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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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sanft: »Wie?«
    Henry drehte sich um und schaute sie an. »Du erzählst das doch niemandem, oder? Ich meine, ich möchte nicht   – ich meine, es könnte ihr peinlich   –« Nymph sagte nichts und sah ihn nur ruhig an. Henry sagte: »Nein, natürlich nicht.« Er starrte wieder aus dem Fenster. »Es ist jetzt sowieso kalter Kaffee: Ich glaube nicht, dass das jetzt noch irgendjemanden interessiert.« Er seufzte. »Blue hat mich gebeten, sie zu heiraten.«
    »Wirklich?« Nymph klang überrascht.
    »O ja«, sagte Henry. »Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist. Das war nach dieser Geschichte mit Beleth, natürlich, und ihrer Verschleppung und allem, und ich vermute, sie war sehr aufgewühlt und   –«
    »Was in sie gefahren ist? Sie hat dich geliebt«, sagte Nymph leise.
    Henry verschlug es die Sprache. Die Kutsche, ein Bodentransporter, rumpelte über die große Holzbrücke. Er konnte die breite Biegung des Flusses sehen, der sich träge zwischen den Speichern des Frachthafens an dem einen Ufer und den uralten, über den Fluss ragenden Residenzen von Highgate auf der anderen Seite hindurchschlängelte. Nach einer Weile sagte er: »Ich konnte es nicht. Ich konnte es einfach nicht.«
    »Warum nicht?«
    Warum nicht?
Es hatte so viele Gründe gegeben, und er war sich nicht sicher, ob Nymph auch nur einen einzigen davon verstehen würde. Sie war ein sehr unkompliziertes Mädchen. Sie hatte sich in Pyrgus verliebt und ihn geheiratet. Ganz einfach. Zumindest nahm er an, dass es so gelaufen war. Was wusste er schon? Er sagte: »Erstens war sie zu jung dafür.«
    »Im Elfenreich heiraten manche Mädchen schon mit dreizehn«, sagte Nymph. »Im Wald sogar noch früher   – ich hätte mit zwölf heiraten können, wenn ich gewollt hätte. Blue war schon vor zwei Jahren älter.«
    »Ja, ich glaube, sie war fünfzehn. Vielleicht gerade sechzehn geworden, ich weiß es nicht genau. Aber so ist das
hier
. In meiner Welt heiratet man nicht so früh. Man
tut
es einfach nicht!« In Wirklichkeit gab es einige Länder, in denen man das sehr wohl tat, aber er verdrängte den Gedanken.
    »War ihr Alter der einzige Grund?«, fragte Nymph ohne den Anflug eines Vorwurfs in der Stimme.
    Einen winzigen Augenblick lang dachte Henry, dass er inTränen ausbrechen würde. Wie schrecklich, wenn er vor Nymph anfangen würde zu weinen, wie unendlich peinlich. Dann war es vorbei, ein Damm war gebrochen und er sagte mit brutaler Ehrlichkeit: »Ich hatte Angst.«
    Nymph wartete.
    Henry sagte: »Ich bin einfach in Panik geraten. Du lebst seit deiner Geburt im Elfenreich, du weißt nicht, wie das für mich ist. Keiner von euch. Ich fühle mich hier wirklich fehl am Platz. Ich bin kein Held oder Prinz oder irgendjemand, wie ihn Blue verdient. Ich bin nur ein Schuljunge. Ich habe diese schreckliche Mutter und mein Vater ist wirklich lieb, aber schwach, und jeder erwartet von mir, dass ich ganz normale Dinge tue, weißt du. Wie meinen Abschluss zu machen und dann Lehrer zu werden. Wenn ich Blue heiraten würde, dann wäre ich ihr Prinzgemahl oder Kaiser oder so und ich müsste mit ihr das Elfenreich regieren oder ihr wenigstens dabei helfen. Ich weiß nicht, wie man das macht. Ich weiß nicht einmal, wie das alles hier genau funktioniert. Ich könnte mich nie daran gewöhnen.«
    »Mr Fogarty schon«, sagte Nymph.
    Mr Fogarty liegt im Sterben,
dachte Henry. Die Kutsche kam zum Stehen. Sie hatten die Fähre erreicht, die sie zur Palastinsel bringen würde.

ZWÖLF
    D ie Palastinsel sah unverändert aus, aber Henrys Herz begann von dem Augenblick an zu pochen, als die Fähre anlegte. Er hatte große Angst. Angst davor, Blue wiederzusehen, Angst davor, was sie sagen würde, Angst davor, was er sagen sollte. Er hatte Angst vor Mr Fogartys Anblick, nun, nachdem er den größten Teil seines letztenRests Zukunft verloren hatte. Aber merkwürdigerweise hatte er keine Angst davor, dass es ihm nicht gelingen würde, Mr Fogarty in die reale Welt zurückzuholen. Er wusste im Grunde seines Herzens, dass Mr Fogarty noch nicht sterben würde. Henry konnte mit dem alten Mann umgehen. Er hatte immer mit dem alten Mann umgehen können, selbst wenn der noch so störrisch war. Henry würde ihn dazu bringen, dass er nach Hause kam, das Fieber würde abklingen und er könnte ins Elfenreich zurückkehren, wenn die Zauberer ein Gegenmittel gefunden hatten.
    Die meisten Wächter am Fährhafen trugen Mundschutz, ein paar von ihnen hatten ihn abgelegt und um den Hals baumeln, was

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