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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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das für dich tun   – ich habe ein sehr scharfes Messer. Ich hab was zum Sägen für den Knochen.«
    »Ich lass mir doch nicht das Bein abnehmen!«, sagte Henry aufgebracht.
    »Ich arbeite wirklich schnell.«
    »Wie alt bist du?«, fragte Henry.
    Lorquin blinzelte ihn an. »Zehn. Elf. Weiß nicht. Was hat das mit irgendwas zu tun?«
    Henry war sich nicht sicher, nur dass es schwierig war, einen kleinen Jungen ernst zu nehmen. Und Lorquin war ein wirklich merkwürdiger kleiner Junge. Henry wollte ihn fragen, warum er blau war, ob das seine natürliche Hautfarbewar oder irgendeine Art von Bemalung. Henry wollte ihn fragen, was er allein in der Wüste zu suchen hatte, ohne seinen Vater und seine Mutter. Henry wollte ihn fragen, ob er Henry wirklich getragen hatte, woher er von den Vaettiren wusste, warum er keine Kleider trug, wie   –
    Lorquin war der selbstsicherste Junge, den Henry je gesehen hatte   – weitaus sicherer, als Henry es mit zehn oder elf Jahren gewesen war. Und die Art, wie er dastand, ganz blau und nackt im Sand: Er sah aus, als gehörte er in die Wüste. Was wahrscheinlich auch so war. Das musste so sein. Jeder, der nackt in der Wüste herumwandern konnte, ohne zu sterben, musste hier leben. Und wenn er hier lebte, dann musste er sich auch auskennen. Es war in der Tat offenkundig, dass er sich auskannte. Er wusste von den Vaettiren und konnte Feuer machen, obwohl nichts Brennbares herumlag, und konnte Leute, die froren, mit Fledermauszeug zudecken. Vielleicht kannte er sich auch mit Bisswunden aus.
    Ein stechender Schmerz durchzuckte Henrys Bein mit einer so plötzlichen Gewalt, dass er aufkeuchte.
    »Geht’s noch?«, fragte Lorquin sofort.
    Als sich sein Herzschlag etwas beruhigt hatte, sagte Henry: »Du sagtest, das Bein abzunehmen sei die einzige sichere Heilmethode. Gibt es eine andere Heilmethode, die nicht ganz so sicher ist?«
    Lorquin sah nachdenklich aus. »Ich habe einmal einen Medizinmann beobachtet, der die Entzündung aufgeschnitten hat. Manchmal funktioniert das. Aber nur, wenn die Wunde nicht schon so entzündet ist wie deine.«
    »Lass es uns trotzdem versuchen«, sagte Henry.
    Lorquin holte ein Stück eines behauenen Feuersteins aus seinem Beutel. Es sah aus wie eine prähistorische Pfeilspitze aus einem Museum und Henry brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass das sein Messer war. Er schluckte. »Was geschieht jetzt?«
    »Man schneidet ins Herz der Wunde und dann kommtdas Schlechte raus. Manchmal muss man das Bein zusammendrücken.«
    »Ich werde es tun«, sagte Henry schnell. Er leckte seine Lippen. »Erhitz das Messer im Feuer.« Das Messer zu erhitzen würde es sterilisieren.
    Lorquin starrte ihn an, als wäre er verrückt geworden. »Feuer wird das Messer zerbrechen«, sagte er.
    Das würde es wahrscheinlich. Was soll’s, dachte Henry, er hatte schon so viele bösartige Bakterien in seinem Bein, dass ein paar mehr auch keinen Unterschied mehr machten. »Gib es her«, sagte er und streckte die Hand aus.
    »Halt mein Messer nicht ins Feuer.«
    »Nein, mach ich nicht«, versprach Henry. Er nahm den Feuerstein und stellte mit einem Gefühl der Erleichterung fest, dass die behauene Kante wirklich scharf wie ein Rasiermesser war. »Und woran erkenne ich das Herz der Wunde? Wo die Abdrücke der Zähne sind?«
    Lorquin schüttelte den Kopf. »Such nach der Stelle, wo die Schwellung sich grün verfärbt hat, mit einem schwarzen Punkt in der Mitte.« Er zeigte darauf. »Da   – siehst du?«
    Die Haut um diese Stelle herum war gespannt und schmerzte fürchterlich, als er mit dem Finger darauf drückte. »Diese hier?«
    »Ja. Schneide tief.«
    Henry leckte sich wieder über die Lippen. Er nahm den Feuerstein fest in die Hand. Der Junge hatte wahrscheinlich recht. Es wäre wahrscheinlich, als würde man einen Furunkel aufschneiden. Es tat ein bisschen weh, dann lief der Eiter aus, und der ganze Schmerz und die Schwellung waren fort. Na ja, vielleicht tat es auch sehr weh. Egal. Das wäre es sicher wert. Er starrte auf die gespannte Haut und dachte an den Schmerz, als er mit dem Finger darauf gedrückt hatte. Sanft darauf gedrückt hatte. Mit einem stumpfen Finger. Er mochte sich gar nicht erst vorstellen, wie es wäre, sie mit einem Steinmesser aufzuschneiden.
    »Und breit.«
    »Wie bitte?«, sagte Henry.
    »Schneide tief und breit. All das Schlechte muss raus.«
    »Mach du das«, sagte Henry und gab ihm das Messer zurück.
    Lorquin schnitt einmal durch die gespannte Haut,

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