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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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verantwortlich, und als er an ihr vorbeiblickte und erschrocken zurückwich, wusste sie, dass ihre Rettung nahte.
    In der Erwartung, Schiffe mit schwerbewaffneten Kriegern und Schattenkristallen zu sehen, drehte sie sich um, doch der Anblick, der sich ihr bot, ließ auch sie zurücktaumeln. Der Sturm hatte Farbe und Gestalt angenommen. Aus dem wirbelnden Orkan hatte sich eine dunkle Hand herausgebildet. Sie griff nach dem Schiff des Korallenfürsten, nach Liadan.
    Entsetzt blickte sie zum Korallenfürsten, dabei war er es doch, den sie fürchten sollte, nicht ihre Retter. Aber der Korallenfürst tat nichts, um sie zurückzuhalten, er setzte keine Magie mehr ein, ließ sie nicht unter Deck zerren. Er stand nur da inmitten des peitschenden Windes und sah sie an.
    »Es ist noch nicht vorbei!«, hörte sie ihn gegen das zunehmende Heulen und Rauschen rufen. »Das Böse gewinnt niemals! Ich werde zurückkommen! Stärker als je zuvor! Ich werde Verbündete finden!«
    Liadan wollte gerade etwas erwidern, als sie plötzlich den Boden unter den Füßen verlor. Mit einem unterdrückten Aufschreistreckte sie die Hände aus, suchte nach etwas, woran sie sich festhalten konnte, doch da war nur reißende Luft, die ihr Tränen in die Augen trieb.
    Sie wurde gerettet! Endlich! Es war so weit, sie kehrte nach Hause zurück.
    Durch den wirbelnden Schleier blickte sie hinunter auf das Schiff des Korallenfürsten, das sich immer weiter entfernte. Sie hatte seine Stimme im Kopf: Das Böse gewinnt niemals. Das Böse! Das war es, was sie zu bekämpfen geschworen hatte, und der Mann, der ihr von dort unten hinterherblickte, nannte ausgerechnet sie böse. Ein Hieb, den er nicht präziser hätte setzen können. Doch der Korallenfürst spielte keine Rolle mehr. Sie war in Sicherheit. Sie war wieder die Königin.

    *
    Liadan landete unsanft an Deck eines Rinieler Kriegsschiffes, doch anders als damals, als der Korallenfürst sie mit Hilfe des Meeres in sein Schiff gehoben hatte, stürzte sie zumindest nicht auf den Boden. Sie konnte sich auf den Beinen halten, und kaum berührten ihre Füße die Planken, verzog sich auch der Sturm. Um sie herum standen Ritter und Seefahrer, und alle gingen auf ein Knie nieder. Schweigen herrschte an Deck, einzig das Flattern zerfetzter Segel war zu hören. Aus den Augenwinkeln nahm Liadan wahr, wie die Freiheit des Korallenfürsten wendete und sich Richtung Kristallkönigin begab. Zwischen dem Piratenschiff und den Rinielern hatte der Korallenfürst das Meer geteilt, sodass niemand einen Versuch unternehmen konnte, ihm zu folgen.
    Liadan sah wieder auf die versammelte Mannschaft, die immer noch auf eine Regung von ihr wartete, und so bedeutete sie den Leuten mit einer knappen Handbewegung aufzustehen.Eine Frau kam auf sie zu, in weiten Gewändern und mit dunklem, kurzgeschnittenem Haar.
    »Majestät.« Sie machte einen ähnlich kläglichen Knicks wie einst die Menschenfrau Nayla, deren Körper nun am Grund des Meeres lag. So lange schien es her zu sein, und ein Anflug von Bedauern überkam Liadan, doch sie verdrängte das Gefühl und konzentrierte sich auf ihr Gegenüber.
    »Ich bin die Kapitänin der Sturmböe und heiße Euch auf meinem Schiff willkommen.«
    Liadan nickte nur und sah sich zwischen den Rittern nach einem vertrauten Gesicht um. Sie wollte mit ihresgleichen sprechen und nicht mit Rinieler Seefahrern, die weniger ihr als Fürst Averon verbunden waren. So, wie es aussah, hatte Ardemir die erfahrenen Ritter jedoch für die Verteidigung der Minen dabehalten, so, wie es für den Ernstfall vorgesehen gewesen war. Vor ihr reihte sich ein Jüngling neben den anderen.
    Doch dann löste sich ein Silberritter aus dem Gedränge am Oberdeck, den Liadan sofort am weißgoldenen Haar erkannte, das glänzend fein auf die gepanzerte Brust fiel. Dunkle Augen blickten ihr aus einem scharf gezeichneten Gesicht entgegen, und die Art, wie er den mitternachtsblauen Umhang über die Schulter zurückwarf und sich mit geschmeidiger Eleganz auf Valdoreener Art verneigte, brachte ihr Herz zum Flattern. Ihr Blick fiel auf das Schwert an seiner linken Seite, und ein grauenvoller Schmerz zog durch ihren Brustkorb. Er war nicht ihr Weißer Ritter. Er war lediglich eine ungenügende Nachbildung. Deutlich spürte sie das Reißen an ihrer Seele, doch ihre Befreiung hatte ihr zumindest so viel Kraft zurückgegeben, um das nichtssagende Lächeln in ihrem Gesicht aufrechtzuerhalten. Inmitten ihrer Ritter fiel es ihr leichter, eine

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