmer um, eine kleine Geste, die Hairstreak in seine Schranken weisen sollte. Die Zimmer lagen nicht einmal in einem der schicken Stadtteile. Früher war es die Behausung eines Handwerkers gewesen, dann um die Jahrhundertwende von einem Kaufmann aufgemotzt worden, der einen Platz brauchte, wo er seine Freundinnen unterbringen konnte. Jetzt waren die Räume nur noch schäbig. Genauso wie Hairstreak selbst, um die Wahrheit zu sagen. Sein Samtanzug hatte schon bessere Tage gesehen und seine Stiefel waren zerschlissen und abgewetzt.
    Dennoch sollte man den Mann niemals unterschätzen. Er war vielleicht in Ungnade gefallen, aber er war immer noch ein Lord, mit den Verbindungen eines Lords. Und er war immer noch das Oberhaupt der Bruderschaft, eine Tatsache, mit der Brimstone leben musste. Um die Spannung ein wenig zu entschärfen, sagte er: »Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich irgendetwas herausgefunden hat.«
    »Er fragte, wann er mit Gott sprechen könne«, erinnerte ihn Hairstreak. »Das ist meiner Ansicht nach ein ziemlich sicheres Indiz dafür, dass er etwas herausgefunden hat   … wirklich!«
    »Es gab Gerüchte«, sagte Brimstone. »Du weißt, dass es Gerüchte gab. So ist er überhaupt erst darauf aufmerksam geworden. Es sind alles bloß Gerüchte, Geschwätz, nichtsBesonderes, nichts Wichtiges.« Er fixierte Hairstreak mit einem durchdringenden Blick. »Er plappert nur etwas nach, das er in irgendeiner Kneipe aufgeschnappt hat. Er stellt uns auf die Probe. Wenn er diese Gerüchte nicht gehört hätte, hätte er sich nie der Bruderschaft angeschlossen.«
    Abrupt erhob Hairstreak sich und zerrte einen Schrank auf, der in der Wandvertäfelung verborgen war. »Willst du etwas zu trinken? Es gibt Gin, Simbala oder Gegenweltkaffee.« Als Brimstone den Kopf schüttelte, goss er sich selbst einen Schluck ein und schlenderte wieder zu seinem Sessel.
    »Hast du das Geld bekommen?«
    Brimstone schüttelte noch einmal den Kopf. Seine Lippe verzog sich.
    »Warum nicht?«, fragte Hairstreak.
    »Ich habe nicht vor, in Chalkhills Unterwäsche herumzuwühlen«, sagte Brimstone kalt. Er bemerkte Hairstreaks verständnislosen Gesichtsausdruck und fügte hinzu: »Er trägt es in seiner Unterwäsche mit sich herum. Jedenfalls hat er mir das so erzählt.«
    »
Wo
trägt er es mit sich herum?«
    »Ach, jetzt hör auf!«, sagte Brimstone ungeduldig. »Du kennst Jasper genauso gut wie ich   – er hat lange genug für dich gearbeitet. Der Mann ist ein Perverser.«
    »Ja, ein reicher Perverser«, murmelte Hairstreak säuerlich. »Aber er wird doch bezahlen?«
    »Ja, natürlich. Ich habe mit ihm vereinbart, dass er einen Bankscheck ausstellt.« Der Scheck wäre auf Brimstone ausgestellt, aber er verspürte keinerlei Drang, das zu erwähnen. Schließlich war er es, der das Geld ausgeben würde.
    »Wann?«
    »Wann ich die Vereinbarung getroffen habe?«
    »Wann wird er ausgezahlt?«
    »Zweiundsiebzig Stunden Zeit zum Verrechnen«, sagte Brimstone. »Das Beste, was man mit einer Summe in dieser Größenordnung tun kann.«
    »Drei Tage   …« Hairstreak blickte gedankenversunken vor sich hin.
    Brimstone runzelte die Stirn. »Irgendetwas falsch daran?«
    »Ich dachte nur an die Gerüchte, die Chalkhill gehört hat. Darüber, mit Gott zu reden. Er wird nicht eher Ruhe geben, bis er endlich herausgefunden hat, was dahintersteckt.«
    »Das wird er wohl nicht«, stimmte Brimstone zu. Chalkhill war krankhaft neugierig. Außerdem trennte er sich von einer obszönen Menge Geld. Niemand, der noch einigermaßen bei Trost war, würde das tun, bloß um Mitglied in einer abgetakelten Loge von Hexern zu werden, die nicht einmal mehr einen Dämon beschwören konnten. Es war ein offenes Geheimnis: Chalkhill hatte begriffen, dass etwas im Gange war. Er konnte vielleicht damit leben, keine Details zu erfahren, bevor er Mitglied der Bruderschaft wurde, aber nachdem er sich einmal von seinem Gold getrennt hatte, würde er bestimmt die Wahrheit wissen wollen.
    »Vertraust du ihm?«, fragte Hairstreak.
    Das war eine gute Frage und eine, über die sich Brimstone bisher keine Gedanken gemacht hatte. Seine ganze Aufmerksamkeit war darauf gerichtet gewesen, Chalkhill zu gewinnen, aber über die weiteren Folgen hatte er überhaupt nicht nachgedacht. »Und du?«
    »Nicht allzu sehr«, sagte Hairstreak. »Er war einigermaßen gut als Spion, aber seine eigenen Interessen gehen immer vor. Als er für mich arbeitete, hatte

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