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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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ließen sie in Ruhe essen (einen Teller kalter Suppe, etwas wunderbar krümeliges Brot, verschiedene Käse aus eigener Herstellung, einige Scheiben Fleisch, Obst und, was das Beste war, ein Krug klares, kaltes Wasser), sahen ihr aber bei jedem Bissen zu, als würden sie selbst verhungern. Als sie fertig war, sagte der Abt: »Es gibt da etwas, das wir Ihnen zeigen möchten.«
    Von außen war das Kloster trügerisch. Als sie sich ihm genähert hatte, war es ihr wie ein einzelnes weitläufiges Gebäude vorgekommen. Jetzt erst erkannte sie, dass es eher eine kleine Ansiedlung war, ein Dorf aus verschiedenen Häusern, von denen einige so aussahen, als seien sie direkt in den Berghang gegraben worden. Die Gebäude umgaben einen versteckt gelegenen Garten, der üppiger war und sorgfältiger gepflegt als der Streifen Ackerland, den Blue gesehenhatte, als sie angekommen war. Sie kamen an einem flachen, ausgewaschenen Steinbassin vorbei, das durch ein Piedestal bis auf Schulterhöhe erhöht war. Darin hatten die Mönche eine Miniaturreplik des Gartens angelegt, die mit einer winzigen gemauerten Pagode geschmückt war.
    »Das Haus unseres letzten Abtes«, bemerkte der Purlisa, als er ihre Blicke bemerkte.
    »Ein Modell seines Hauses?«, fragte Blue höflich.
    »O nein, darin lebt er jetzt. Er ist sehr geschrumpft, seit er unsterblich geworden ist.«
    Sie versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, als sie sie aus dem Garten durch einen Torbogen in eines der Gebäude führten, das in den Berghang getrieben worden war. Der Gang, den sie betraten, schien hinabzuführen und brachte sie schließlich zu einer schmalen Steintreppe, die von flackernden Fackeln beleuchtet wurde: Hier, in diesem antimagischen Land, gab es natürlich keine Glühkugeln.
    »Dieser Teil des Klosters war einst eine militärische Festung«, erklärte der Abt. Er sah leicht gequält aus. »Ich fürchte, da unten befinden sich die Kerker.«
    »Nichtsdestotrotz«, warf der Purlisa ein, »müssen wir hinuntersteigen. Sind Sie medial begabt, Kaiserin Holly Blue?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Blue zögernd.
    »Ah, gut«, sagte der Purlisa. »Medial begabte Leute finden die Atmosphäre oft erschreckend. So viel Leiden. Wir haben die Zellen und die Folterkammern zwar gesegnet, aber ich bin nicht sicher, ob das sehr viel bewirkt hat.« Er lächelte plötzlich. »Wie auch immer, wir werden uns dort unten nicht lange aufhalten, und dann können wir in eine etwas heiterere Umgebung zurückkehren und unsere Pläne besprechen.«
    Blue registrierte das Wort
unsere
. Es schien, als würde sie in die Probleme des Klosters hineingezogen, ob sie nun wollte oder nicht. Aber es würde ihr wohl kaum etwas anderesübrig bleiben. Ohne die Hilfe der beiden müsste sie weiter ziellos in der Wüste herumwandern.
    »Seien Sie bitte vorsichtig«, sagte der Abt. »Die Stufen sind ziemlich steil.«
    Medial begabt oder nicht   – Blue fand die Tunnel grauenvoll. Sie waren grob in den Felsen gehauen, düster, furchterregend eng und überraschenderweise feucht. An einer Stelle floss sogar Wasser die Wände herab. Aber vielleicht war das ja auch gar nicht so überraschend. Ein Kloster brauchte schließlich eine verlässliche Quelle. Auch dieses Kloster war vermutlich auf einer solchen Quelle errichtet worden.
    Der Tunnel öffnete sich plötzlich zu einem unterirdischen Platz, von dem Zellen abgingen, in denen man offenbar ursprünglich Leute gefangen gehalten hatte. Jetzt standen die Zellentüren alle offen, und Blue konnte sehen, dass einige von ihnen in strenge, freudlose Schlafkammern verwandelt worden waren   – nur ein Mönch, der Buße tun musste, würde hier freiwillig schlafen. Andere waren im Originalzustand belassen, mit Ketten und Fußfesseln an den Wänden.
    »Renovierungsprogramm«, murmelte der Abt. »Nicht viel Geld vorhanden, also wird es eine Weile dauern.«
    »Wir möchten nur, dass Sie mal einen Moment was anschauen«, sagte der Purlisa, ohne zu erklären, was genau.
    »Zu Ihrer Linken«, sagte der Abt und wies in die Richtung.
    Der Raum war viel größer als die elenden Zellen und schien als Folterkammer gedient zu haben. Es befanden sich immer noch ein paar rostige Instrumente darin   – ein Metallstuhl mit einer Feuerschublade unter der Sitzfläche, eine zerbrochene Folterbank, ein Auspeitschpfahl. Mitten in der Kammer hing ein Käfig, der mit einer Kette an einem Haken in der Decke befestigt war. Drinnen saß zusammengekauert die Gestalt eines alten Mannes, der

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