Elfenlord
würde ausgelöscht werden.« Er schauderte. »Schrecklicher Gedanke. Also hat der Herrscher eine Reihe von Helden ausgewählt, um das Problem anzupacken. Die meisten von ihnen hat die Schlange gefressen, aber einer hat herausgefunden, dass die einzig wirksame Waffe gegen sie ein Hammer war – Schwerter oder Wurfgeschosse oder irgendetwas in der Art waren schlicht wirkungslos. Also benutzte er seinen Kriegshammer, und die Schlange schrumpfte auf eine erträgliche Größe. Sie bereitete fortan keinen Ärger mehr, und in Midgard beruhigten sich die Dinge wieder für einige tausend Jahre.«
»Wo genau ist Midgard, Purlisa?«, fragte Blue.
»Das ist unsere gegenwärtige Realität«, sagte der Purlisa. »Das ganze Elfenreich und die Gegenwelt – das alles. Sogar Hael gehört dazu, glaube ich. Midgard umfasst alle Dimensionen der Realität, die wir erfahren können.«
»Oh«, sagte Blue.
»Der Purlisa glaubt, dass die Probleme nun wieder beginnen könnten.« Der Abt lächelte.
»Ich
weiß
, dass sie wieder beginnen werden«, sagte der Purlisa nüchtern. »Ihr Freund Brimstone –«
»Nicht mein Freund«, murmelte Blue.
»– hat die Schlange heraufbeschworen. Sie in unsere Realität zurückgerufen, das heißt nach Midgard. In meiner Vision habe ich das ganz deutlich gesehen. Das wird den elenden Kreislauf wieder in Gang setzen. Das Biest wird wachsen und wachsen. Falls wir nicht einen Helden finden, der die Schlange aufhält, wird am Ende die ganze Welt zerstört werden.«
Lange herrschte Schweigen. Schließlich sagte Blue zögernd: »Aber Purlisa, die Geschichte von der Midgardschlange ist doch sicher ein Mythos?«
»Natürlich ist sie das!«, schnaubte der Abt.
»
Vielleicht
ist sie das«, sagte der Purlisa ruhig zu ihr, »aber meine Vision zeigt mir, dass Mr Brimstone tatsächlich irgendeine Schlange heraufbeschworen hatte, bevor er den Verstand verlor.« Er blinzelte gütig. »Und die Erdbeben haben bereits eingesetzt.«
Blue blickte den Abt an, der widerstrebend nickte und dann sagte: »Aber in Buthner hat es natürlich von Zeit zu Zeit immer schon Erdbeben gegeben.«
»Bislang«, sagte der Purlisa energisch, »haben sich die Beben auf das Innere der Wüste beschränkt. Aber sie werden stärker und stärker werden, bis ein Held die Schlange tötet.« Er lächelte Blue mit großer Wärme an. »An dieser Stelle nun kommen Sie ins Spiel.«
Blue starrte ihn sprachlos an. Sie mochte den Purlisa sehr, aber das bedeutete nicht, dass sie ihm zwangsläufig alles glaubte. Die Midgard-Geschichte hörte sich tatsächlich wie ein Mythos an – auch der Abt glaubte das. Vielleicht hatte Brimstone wirklich irgendeine Schlange heraufbeschworen – er hatte reichlich Dämonen heraufbeschworen, bevor sie diesem Unsinn ein Ende bereiten konnte, und es konnte gut sein, dass er andere Quellen aufgetan hatte, wo er seine scheußlichen Kreaturen herbekam. Vielleicht hatte das, was er getan hatte, sogar ein Erdbeben ausgelöst. Aber das war kaum von Bedeutung. Dennnichts davon ging sie etwas an. Sie war nicht der Held, den sie brauchten. Sie war auch nicht die Heldin, die sie brauchten. Und vor allem gab es andere Dinge, die sie zu erledigen hatte. Es konnte doch sein, dass Henry irgendwo im Sterben lag, während der Purlisa sie dazu brachte, ganz woanders nach irgendwelchen Schlangen zu jagen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber der Purlisa kam ihr zuvor.
»Ihr geliebter Henry wird umkommen, wenn Sie es nicht tun«, sagte er.
EINUNDSECHZIG
O bwohl sie lieber gestorben wäre, als es zuzugeben, fühlte Madame Cardui sich alt. Es gab so viel zu tun und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie begonnen, an ihren Fähigkeiten zu zweifeln. Sie war jetzt zurück in ihrem Büro im Palast und all ihre Mitarbeiter standen ihr wieder zur Verfügung – ein schriftlicher Befehl von Blue hatte das alberne Missverständnis ihrer Verhaftung ausgeräumt –, dennoch hatte sie das Gefühl, dass die Dinge ihr entglitten und entglitten und entglitten.
Ein Teil des Problems war natürlich die Seuche. Ununterbrochen trafen jetzt Berichte über ihre Ausbreitung ein; und es herrschte nicht bloß die übliche Panik, die regelmäßig auf die Nachricht vom Ausbruch einer schweren Krankheit folgt. Dies waren echte Fälle, die unterschiedslos Junge wie Alte betrafen. Zwei ihrer Mitarbeiter dokumentierten die Ausbreitung der Seuche auf Karten, die sie aus dem Lagerraum unter dem Palast besorgt hatten, und es war
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