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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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leidtun? Er war doch derjenige, der   …
    Während er dem jungen Mann noch immer in die Augen sah, wusste Henry plötzlich ganz sicher, dass dies Blues neue Liebe war.
O Henry, es tut mir so leid.
So leid, dass ich dich beim Wort nahm. So leid, dass ich nicht gewartet habe. So leid, dass ich jemand anderen gefunden habe.
So leid, dass wir heiraten werden?
    »Blue   …«, krächzte Henry, dann brach er ab. Was wollte er sagen? Du hättest nicht auf mich hören sollen, als ich dich zurückwies?
    »Ich weiß, dass du so schnell gekommen bist, wie du nur konntest«, sagte Blue.
    Der junge Mann, der Henry noch immer in die Augen sah, sagte unvermittelt: »Du weißt nicht, wer ich bin, oder?«
    Henry sagte: »Nein.« Seine Stimme war schwach.
    Der junge Mann zeigte ein kurzes, düsteres Lächeln. »Comma«, sagte er knapp.
    »Comma«, wiederholte Henry.
Comma?
Blues seltsamer, heimtückischer, pummeliger, kleiner Bruder? »Comma?« Das konnte doch nicht Comma sein. Niemand konnte sich so sehr verändern, selbst in zwei Jahren. Aber nun, da der Name ausgesprochen worden war, erkannte Henry, dass der junge Mann Commas Augen hatte und Commas Kieferpartie. Es war unglaublich.
    Comma nickte. Sein Gesicht war nüchtern. Er hatte eine wohlklingende Stimme und etwas Kultiviertes umwehte ihn, das Henry nicht so richtig zuordnen konnte. »Es tut mir leid, dass wir uns unter so schrecklichen Umständen wiedersehen«, sagte er.
    Aber Henry konnte den Blick von Blue einfach nicht abwenden. Warum hatte er sie je ziehen lassen? Was gab es denn jetzt in seinem Leben, das auch nur annähernd so   …? Er sah sie bewundernd an, war sich vage bewusst, dass er wohl wie ein Welpe wirken musste, und verspürte einewachsende Aufregung in sich aufsteigen.
Vielleicht war es noch nicht zu spät!
    Blue sagte: »Was wirst du jetzt tun?«
    Henry starrte sie an, er wusste nicht recht, wovon sie redete, und es interessierte ihn auch nicht wirklich. Er gestattete sich ein kleines Lächeln. »Was?«, fragte er.
    Dann sah er plötzlich alles, was jetzt geschah, wie in einer gespenstischen Zeitlupe. Blues Tränen trockneten und auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein entsetzter Ausdruck ab, ihre Augen weiteten sich. »Niemand hat es dir gesagt!«, flüsterte sie. Sie sah sich mit wachsendem Ärger um. Aber die Gesichter, die zurückblickten, waren genauso perplex wie Henrys. »Niemand hat es dir gesagt«, sagte sie noch einmal, diesmal nicht wütend, sondern leise, schockiert. Sie sah ihm in die Augen, und ihr Gesicht war eine hölzerne Maske.
    »Henry, Mr Fogarty ist tot«, sagte sie.

SIEBZEHN
    I ch vermute, man plant, Sie zu töten, sobald das Geld überwiesen ist«, sagte Madame Cardui ruhig.
    Sie befanden sich in einer gewöhnlichen Sicherheitskabine, einem absichtsvollen Durcheinander von Vorhängen und mannshohen Spiegeln, die ihre mit einem Mantel und einer Kapuze verhüllte Gestalt hundertfach reflektierten. Chalkhill fröstelte. Er hatte das Gefühl, dass sie recht haben könnte, aber das bedeutete nicht, dass er das auch wahrhaben wollte. »Ich bin sicher, mein alter Partner wird mich beschützen«, sagte er ohne allzu große Überzeugung.
Und wenn er das nicht tut, dann wirst du es tun, du alte Hexe
, dachte er.
Du hast mich schließlich erst in das Ganze hier reingezogen.
    Madame Cardui schnaubte. »Silas Brimstone? Der würde seine eigene Mutter für ein paar Cent verkaufen. Nein, ich fürchte, Ihre einzige Chance besteht darin, die Bruderschaft zu entlarven, bevor sie gegen Sie vorgehen.«
    Das Problem mit der Sicherheitskabine war, dass man nie wusste, wo man hinsehen sollte. Was natürlich Sinn der Sache war, klar. All die Spiegelungen vervielfachten die Person, mit der man redete, und die Vorhänge dämpften ihre Stimme, sodass man nicht einmal ihrem Klang folgen konnte. Das bedeutete, dass Attentäter nicht ganz genau wussten, was sie attackieren sollten, aber es war die Hölle, wenn man versuchte, ein vernünftiges Gespräch zu führen. Er wählte auf gut Glück eine der Spiegelungen Madame Carduis und sagte jammernd zu ihr: »Aber dann bleibt mir ja nur noch Zeit bis zum Ende der Woche!«
    »Können Sie die Bank nicht bitten, die Überweisung etwas zu verschleppen?«
    »Das tun sie schon«, teilte Chalkhill ihr mit. »Normalerweise wird der Scheck in drei Tagen gutgeschrieben. Sie haben das schon auf sechs Tage ausgedehnt   – eine ganze Arbeitswoche. Aber länger können sie es nicht verzögern. Sie sagen, eine noch längere

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