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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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Gespenst. »Ich sehe durch die Erscheinungen hindurch«, sagte er mit Grabesstimme. Er lächelte, dann war er wieder ganz nüchtern.»Ich sehe zum Beispiel, dass Sie in Ihrem Herzen einen Kummer hegen.«
    Blue starrte ihn an. Der Wunsch zu lachen war plötzlich verschwunden.
    »Ich nehme an, es geht um eine verlorene Liebe«, sagte der Abt. »Bei Frauen ist es immer eine verlorene Liebe.«
    »Es
ist
eine verlorene Liebe«, sagte der Purlisa verärgert. »Und es ist überhaupt nicht nötig, sich darüber lustig zu machen, nur weil du zu diszipliniert   –«, er senkte seine Stimme und murmelte: »–   oder zu hässlich   –«, seine Stimme wurde wieder lauter: »–   bist, um selbst eine Liebe verloren zu haben.« Er wandte sich an Blue und sagte gütig: »Es ist eine verlorene Liebe, oder?«
    Dieser kleine alte Mann war unglaublich. Blue sagte: »Ja, so ist es.«
    »Es ist miteinander verknüpft. Es ist miteinander verwoben. Es ist Teil vom Teppich des Lebens.«
    »Alles ist Teil vom Teppich des Lebens«, murrte der Abt. »Das löst unser Problem auch nicht.«
    »Es ist Teil vom Teil des Teppichs des Lebens, der auch unser Problem mit einschließt«, sagte der Purlisa ungeduldig. Er starrte den Abt kurz böse an, wandte sich dann wieder Blue zu und lächelte.
    »Wie lautet Ihr Geburtsname? Ich nehme an, er klingt etwas melodiöser als Sluce Ragetus.«
    Einen Augenblick lang überlegte Blue, ob sie sich einen neuen Namen ausdenken sollte, aber dann beschloss sie, dass sie den Purlisa einfach nicht anlügen konnte. »Blue«, sagte sie. »Holly Blue.«
    Der Purlisa sah den Abt an. »Woher kennt man den Namen?«, fragte er.
    »Es ist derselbe Name wie der der Kaiserin des Elfenreiches, du alter Narr«, sagte der Abt zu ihm. An Blue gewandt, sagte er: »Sie sind nicht zufällig mit ihr verwandt?«
    Zu ihrer eigenen Überraschung spürte Blue, wie sie errötete.
    Der Abt blinzelte. »Sie
sind
die Kaiserin?« Blue nickte.
    »Siehst du, Jamides! Eine königliche Seele! Genau, wie ich vorausgesagt habe!«
    Der Abt ignorierte ihn und sah Blue stirnrunzelnd an. »Aber was machen Sie in der Buthner-Wüste?«
    Der Purlisa begann, eilig auf und ab zu gehen und wild zu gestikulieren. »Eine königliche Seele!«, sagte er noch einmal entzückt. »Es ist ganz genau das, was ich vorausgesagt habe. Gib es zu, Jamides   – mach weiter und gib es zu!« Er drehte sich um und grinste Blue an. »Es ist so, wie ich gesagt habe, oder? Eine verlorene Liebe?«
    »So ist es wohl«, sagte Blue. »Eine verlorene Liebe.«
    »Siehst du! Siehst du!« Er stieß tatsächlich nacheinander mit zwei Fäusten in die Luft. »Sie müssen uns von Ihrer verlorenen Liebe erzählen«, sagte er. »Dann wird der Abt Ihnen von unserem Problem erzählen. Und dann ist es durchaus möglich, dass ich Ihnen sagen kann, wie das eine Problem mit dem anderen zusammenhängt.« Er zog einen Stuhl heran und setzte sich plötzlich hin. Auf seinem Gesicht lag ein selbstgefälliger Ausdruck. Der Abt nahm prompt neben ihm Platz.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, sagte Blue. »Mein Freund Henry   –«
    »Ihr Geliebter Henry«, verbesserte der Purlisa sie.
    Blue zögerte, sagte dann: »Ja, in Ordnung. Henry, mein Geliebter, ist verschwunden, und ich vermute, dass er in der Buthnerwüste ist, und ich bin gekommen, um nach ihm zu suchen. Es ist alles noch viel komplizierter, aber
das
ist die Hauptsache.«
    Der Abt sah sie scharf an. »Einen Augenblick mal. Sagten sie
Henry
? Das ist ein menschlicher Name.«
    Vorsichtig sagte Blue: »Ja, so ist es. Henry ist ein Menschenjunge.«
    »Siehst du?«, rief der Purlisa aus. »Menschlich! Habe ich nicht
menschlich
gesagt? Willst du nun endlich meine Visionen ernst nehmen?«
    »Ich nehme sie ernst!«, zischte der Abt. »Ich habe sie immer ernst genommen. Aber sie sind nicht immer richtig. Und du musst zugeben, dass deine letzte derartig weit hergeholt war   –«
    Blue begriff plötzlich, dass sie die Einzige war, die noch stand, und setzte sich. »Entschuldigen Sie«, sagte sie, »aber Henry könnte in Gefahr sein. Können Sie mir helfen, ihn zu finden?«
    Der Purlisa strahlte sie an. »Sie helfen uns. Wir werden Ihnen helfen!«
    Ein Mönch erschien mit einem Tablett, stellte es vor Blue ab und zog sich dann schweigend zurück.
    Der Purlisa spitzte den Mund und nickte. »Sehen Sie?«, sagte er. »Ein jüngerer Mönch.« Er lächelte Blue triumphierend an. »Sie haben ihn überhaupt nicht abgelenkt.«

ACHTUNDFÜNFZIG
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