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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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irgendwie noch erschreckender war als die Horde von Vaettiren, die hinter ihm herraste.
    Einen Augenblick lang verharrte er verwirrt, dann begriff er, dass er in ein Erdbeben geraten war. Er krallte sich anden Boden, als hätte er Angst zu fallen, und fühlte dabei wieder, wie die Erde zitterte. Er hatte noch nie zuvor ein Erdbeben erlebt und kannte nicht einmal jemanden, der eins erlebt hatte, aber er erinnerte sich daran, irgendwo gelesen zu haben, dass sie nicht sehr lange anhielten   … fünfzehn Sekunden, dreißig Sekunden, irgend so etwas. Er glaubte auch, gelesen zu haben, dass Erdbeben nicht so gefährlich waren, wenn man sich im Freien aufhielt. Es waren einstürzende Gebäude, die einen umbrachten. Er musste nur hier liegen bleiben und abwarten. Alles würde gut gehen.
    Der erste Vaettir landete auf seinem Rücken und heulte.
    Henry schüttelte sich, um ihn abzuwerfen, als schon der nächste kam, dann noch einer und noch einer. Er schlug wild um sich, aber die Vaettire nagelten ihn fest. Er konnte ihren modrigen Gestank riechen, ihren Atem auf seinem Gesicht und seinem Hals. Aus irgendeinem Grund hatten sie noch nicht angefangen, ihn zu beißen oder zu kratzen, aber das war wohl nur eine Frage der Zeit. Immer mehr Vaettire hatten ihn inzwischen erreicht und stürzten sich auf ihn. Es gab keine Möglichkeit, ihnen zu entkommen. Einen Augenblick noch, dann würden sie anfangen, ihn Glied für Glied zu zerreißen. Bis dahin konnte er nichts mehr tun, als wenigstens zu Atem zu kommen.
    Dann war da plötzlich von irgendwo hinter ihm ein hoher Schrei, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Last auf seinem Körper wich sofort, gleich darauf konnte er wieder frei atmen. Er spürte, wie eine weitere Last von ihm wich, und drehte sich mühsam um. Zu seinem Erstaunen waren alle Vaettire schlagartig verschwunden. Langsam rappelte er sich auf. Der Boden hatte aufgehört zu beben. Er war allein in der Wüste. In der Ferne hörte er das leise Tapp-Tapp der Vaettire, aber sie entfernten sich, ihre Schritte verhallten im Nichts. Das alles ergab überhaupt keinen Sinn, aber er war noch immer am Leben   – es war zu schön, um wahr zu sein.
    Er hatte keine Ahnung, was die Vaettire so erschreckt hatte, aber einer von ihnen kehrte jetzt zurück. Er konnte ganz deutlich seine Laufschritte hören und nun glaubte er auch eine Silhouette zu erkennen, die sich aus der Dunkelheit löste. Irgendetwas in Henry hakte aus und er spürte, wie die Wut in ihm aufstieg. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er hatte schon einmal den Angriff eines Vaettirs überstanden. Diesmal war er vorbereitet auf das Biest. Diesmal   –
    »EnRi!«, zischte der Vaettir.
    Henry blinzelte. »Lorquin! Bist du das?«
    »Wir haben’s geschafft!«, rief Lorquin aufgeregt aus. Er war jetzt neben Henry und grinste.
    »Der Draugr ist   – tot?« Henry runzelte die Stirn. Er glaubte es nicht.
    »Ich habe ihn getötet!«, sagte Lorquin.
    Sie
, dachte Henry. Der Draugr war die Vaettir-Königin. Aber er unterließ es, den Jungen zu verbessern.
    »Du warst großartig, EnRi«, sagte Lorquin zu ihm. »Sie werden Lieder über dich singen und darüber, was für ein wunderbarer Gefährte du bist. Du hast die Vaettire so geschickt weggelockt wie kein anderer Gefährte in der ganzen Weltgeschichte.«
    Das war vermutlich eine Übertreibung, aber Henry konnte darauf nur entgegnen: »Die Vaettire sind verschwunden.« Was stimmte, aber er hatte noch immer keine Ahnung, warum.
    »Sie müssen zurückkehren, wenn der Draugr schreit«, sagte Lorquin. »Das ist immer so.« Er grinste Henry wieder an. »Ich habe ihn ordentlich schreien lassen, was?«
    »Ja, das hast du«, sagte Henry. Jetzt erst sah er, dass Lorquin einen Steindolch in der Hand hielt. Auf der Klinge war ein dunkler Fleck. Hatte der Junge den Draugr damit getötet?
    »Und jetzt bin ich ein Mann!«, rief Lorquin stolz aus. »Die Götter haben meinen Sieg gefeiert   – hast du gemerkt,wie sich die Erde bewegt hat?« Er ergriff Henrys Hand und drückte sie in einer seltsamen Geste der Zuneigung. Dann war er wieder ganz ernst. »Wir müssen jetzt weiter, EnRi. Die Vaettire werden einen neuen Draugr erschaffen, aber manchmal wollen sie uns auch aufspüren und Rache nehmen.«
    »Wo gehen wir denn hin?«, fragte Henry.
    »Zu meinem Volk«, sagte Lorquin glücklich.

SIEBENUNDFÜNFZIG
    D er Abt war ein großer, muskulöser Mann mit geschorenem Kopf und herunterhängendem Schnurrbart. Er wirkte eher wie

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