Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan

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reichte ihr die Zügel des Charnos.
    Nach einer langen Pause wandte Blue sich um. Die Mönche standen schweigend da und sahen zu, wie sie mit dem Tier in Richtung der Berge verschwand.

SECHSUNDSECHZIG
    D as Charno war ein merkwürdiges Tier mit mächtigen Füßen und langen Hängeohren, das auf zwei kräftigen Hinterbeinen hockte wie ein Riesenhase. Sie waren schon weit in die Bergausläufer vorgedrungen, als Blue begriff, dass es sprechen konnte.
    »Du weiß schon, dass sie dich gelinkt haben«, sagte es plötzlich.
    Blue sah es fragend an.
    »Der Abt und dieser Zwerg«, sagte das Charno. »Haben dich gelinkt.« Es hatte eine raue, kratzige Stimme, wie manche Männer sie entwickeln, wenn sie zu viel Schnaps trinken.
    »Ich wusste nicht, dass du sprechen kannst«, sagte Blue blödsinnigerweise.
    »Normalerweise sag ich auch nicht viel«, erklärte das Charno.
    »Was meinst du mit: die haben mich gelinkt?«, fragte Blue.
    »Haben ihre eigenen Pläne. Dein Freund ist noch nicht da oben.«
    Blue starrte die Kreatur an. Seltsamerweise glaubte sie ihr, zumindest, was die Pläne der Mönche anbelangte. Der Abt und der Purlisa hatten einfach zu viele seltsame Blicke gewechselt. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie sie tatsächlich belogen. Besonders beim Purlisa, der wahrscheinlichder liebenswerteste Mann war, den sie je getroffen hatte. Nach einer Pause sagte sie: »Hast du einen Namen?«
    »Charno«, sagte das Charno.
    »Ich meine, einen Eigennamen.«
    »Du kannst mich Eins nennen«, sagte das Charno. »So machen wir das hier«, fügte es hinzu, ohne genauer auszuführen, wen es mit
wir
meinte.
    »Woher weißt du denn, dass Henry noch nicht da oben ist, Eins?«, fragte Blue.
    Das Charno tippte sich mit einer seiner Vorderpfoten an die Nase. »Hab da so meine Quellen«, sagte es. Es wandte seinen Kopf mit den vorstehenden Zähnen, um demonstrativ den Berg hochzublicken. Blue folgte seiner Blickrichtung und entdeckte, dass es auf den Eingang einer Höhle schaute. »Na ja«, fügte es hinzu. »Hab gelauscht.«
    »Warum wollen der Abt und der Purlisa, dass ich da raufgehe?«
    »Der Abt nicht. Nur der wahnsinnige Zwerg.« Es benutzte eine seiner riesigen Hinterpfoten, um sich am Ohr zu kratzen.
    »Du glaubst nicht, dass da oben eine Schlange ist?«
    »
Irgendetwas
ist da oben«, sagte das Charno. »Schlange. Drache. Umpatherium. Weiß nicht. Weiß bloß, dass es noch nicht angefangen hat, deinen Jungen aufzufressen, weil der noch nicht da ist.«
    »Noch nicht?«
, wiederholte Blue.
    »Er ist nicht dort.«
    »Du sagtest
noch nicht
.«
    »Nein, hab ich nicht«, sagte das Charno schnell.
    »Doch, das hast du – zwei Mal sogar.«
    »Hab mich versprochen. Er ist nicht dort. Henry. Nicht dort.« Es blickte verstohlen weg.
    »Du sagst mir nicht die Wahrheit«, sagte Blue.
    »Doch, sag ich.«
    »Warum schaust du mir dann nicht in die Augen?«
    »Ich bin eine niedere Gattung«, sagte das Charno.
    Blue schnaubte, ein Geräusch, das sie an den Abt erinnerte. »Jetzt hör mir mal zu, Eins«, sagte sie mit fester Stimme, »wir können diesen ganzen Quatsch auch sein lassen. Der Abt und der Purlisa sind nicht die Einzigen, die einen Plan verfolgen, oder?«
    Eins starrte auf die Krallen an seinen riesigen Füßen. »Nein«, gab es verlegen zu.
    »Du willst da nicht hoch, oder?«
    »Würdest du in eine Höhle wollen mit einer Riesenschlange drin, die dich auffrisst? Na gut,
du
vielleicht, aber
ich
nicht. Ich habe da oben keinen Freund.« Das war die längste Rede, die das Charno bislang gehalten hatte, was zeigte, wie erzürnt es war.
    Aber Blue ritt weiter auf seinem letzten Satz herum. »Dann ist Henry also doch da?«
    »Nein«, sagte das Charno. »Nein, ich habe dir die Wahrheit gesagt.«
    »Aber er wird dort sein?«
    »Vielleicht«, sagte das Charno. Es starrte unschuldig in das von der Sonne gebleichte Blau des Himmels.
    Blue streckte die Hand aus und nahm die Zügel. »Komm«, sagte sie. »Wir gehen jetzt da rauf.« Einen Augenblick lang dachte sie, es könnte wie ein störrischer Esel Widerstand leisten, aber es rappelte sich auf und stapfte gehorsam hinter ihr her.
    »Hoffe, du bereust das nicht«, sagte es.

SIEBENUNDSECHZIG
    V or dem Höhleneingang befand sich ein felsiger Vorplatz. Blue blieb stehen, als sie ihn erreicht hatten. »Du musst nicht mit hineinkommen«, sagte sie.
    »Hamph«, sagte das Charno zynisch.
    »Hamph?«
, fragte Blue verärgert. »Was meinst du mit
Hamph
?«
    »Du wirst den Hammer brauchen.«
    Blue sah