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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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in den Weg stellte, einfach von sich, sodassdieser ob seiner Überraschung gegen das Geländer des erhöhten Weges fiel. Sie strauchelte selbst, das Schiff machte Bewegungen, die keinen natürlichen Ursprung hatten. Ein Wanken zu dieser Seite, ein Holpern zur anderen, eine halbe Drehung um die eigene Achse … Doch Liadan hangelte sich entlang des Geländers weiter und kniff noch nicht einmal mehr die Augen zusammen, als das salzige Wasser mit den Sturmböen ihr Gesicht benetzte.
    »Holt die Königin von der Laufbrücke!«, hörte sie einen Piraten rufen, aber sie kümmerte sich nicht darum.
    Mit beiden Händen umklammerte sie den Rock ihres geliehenen Menschenkleides und stürmte aufs Vordeck und weiter zum Bug, wo der Korallenfürst auf einem scharf aus dem Schiff herausragenden Rundpfahl stand. Wie eine Lanze, die jeden Feind aufzuspießen drohte, ragte der Pfahl aus dem Vorderteil des Schiffes, und er war mit unzähligen Tauen verbunden, die vom Mast, den Querstangen der Segel und von sonstwo herführten. Ein wenig sah er aus wie ein zusätzlicher Mast, nur dass er nicht hoch aufragte, sondern schräg nach vorn aus dem Schiff herausführte. Aber was wusste sie schon über Schiffe?
    Der Korallenfürst hielt sich nirgendwo fest, im Gegenteil. Er hatte die Arme ausgebreitet, und mit den Händen machte er eine lockende Bewegung, als riefe er die Rinieler Schiffe zu sich. Die Wellen führten zu ihm, zum Abgrund, der sich vor ihm auftat.
    »Hört sofort auf!« Liadan blieb unter ihm stehen und schrie gegen den tosenden Wind und das Rauschen der Wellen an. »Ihr tötet Unschuldige! Hört auf!«
    Der Korallenfürst reagierte nicht, und Liadan war sich nicht sicher, ob er sie nicht hörte oder absichtlich ignorierte. Seit ihrem kleinen privaten Zusammenstoß in seiner Kajüte hatte er sie wieder wie eine Gefangene behandelt, wenn auchnicht grausam. Liadan war darüber erleichtert gewesen, hatte sein kühles Verhalten es ihr doch leichter gemacht, die schwelende Glut in ihrem Inneren zum Erlöschen zu bringen. Doch jetzt wünschte sie, er stünde ihr so nah, dass er auf sie hörte. Vielleicht hätte sie ihn verführen sollen, ihn gefügig machen, sodass er ihr jeden Wunsch gewährte. Vielleicht hätte sie seine Liebe nähren sollen, sodass er es nicht übers Herz brachte, ihre Schiffe mit dieser Gefühlskälte in den Abgrund zu führen. Vielleicht … Nein. Liadan stieß die Luft aus, hob ihren Rock und kletterte auf die Bordwand. Der Wind zerrte an ihrem Kleid, wehte ihr das schulterlange Haar ins Gesicht und drohte sie zurückzureißen, doch Liadan klammerte sich an einem straff gespannten Tau fest. Sie war keine Hure, die sich Wohlverhalten mit ihrem Körper erkaufte, sie war die Königin, und sie war bereit zu kämpfen. Sie war nicht mehr dieselbe, die der Korallenfürst aus ihrem Palast entführt hatte, und das würde er jetzt auch merken. Er wollte sie ignorieren? Sollte er nur versuchen, Magie zu wirken, mit ihr an seiner Seite.
    »Hört sofort damit auf!« Sie packte den Korallenfürsten am Oberarm und riss ihn zu sich. »Stoppt diesen Wahnsinn, das ist ein Befehl!«
    Der Korallenfürst fuhr zu ihr herum, als hätte er sie tatsächlich erst jetzt bemerkt. Beinahe verlor er sein Gleichgewicht, doch er griff ebenfalls in die Taue und richtete sich dann wieder auf dem Rundholz auf.
    »Liadan!« Er starrte sie aus großen silberfarbenen Augen an, und die Strähnen, die sich im Sturm aus seinem Zopf gelöst hatten, flatterten wild um sein blasses Antlitz. »Was tust du hier?! Geh sofort unter Deck, hier ist es …« Ein Knall erscholl, und noch ehe Liadan sichs versah, hatte der Korallenfürst sie mit einem Arm umschlungen und zu sich auf denHolzpfahl gehoben. Er drehte sie herum, beugte sich über sie und schützte ihren Körper vor den Rinieler Schiffen. Ihren Kopf auf seine nackte Brust gedrückt, hielt er sie fest, während auf seinem Schiff Holz barst und Schreie erklangen, die kaum von einem Elfen stammen konnten. Schreie, die Liadan in ihrem Leben schon zu oft gehört hatte. Schmerz. Tod.
    Liadan zwang sich, die Augen offen zu halten und hinzusehen, als eine magische Böe einen Piraten von einer hoch oben liegenden Querstange herunterriss. Sie sah, wie er im hinteren Teil auf dem erhöhten Deck aufprallte, gleich neben dem Steuerrad. Wie blutende und verwundete Elfen auf den Planken lagen, die dem Schrot der Kanonen nicht hatten entkommen können. Sie sah erneut, was Krieg bedeutete.
    »Gebt auf«, hörte sie

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