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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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Priesterinnen leise reden, trank und aß etwas und erfand weiterhin Ausreden, um nicht nach Marinel sehen zu müssen. Er konnte nicht an ihrem Krankenlager sitzen, ihre Hand halten und dabei eine ungerührte Miene aufsetzen. Noch dazu, wo er noch nicht wusste, worauf er hoffte.
    Irgendwann weckte ihn eine vertraute Stimme, und anfangs hatte er das Gefühl, sie spräche durch einen Traum zu ihm. Als er sich jedoch erinnerte, woher er diese Stimme kannte, riss er sofort die Augen auf und blickte in das Gesicht des Befehlshabers der Silberritter.
    »Mein Herr«, stieß er aus und fuhr hoch. Erneut erfasste ihn ein ungewohnter Schwindel und er kniff einen Moment lang die Augen zusammen.
    »Valuar«, sagte der Befehlshaber. »Wie geht es dir?«
    Valuar blickte hoch in das ernste Gesicht und sah dann an sich hinab. Er wollte aufstehen, Haltung annehmen und seinem Herrn Respekt erweisen, aber nur im Hemd bekleidet würde er wohl eine lächerliche Erscheinung abgeben.
    »Es geht mir … ich bin unverletzt, Herr«, brachte er hervor, was der Befehlshaber mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Er zog sich einen Stuhl heran und nahm ihm gegenüber Platz.Valuar fühlte sich unwohl in seiner Aufmachung und Position, aber im Moment konnte er nichts daran ändern. Eine unzureichende Bekleidung war wohl nichts im Vergleich zu der schändlichen Tat, die er begangen hatte und von der der Befehlshaber womöglich längst wusste.
    »Habt Ihr … Wie geht es Marinel?«, fragte er, doch so fröhlich die dunklen Augen des jederzeit zu einem Scherz aufgelegten Befehlshabers sonst waren, so gefühllos blickten sie im Moment drein.
    »Die Fürstin ist bei ihr«, antwortete er und stützte seine Hände auf den Knien ab. Er blickte Valuar in die Augen und lehnte sich zu ihm vor. »Was ist geschehen?«, fragte er, und Valuar hatte große Mühe, einen gleichgültigen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Dann erzählte er von Marinels Sturz in den Gletscherspalt, wobei er seinen eigenen Part dabei ausließ. Sie war abgestürzt, mehr erzählte er davon nicht. Stattdessen berichtete er dem Befehlshaber von seinem Verstoß gegen die Regeln, indem er Magie angewandt hatte, und wie schwer und zeitaufwendig es gewesen war, sich der Macht des Wassers zu bedienen. Anschließend berichtete er noch in wenigen Sätzen von seinem Abstieg bis zur Ankunft im Tempel. Der Befehlshaber lauschte, ohne Fragen zu stellen, und ließ sich nicht anmerken, wie viel er bereits von der Geschichte gehört hatte. Die Wahrheit zu verschweigen war ein Wagnis, das wusste Valuar, doch er hoffte darauf, dass Marinel bisher noch nicht gesprochen hatte. Womöglich wurde sie gerade in diesem Moment von der Fürstin geheilt und erzählte ihr alles, doch Valuar wagte es nicht, von seiner schändlichen Tat zu berichten. Er atmete tief durch und ließ sich zurück in die Kissen sinken.
    Der Befehlshaber regte sich nicht. In seiner Silberrüstung saß er da, den dunkelblauen Umhang über die Schulter zurückgeworfen.Das schwarze Haar fiel ihm bis auf die Brust hinab. Die vorderen Strähnen waren zu dünnen Zöpfen geflochten und am Hinterkopf zusammengebunden. Es hieß, er und die Fürstin des Sonnentals wären ein Liebespaar, doch Valuar gab nichts auf solches Gerede. Dieselben Stimmen behaupteten nämlich auch, der Befehlshaber würde des Nachts in der Gestalt eines Drachen über die Burg fliegen, doch in all den Jahren, die Valuar nun schon in Lurness lebte, hatte er noch nie einen Drachen gesehen. Marinel hatte stets behauptet, er könne es nicht sehen, da er sein Gesicht immer entweder hinter poetischen Schriftstücken verbarg oder Flöte spielte, anstatt rauszugehen und in den Himmel zu blicken. Marinel …
    Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen, ehe der Befehlshaber das Wort ergriff. »Du hast sie hierhergetragen?«, fragte er, klang jedoch weder beeindruckt noch erstaunt. Er trug lediglich Fakten zusammen, was Valuar immer unbehaglicher stimmte. Er nickte. »Und du hast deine Magie mit einem zweiten Element erweitert.« Wieder nickte Valuar. Er wollte etwas sagen, war jedoch nicht in der Lage dazu. Das Warten und Bangen war beinahe schlimmer als die Offenbarung der Wahrheit. Wusste der Befehlshaber etwas oder nicht?
    »Du weißt, dass die Anwendung von Magie verboten war.«
    Valuar nickte erneut. »Das ist mir bewusst.«
    »Und trotzdem hast du das Siegel des Schattenkristalls gebrochen.«
    »Das ist richtig.«
    »Um Marinel zu retten.«
    Valuar zögerte nur einen winzigen Moment

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