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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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nicht bloß wieder eine Düne war. Sie wühlte in ihrer Ausrüstung herum, bis sie ein Fernglas fand. (Was hätte sie nicht für ein anständiges, zauberbetriebenes Reise-Sichtgerät gegeben!) Die von der Hitze flirrende Luft und der niedrige Stand der Sonne verhinderten, dass sie etwas Konkretes erkannte, aber das, worauf ihr Blick da fiel, sah aus wie irgendein niedriges Gebäude oder etwas Provisorisches, das nur für eine gewisse Zeit errichtet worden war. Oder war dies eine der Ruinen, von denen der Arcont gesprochen hatte? Ein Rundhaus vielleicht, das die Nomaden gebaut hatten? Zum ersten Mal wurde ihr klar, dass sie fast nichts über diese geheimnisvollen Nomaden wusste: wie sie lebten, wie sie reisten   … gar nichts. Hatten sie Zelte und Packtiere? Hatten sie   –?
    Fragen waren sinnlos. Das Einzige, was sie wusste, war, dass sie jeden Kontakt mieden. Aber wenn dies
wirklich
eins ihrer Gebäude war, konnte sie sie vielleicht erreichen, bevor sie sie entdeckten und davonliefen. Und dann, murmelte eine boshafte Stimme in ihrem Kopf, würde sie auch die Wahrheit über dieses Gerede vom Kannibalismus herausfinden.
    Blue wendete vorsichtig die Kutsche und ließ sie dann langsam auf das Ding am Horizont zufahren. Sie war sich völlig im Klaren darüber, dass sie sehr vorsichtig sein musste. Wenn dies wirklich die Nomaden waren, dann konnte sie nicht einfach auf sie losstürzen   – sie musste ihr Vertrauen gewinnen. Sie hatte Geschenke dabei   – dafür hatte Madame Cardui gesorgt   –, aber ihr war klar, dass Geschenke allein nicht genug sein würden. Sie dachte ernsthaft darüber nach, die Kutsche stehen zu lassen, bevor sie ihnen zu nahe kam, und den Rest des Weges zu Fuß zu gehen. Mit Glück und Umsicht wäre sie vielleicht sogar inder Lage, die Nomaden erst eine Weile zu beobachten, bevor sie sich entschloss, Kontakt aufzunehmen. Je mehr sie über sie herausfand, umso besser.
    Sie war gerade mal zehn Minuten unterwegs gewesen, als ein brutales Gefühl der Enttäuschung sie übermannte. Das Gebilde am Horizont, das, selbst als sie es durchs Fernglas gemustert hatte, so stark nach einem künstlichen Bauwerk ausgesehen hatte, entpuppte sich plötzlich als abgeflachter Gipfel und Teil einer niedrigen Bergkette, besser gesagt einer Hügelkette, aber ohne Zweifel als Teil einer natürlichen Formation.
    Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie abbiegen und wieder zurück ins Innere der Wüste fahren sollte   – ihre Kutsche war für relativ flaches Terrain gut geeignet, aber es war völlig ausgeschlossen, damit einen Berg zu erklimmen   –, doch dann fiel ihr etwas anderes ins Auge, das sich an die Bergausläufer schmiegte. Diesmal war sie nah genug, um durchs Fernglas klar erkennen zu können, dass es sich um eine Reihe niedriger Steinhäuser handelte.
    Wieder hielt Blue die Kutsche an. Mit dem Fernglas vor Augen musterte sie sorgfältig die Gebäude. Dies war auf jeden Fall antike Architektur, aber es waren keine Ruinen. Jemand lebte hier oder hatte zumindest bis vor Kurzem hier gelebt. Aber keine Nomaden. Das waren haltbare Bauten, von sesshaften Leuten gebaut, um zu überdauern.
    Was tun? Madame Cardui hatte gesagt, ihre größte Chance bestünde darin, Kontakt mit den Nomaden aufzunehmen, und sie wusste absolut nicht, wie sie das bewerkstelligen sollte. Wenn hier nun aber wirklich Leute im Schatten der Berge lebten, hatten sie vielleicht eine Ahnung, wo man die Nomaden finden könnte, vielleicht sogar einen Rat, wie man sich ihnen am besten näherte.
    Blue setzte die Kutsche wieder in Gang, sie hatte bemerkt, dass die Schatten immer länger wurden. Selbst wenn niemand mehr hier lebte, war es immer noch ein Ort, an dem sie bleiben konnte. Seit sie in der Wüste war,schlief sie in der Kutsche, nur durch das Sonnensegel vor dem Nachtwind geschützt. Jede Nacht hatte sie auf die Geräusche der Kreaturen gelauscht, die sich nach Einbruch der Dunkelheit regten   – nachts schien es weitaus mehr Leben in der Wüste zu geben als am Tage. Nichts hatte sie angegriffen, nichts hatte sie auch nur ernsthaft gestört, aber die Geräusche um sie herum hatten sie nervös und anfällig gemacht. Sie würde eine feste Steinmauer um sich herum sehr begrüßen.
    Doch als sie näher kam, zeigte sich, dass der Ort doch bewohnt war. Draußen bewegten sich schemenhafte Gestalten ohne Eile hin und her, und sie konnte in der Nähe der Gebäude einen schmalen Streifen bestellten Ackers erkennen: Jemand musste ein

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