Elfenlord
Pass?«, fragte der Fahrer.
Brimstone sah ihn wütend an. »Pass?«
»Ihre Bescheinigung, Chef. Von einem Heiler unterzeichnet. Die bestätigt, dass Sie nicht infiziert sind.«
Einen Augenblick lang wollte Brimstone nicht glauben, was er da hörte. Er intensivierte seinen wütenden Blick um einige Grade. »Worüber reden Sie, Sie Kretin?«
»Sie können kein öffentliches Verkehrsmittel benutzen ohne Ihren Pass«, erläuterte der Taxifahrer geduldig. »Neue Regelung. Vom Bürgermeister beantragt und von der Kaiserin genehmigt, Gott segne sie.«
»Wann war das denn?«, fragte Brimstone entsetzt. Jedes Mal, wenn er sich umdrehte, erließ das Kaiserliche Flittchen etwas Neues, das einem die Freiheit raubte. Keine Bärenköder mehr, keine Hahnenkämpfe, keine Duelle. Man durfte nicht mal mehr jemanden aus Blutrache vergiften. Jetzt richtete es sich gegen die Bewegungsfreiheit.
»Vor einer Stunde«, erzählte ihm der Fahrer.
»Vor einer Stunde?«, wiederholte Brimstone. »Ohne öffentliche Bekanntmachung?«
Der Fahrer schüttelte den Kopf. »Oh, es hat schon eine öffentliche Bekanntmachung gegeben, Chef. Sie haben die Mitteilung an der Eingangstür der Kathedrale angebracht.«
»Und wie«, fragte Brimstone sarkastisch, »stellen Sie sich vor, dass jemand sich die Bescheinigung eines Heilers besorgen soll, wenn er ein Nachtelf ist, der die Lichtkathedrale nicht betreten darf?«
»Schrecklich, oder?«, sagte der Fahrer zustimmend und mitfühlend. »Aber wie dem auch sei, das ist das Gesetz. Ich hab’s nicht gemacht, aber ich kann’s auch nicht ändern, wie man so sagt. Ich halte mich nur an die Vorschriften. Ich arbeite hier bloß. Ich werde nicht fürs Nachdenken bezahlt.«
»Doppelter Fahrpreis?«, schlug Brimstone vor.
»Steigen Sie ein, Chef.«
Brimstone kletterte ins Boot. Es war angenehm zu wissen, dass sich einige Dinge nicht verändert hatten.
Er ließ sich im Heck des Wassertaxis nieder und zog den zerfetzten Sonnenschutz vor. Es gab zwar überhaupt keine Sonne, aber so war er vor neugierigen Blicken geschützt. Der Fahrer zündete einen Zauberkegel an, der einen Augenblick lang zischte und dann aufflammte. »Mount Pleasant, oder, Chef? Der vornehme Teil, nehme ich an?«
»Whitewell«, erklärte Brimstone knapp. »Das hinter Cripple’s Gate.«
»Hätte schwören können, dass Sie Mount Pleasant gesagt haben«, murmelte der Fahrer. »Ich werd wohl allmählich senil.«
Brimstone schloss die Augen, während das Boot Fahrt aufnahm. Kaiserin Blues jüngstes Gesetz war ebenso verstörend wie unpraktisch. Jeder Schwachkopf konnte sehen, dass es äußerst unpopulär sein musste, zumal bei jenen, die nicht über solche Mittel verfügten wie Brimstone, um Leute bestechen zu können. Die Kaiserin musste sich niemandemgegenüber verantworten, aber der Bürgermeister stellte sich nächstes Jahr zur Wiederwahl. Die Tatsache, dass er einen solchen Antrag gestellt hatte, zeigte, wie dramatisch die Sache mit dem Zeitfieber inzwischen war.
Wenn er nicht aufpasste, geriet alles vollkommen außer Kontrolle, bevor er es richtig ausnutzen konnte.
Brimstone öffnete die Augen und beugte sich vor. »Ich lege noch sieben Groats für Sie drauf, wenn Sie das Tempolimit ignorieren«, sagte er zum Fahrer.
NEUNZEHN
H enry stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Es war ein Fehler. (Es war ein wirklich blöder Fehler, der von einer wirklich blöden Krankenschwester begangen worden sein musste.) Er blickte zu Mr Fogarty am anderen Ende des Zimmers hinüber, der schlafend im Bett lag und genauso aussah wie in dem Augenblick, als Henry ihn verlassen hatte. Irgendjemand hatte diesen schrecklichen Schlauch aus seinem Rücken gezogen, was vermutlich bedeutete, dass er ihn nicht mehr brauchte, und das war noch eine gute Nachricht.
»Er schläft nur«, erzählte er Blue.
»Henry …«, sagte Blue.
»Nein, wirklich«, sagte Henry zu ihr. »Er schläft immer so. Auf seinem Rücken. Ich meine, er hat genau so geschlafen, als ich ihn verlassen habe. Man kann nur einfach nicht sehen, dass er atmet. Eine Menge Leute würden den gleichen Fehler machen: Er atmet sehr flach, wenn er schläft.«
»Henry …«, sagte Blue noch einmal.
»Nein, wirklich«, wiederholte Henry mit einem leichten Lächeln.«Komm, ich zeig es dir.« Er lief durch das Zimmer. »Mr Fogarty«, sagte er fröhlich. »Wachen Sie auf,Mr Fogarty.« Der alte Knabe wurde bestimmt sauer, weil er seinen Schönheitsschlaf einbüßte, aber das war immer noch
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