Elfenmeer: Roman (German Edition)
lang. »Ja.«
»Heldenhaft, könnte man meinen.«
Er blickte seinem Befehlshaber in die Augen. Was wurde hier gespielt? Was wusste er? Valuar kam nicht dazu, nachzufragen,wie diese Worte gemeint waren, denn plötzlich ertönte ein Klopfen und die Tür öffnete sich.
Eine Elfe in gewöhnlicher Waldkleidung trat ein. Sie trug olivgrüne Hosen, dunkle Stiefel, die bis zu den Knien reichten, und ein braunes Hemd, darüber eine ärmellose Weste. An ihrem Gürtel hingen zahlreiche kleine Beutelchen. Das schwarze Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Es wurde zudem von einem silberfarbenen Haarband zurückgehalten. Ihr Gesicht wirkte sehr fein und zart, ihr Ausdruck war freundlich. Sie lächelte, als sie den Kopf zur Tür hereinstreckte.
»Ardemir«, sagte sie mit warmer Stimme, woraufhin sich der Befehlshaber sofort erhob.
»Vin.« Er bedeutete der Elfe einzutreten und wandte sich schließlich wieder ihm zu. »Valuar. Ich möchte dir Vinae, die Fürstin des Sonnentales, vorstellen.«
Valuar zog die Augenbrauen in die Stirn. Das sollte eine Fürstin sein? Sie sah aus wie eine gewöhnliche Elfe. Ja, sie war recht ansehnlich und machte einen gütigen Eindruck, aber ihr kleiner Wuchs und ihr fragiles Erscheinungsbild ließen ihn daran zweifeln, wahrlich eine Thesalis vor sich zu haben – eine Elfe aus dem Geschlecht der mächtigsten Magier. Er besann sich und wollte schnell aufspringen, um sich zu verbeugen, aber die Fürstin schüttelte den Kopf und trat an sein Bett.
»Hier«, sagte sie und reichte ihm einen Becher mit einem in der Nase brennenden Inhalt. »Trink das, und es wird dir bessergehen.«
»Fürstin …« Er blickte zu ihr hoch. »Sagt mir bitte … wie geht es Marinel? Hat sie gesprochen?«
Die Fürstin und der Befehlshaber blickten einander an, dann ließ sich die Elfe auf dem freigemachten Stuhl nieder und legte ihre Hand auf seine Schulter. »Sie ist wach«, sagtesie sanft, und Valuar spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. War dies eine gute oder eine schlechte Nachricht? Seine Gefühle überschlugen sich.
»Aber …« Die Fürstin sah noch einmal zum Befehlshaber hoch und presste einen Moment lang die Lippen aufeinander. Als sie Valuar wieder ansah, stand tiefes Mitleid in ihrem Gesicht.
»Was ist los?«, wollte er wissen und klammerte sich an den Becher in seiner Hand. »Was ist mit ihr? Was …«
»Ihre Verletzungen blieben zu lange unbehandelt, Valuar.« Sie atmete tief durch und drückte seine Schulter. »Sie ist noch verwirrt und kann sich nicht an den Sturz erinnern. Sie …«
Ein Rauschen sauste durch seine Ohren, und das Blut pochte in den Schläfen. Mit aller Mühe hielt er seine äußere Gelassenheit aufrecht und versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu halten. Die Worte der Fürstin drangen nur dumpf in das Durcheinander seiner Gedanken. Marinel konnte sich nicht erinnern. Sie wusste nicht, was er ihr angetan hatte. Sie war wach! Es ging ihr gut! Doch dann horchte er auf.
»… Knie zerschmettert. Es ist fraglich, ob beziehungsweise wann sie jemals wieder schmerzfrei gehen kann.« Die Fürstin hielt einen Moment lang inne und schloss die Augen. Valuar knüllte das knielange Hemd in seiner Hand, um sein Zittern zu verbergen.
»Sie …«
Der Befehlshaber legte die Hand auf die Schulter der Fürstin, woraufhin diese, anscheinend gestärkt, fortfuhr. »Die Erfrierungen …« Sie schluckte und schüttelte den Kopf. »Die Finger ihrer rechten Hand waren schlimm gebrochen und dann noch die Erfrierungen … Valuar, wir mussten … Marinel hat Daumen und Zeigefinger der rechten Hand verloren.«
Stille herrschte. Die Blicke der beiden Elfen ruhten auf ihm,doch er konnte sie nur fassungslos anstarren. Das musste ein Irrtum sein! Das konnte unmöglich der Wahrheit entsprechen! Die Fürstin des Sonnentals war überall für ihre Heilkräfte bekannt! Sie war eine Legende! Wo war die Macht der Thesalis? Da musste doch etwas zu machen sein, es musste …
»Aber …« Das Zittern breitete sich über seinen ganzen Körper aus, und der Inhalt des Bechers ergoss sich über seine Beine. Langsam blickte er hinab und betrachtete die grüne Flüssigkeit, die vom Bettlaken hinunterfloss. »Aber sie muss doch ein Schwert halten können«, flüsterte er. »Sie will doch ein Ritter werden. Sie muss …«
»Valuar …« Es war die Stimme des Befehlshabers. »Du hast getan, was du konntest. Du bist über dich selbst hinausgewachsen. Ohne dich wäre sie vielleicht jetzt tot.«
Valuar
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