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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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breitete der Korallenfürst gerade seine Arme aus. Die Wellen bäumten sich immer höher auf, zogen die beiden Flüchtenden zurück zum Feind.
    »Marinel …!« Sie musste nichts weiter sagen, da rannte die junge Elfe schon an ihr vorbei zur Bordwand und hob die Arme, die sie in weiten Kreisen über sich schwang. Ein Orkan griff aus den Wolken herab, und Liadan hielt den Atem an. Konnte es gelingen?
    »Keine Sorge, Majestät!«, rief die Elfe über den Sturm hinweg, ohne sich zu ihr umzudrehen. »Der Pirat ist zu nahe an der Kristallkönigin . Ich hole den Kapitän zurück.«

Marinel
    »Herr Arn, Ihr seid angeklagt wegen Piraterie, der Beteiligung an der Tötung von mehr als dreitausend Untertanen ihrer Majestät Königin Liadan und dem Kapern von über fünfhundert Schiffen des Fürsten Averon von Riniel in einem Zeitraum von hundert Jahren. Die übliche Strafe für Piraterie lautet Tod durch Ertrinken.«
    Ein Raunen ging durch die Halle, und Marinel verstärkte ihren Griff um das Geländer der Galerie, von der aus sie auf den Angeklagten hinabblickte. Hoch aufgerichtet stand er in einem mit Rüschen versehenen weißen Hemd und schwarzen Hosen da, die kniehohen Stiefel blankpoliert. Die kahlen Streifen auf seinem Kopf waren nachgeschoren, das verbliebene goldfarbene Haar ordentlich zusammengebunden. Man hätte meinen können, er ginge auf ein Bankett anstatt zu seinem Urteilsspruch. Er hielt den Kopf hoch, blickte dem Richter direkt ins Gesicht, und obwohl Marinel sein Antlitz aus diesem Winkel nicht erkennen konnte, bekam sie bei der Gefühlskälte, die von seiner ganzen Haltung ausging, eine Gänsehaut. Sie wusste noch nicht einmal, warum sie sich zur Verhandlung und dem Urteilsspruch hierherbegeben hatte. Arn sollte ihr nichts mehr bedeuten, er hatte ihr doch nie so viel bedeutet, um solche Trauer in ihr zu wecken. Sie hatten einen einzigen Moment geteilt, mehr nicht, und doch schmerzte der Verlust.
    Es erschien ihr lächerlich, dass er wegen Piraterie verurteilt werden sollte, nachdem er in seinem ganzen Leben kein Pirathatte sein wollen und von seinem Vater zu diesen schändlichen Taten getrieben worden war. Zudem hatte Arn der Königin geholfen, hatte die Rinieler unterstützt, und nun sollte er dafür sterben. Für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte. Zu jeder Piratentat war er gezwungen worden, und ansonsten hatte er der Königin als Spion gedient. Wenn das Gericht ihn für etwas bestrafen wollte, wieso dann nicht für sein tatsächliches Verbrechen? Für die unnötig grausame Behandlung eines Feindes? Für die Folterung einer Gefangenen? Damit hatte er gegen das Gesetz verstoßen, er hatte sich selbst zum Richter gemacht und nicht nur die Ehre mit Füßen getreten, sondern auch seiner Königin Schande bereitet. Eine unbeschreibliche Tat, die noch nicht einmal Erwähnung vor dem Gericht fand, denn schließlich hatte sie dem Fürsten genützt. Also musste er sich für seine Dienste im Sinne der Königin verantworten, was diesen ganzen Prozess zu einem schlechten Schauspiel machte.
    Irgendjemand musste aber bestraft werden, und da die Piratenkapitäne entweder tot oder entwischt waren, musste Arn mit der Rolle als Schuldiger vorliebnehmen. Es war unmöglich, den Leuten von der Entführung der Königin zu erzählen, danach ihre Freilassung zu feiern und dann niemanden aufs Schafott zu schicken. Die Leute brauchten Hassfiguren, so, wie sie Helden brauchten.
    Marinel hatte gedacht, Arn könnte solch ein Held sein, aber er war den falschen Weg gegangen. Einen Weg, den sie ihm nie verzeihen könnte und dessen Gräuel sie immer noch vor sich sah. Und doch fand sie sich in diesem Saal wieder. Etwas in ihr sagte, dass er büßen musste, aber gleichzeitig wollte sie nicht, dass er starb.
    Fast bereute sie es schon, ihn gemeinsam mit dem Herrn Esteraz aus dem Wasser gefischt zu haben. Doch was hätteihn bei den Piraten erwartet? Arn musste gewusst haben, dass die königliche Gerichtsbarkeit gnädiger sein würde als die der Piraten, auch wenn Marinel schon allein bei dem Gedanken an einen Tod durch Ertrinken graute. Nachdem Arn aber gleich zwei Piratenkapitäne auf dem Gewissen hatte, wären die Piraten wohl sehr viel grausamer gewesen. Das musste Arn zur Flucht getrieben haben. Die Piraten waren so damit beschäftigt gewesen, die Schiffe voneinander zu lösen und die Kristallkönigin seetüchtig zu machen, dass selbst die Wachen unaufmerksam gewesen waren. Arn hatte dem Herrn Esteraz geholfen, ihm die Fesseln

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